Überall Licht aus? Wie die Kommunen in NRW Energie sparen wollen

Stand: 25.07.2022, 09:32 Uhr

Brunnen abschalten, Heizungen runterdrehen, Sehenswürdigkeiten nachts nicht mehr beleuchten: NRW-Kommunen wollen mit massiven Einsparungen auf die Energiekrise reagieren.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will angesichts der drohenden Energiekrise mit gutem Beispiel vorangehen: Sein Berliner Amtssitz Schloss Bellevue wird künftig nachts in der Regel nicht mehr angestrahlt, teilte das Bundespräsidialamt am Montag mit. Schon seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs suchen auch die NRW-Kommunen intensiv nach Möglichkeiten, Energie einzusparen.

"Wo es geht, werden zum Beispiel Straßenbeleuchtungen reduziert, Klimaanlagen heruntergedreht, der Warmwasserverbrauch in öffentlichen Gebäuden gedrosselt", sagte Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW, am Montag. Aktuell würden auch die Heizanlagen in vielen öffentlichen Gebäuden technisch geprüft. Das sei wichtig, damit während der Heizperiode keine Energie verschwendet werde.

"Ein weithin sichtbares Symbol dafür, dass wir alle etwas beitragen müssen" Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages

Alle Hebel in Bewegung setzen

Zu den Maßnahmen gehört auch, Sehenswürdigkeiten nachts nicht mehr oder nur verkürzt zu beleuchten. Die meisten Beleuchtungsanlagen verbrauchten zwar nur wenig Energie. "Aber es ist auch ein weithin sichtbares Symbol dafür, dass wir alle etwas beitragen müssen", so Dedy. Auch bei Wasserspielen oder Brunnen biete es sich an, diese in der Nacht abzustellen.

Die Kommunen wollten in den nächsten Wochen nach und nach ihre Konzepte für Einsparmöglichkeiten vorlegen. Vielfach sollen die Stadtparlamente darüber abstimmen.

Der NRW-Städtetag betonte, Maßnahmen wie die Beleuchtung von Brunnen oder Bauwerken abzuschalten allein reichten nicht. "In der aktuellen Lage, in der wir mit Energieengpässen im Winter rechnen müssen, ist es wichtig, jetzt alle Hebel in Bewegung zu setzen", sagte Dedy.

Die "Giftliste" mit Sparvorschlägen

Folgende Optionen werden aktuell in den Kommunen in Erwähnung gezogen:

  • bestimmte Straßenlaternen und Ampeln nachts ausschalten
  • Brunnen nachts ausschalten
  • Verzicht auf warmes Wasser in Rathäusern, Museen und Sporthallen,
  • Klimaanlagen und die Wassertemperatur in Schwimmbädern herunterregeln
  • Lüftungen ausschalten
  • auf Außenbeleuchtung von historischen Gebäuden verzichten
  • schneller auf LED umrüsten
  • während der Heizperiode Absenken der Temperatur in öffentlichen Gebäuden und Schulen

Insbesondere der letzte Punkt, also weniger Heizen in Schulen, ist noch umstritten: Die Landeselternkonferenz erklärte bereits vor Wochen, eiskalte Klassenzimmer seien für Kinder und Jugendliche unzumutbar.

Das planen einzelne Städte ganz konkret

Die Stadt Aachen hat angekündigt, als Sparmaßnahme bei allen Brunnen nachts Licht und Pumpen abzuschalten. Auch würden historische Gebäude wie das Rathaus, das Theater und einzelne Denkmäler nur noch wenige Stunden beleuchtet.

In Köln gibt es seitens des Domkapitels noch keine Initiative, den Kölner Dom nachts nicht mehr zu beleuchten. Aber durch die Neugestaltung der Außenbeleuchtung werde man den Energieverbrauch deutlich reduzieren. Im August will der Stadtrat über weitere Einschränkungen abstimmen.

Wuppertal schränkt die Öffnungszeiten der städtischen Saunen ein, die Wassertemperaturen in den Bädern werden reduziert.

In Hilden sollen in Schulen und Turnhallen bis Ende September 2022 die Heizungen sowie zentrale Warmwasserbereitung abgestellt werden. "Indem wir darauf verzichten, durchgehend warmes Wasser vorzuhalten, können wir unseren Gasverbrauch erheblich senken", erklärte der Hildener Baudezernent Peter Stuhlträger.

Die Stadt Essen hat eine Projektgruppe gegründet, die Sparpotenziale identifizieren soll. Das reiche vom Ausschalten des Lichts bei nicht dauerhaft genutzten Räumen und niedrigeren Raumtemperaturen bei längerer Abwesenheit bis zum generellen Absenken von Raum- und Wassertemperaturen in städtischen Gebäuden.

Auch die Stadt Münster prüft "Maßnahmen zur Energieeinsparung in der kommenden Hallenbadsaison", wie sie mitteilte.