SPD für Test-Offensive statt Lockdown

Stand: 02.03.2021, 16:50 Uhr

Vor dem Bund-Länder-Treffen über die weiteren Corona-Maßnahmen fordert die SPD ein Ende des Lockdowns. Eine große Test-Offensive solle neue Freiräume für die Bürgerinnen und Bürger bringen.

Von Martin Teigeler

Mit einer massiven Ausweitung der Corona-Tests soll der "sture Lockdown" beendet werden. Diesen Vorschlag machte NRW-SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty am Dienstag in Düsseldorf. Drei Wissenschaftler stellten einen Vorschlag für ein digitales Test-System den SPD-Abgeordneten und anschließend via Zoom den Medien vor.

Mindestens 8,5 Millionen Corona-Tests sollen pro Tag in Deutschland durchgeführt werden, so der Vorschlag der Forscher. Der Spitzenwert habe 2020 in Deutschland bei nur 1,6 Millionen Tests pro Woche gelegen.

Kutschaty: Selbsttests statt Lockdown

Bei den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch müssten "klare Perspektiven" für einen "Ausweg aus dieser verfahrenen Situation" aufgezeigt werden, sagte Kutschaty und forderte "Corona-Freiräume". Man müsse mit Covid-19 und Mutationen in den nächsten Jahren leben und das Virus unter Kontrolle bekommen.

Es sei an der Zeit, endlich auf eine Strategie des "testen, testen, testen" zu setzen, sagte Kutschaty. Auch wenn Selbsttests nicht zu 100 Prozent genau seien, könnten sie einen "deutlichen Befreiungsschlag" bringen.

Über mehr Corona-Tests reden Politiker schon seit Monaten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) musste sein Versprechen für kostenlose Schnelltests ab 1. März wieder einkassieren. Seit der vergangenen Woche sind Corona-Selbsttests für den Hausgebrauch in Deutschland zugelassen. Tests dürften am Mittwoch also ein Thema der Beratungen sein.

Forscher: Infektionsketten unterbrechen

Drei Wissenschaftler stellten in Düsseldorf gemeinsam mit Kutschaty eine umfassende digitale Teststrategie vor. Der flächendeckende Einsatz von Schnelltests könne zum "Gamechanger" in der Pandemie werden, um Infektionsketten zu unterbrechen und den Lockdown zu überwinden, sagte Ralph Brinks, Epidemiologe an der Privat-Universität Witten/Herdecke.

Gerade im Kampf gegen Corona-Mutationen seien mehr Tests wichtig, sagte Paul J.J. Welfens, Volkswirt an der Bergischen Universität Wuppertal. Andere EU-Länder wie Dänemark machten dies vor. Welfens forderte Quarantäne-Hotels für Menschen, die positiv getestet wurden. Zugleich kritisierte er, dass dutzende Städte in NRW keine Testzentren hätten.

"Kette von Digitalversagen"

Alexander Markowetz, Professor für Informationssysteme an der Philipps Universität Marburg, kritisierte eine "Kette von Digitalisierungsversagen", die in der Corona-Pandemie in Deutschland deutlich geworden sei. Der Wissenschaftler beschrieb ein mögliches Test-Modell. Jeder Bürger könne sich demnach privat selbst testen.

Ein negatives Ergebnis soll in einer App registriert werden. Der Bürger erhält einen QR-Code, der etwa zwölf Stunden lang gültig ist: Für diese Zeit wäre man "freigetestet“ - und könnte shoppen oder anderen Freizeitaktivitäten nachgehen.