Landesbeamte kritisieren Umgang mit Künstlicher Intelligenz
Stand: 22.04.2024, 15:20 Uhr
Der richtige Umgang mit Künstlicher Intelligenz war großes Thema bei der USA-Reise von Ministerpräsident Wüst. Zuhause am Rhein kann er das Gelernte gleich anwenden, denn in der Landesverwaltung rumort es beim Thema KI.
Von Rainer Striewski
Eigentlich müsste er derzeit mehr als genug zu tun haben: Der "Chief Information Officer" (CIO) der Landesregierung ist als Beauftragter des Landes zuständig für die Informationstechnik, für strategische Steuerung und IT-Sicherheit. In Zeiten von ChatGPT und Künstlicher Intelligenz also ein schier unerschöpfliches Betätigungsfeld.
Das Problem dabei: NRW hat derzeit gar keinen CIO. Die Stelle ist unbesetzt, seit Andreas Meyer-Falcke im November in den Ruhestand getreten ist. "Zur Besetzung der Stelle des CIO finden derzeit Gespräche statt", hieß es aus dem Digitalministerium NRW.
Mitarbeiter kritisieren "faktische Abschaffung des CIO"
Die Beschäftigten der Landesverwaltung haben sich deshalb schon im März hilfesuchend an Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gewandt: "Trotz der breiten Verfügbarkeit von KI weiß die Landesverwaltung in der Breite wenig bis nichts über die Funktionsweisen, die Verarbeitungsformen und -orte und ebenso wenig hat sie die Auswirkungen im Blick", heißt es in einem Brandbrief, der dem WDR vorliegt und über den die WAZ am Montag zuerst berichtete.
Die "faktische Abschaffung des CIO und der koordinierenden Strukturen" führe dazu, dass "die mühsam errungene Einigkeit in den Infrastrukturfragen Digitalisierung und IT im Eiltempo erodiert", kritisieren die Verfasser.
"Für die Landesverwaltung eine Katastrophe"
Während sich Landeschef Wüst auf seiner USA-Reise im Silicon Valley die Möglichkeiten von KI vorführen ließ, rumort es in den Amtsstuben am Rhein. "Frustriertes Personal" verlasse die Landesbehörden, weil es an einem kompetenten Umgang mit KI fehle, heißt es in dem Brandbrief. "Das ist für die Landesverwaltung eine Katastrophe", kritisiert die Arbeitsgemeinschaft der Hauptpersonalräte.
Weil im amtlichen Schriftverkehr keine offizielle Linie bestehe für Programme wie "Microsoft Copilot" oder ChatGPT, gebe es einen "verdeckten" und experimentellen Einsatz von KI, so die Unterzeichner des Briefes. Darin fordern sie unter anderem ein Moratorium für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz, bis die Grundlagen einer sinnvollen Koordination gegeben seien.
Landesregierung für offenen Umgang mit KI
Behörden-Mitarbeiter sollen sich mit KI bechäftigen
Die NRW-Staatskanzlei bestätigte auf Nachfrage den Eingang des Briefes. "Die Landesregierung wird diesen zeitnah beantworten", teilte eine Sprecherin mit. Die Landesregierung stehe dem Einsatz von KI grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. "Bei der Nutzung von KI-Modellen und Anwendungen halten wir uns zudem an geltendes Recht und gesetzliche Bestimmungen", so die Sprecherin weiter. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen ausdrücklich ermuntert werden, "sich mit den Möglichkeiten dieser Neuerungen in Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit offen, tolerant und vor allem wissbegierig zu beschäftigen."
Julia Eisentraut, Sprecherin für Digitalisierung und Wissenschaft der Grünen-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, verwies zudem auf die Taskforce "Künstliche Intelligenz im Bildungswesen". Landespolitisch wäre die zentrale Frage: "Wie vermitteln wir Grundkompetenzen zu Künstlicher Intelligenz in Schule, Studium, Ausbildung und Weiterbildung?" so Eisentraut. "Wir brauchen eine Diskussion darüber, wie wir KI so gestalten und den Einsatz kontinuierlich begleiten, dass wir Menschen profitieren und alle teilhaben können."
KI-Einsatz gegen Extremismus
Deutlich mehr Künstliche Intelligenz möchte hingegen schon jetzt NRW-Verfassungsschutzchef Jürgen Kayser nutzen - allerdings nicht bei Verwaltungsaufgaben, sondern bei der Bekämpfung von Extremismus. "Es gibt Möglichkeiten, durch Künstliche Intelligenz das Internet gezielt zu durchforschen", erklärte er im Westpol-Interview:
Über das Thema berichten wir am Montag auch im WDR 5-Westblick.