Rhein-Kreis Neuss: Alarmierungsfehler über NINA-App führte zu falscher Warnung

01:50 Min. Verfügbar bis 20.12.2025

Rhein-Kreis Neuss: Alarmierungsfehler über NINA-App führte zu falscher Warnung

Stand: 20.12.2023, 16:10 Uhr

Aufgrund eines Alarmierungsfehlers wurde durch die Leitstelle des Rhein-Kreises Neuss eine Warnmeldung über die NINA-App ausgelöst. Der Kreis warnte versehentlich vor einer "extremen Gefahr" wegen belasteter Kliniken.

Die Bevölkerung im Rhein-Kreis Neuss ist am Dienstagabend über die NINA-Warnapp gebeten worden, die Notrufe für lebensbedrohliche Notfälle freizuhalten. Es bestehe eine "extreme Gefahr" wegen belasteter Kliniken. Eine solche Gefahr bestehe zwar nicht, teilte die Leitstelle des Kreises am späteren Abend mit. Trotzdem sei es in den Krankenhäusern im Kreis gestern zeitweise zu hohen Belastungen gekommen. Grund für den Fehlalarm war offensichtlich ein vorschnelles Drücken des Knopfes.

Entwarnung im Rhein-Kreis Neuss über die NINA-App

Entwarnung im Rhein-Kreis Neuss über die NINA-App

"Bevor eine Warnmeldung über die NINA-App veröffentlich wird, wird sie in der Regel über die Führung der Leitstelle oder die Führungsebene der Kreisverwaltung abgestimmt. Das ist in diesem Fall nicht passiert.", sagte der Sprecher des Rhein-Kreis-Neuss, Benjamin Josephs, dem WDR. Hinzu sei gekommen, dass die Warnung versehentlich als "extreme Gefahr" eingestuft wurde. Somit seien es zwei Versehen auf einmal gewesen, so Josephs weiter. Er führt das auf die hohe Arbeitsbelastung und den hohen Krankenstand zurück - sowohl im Gesundheitswesen, als auch in der Kreisleitstelle.

Intensivstationen und Notaufnahmen waren zeitweise überlastet

Die vier Akutkrankenhäuser im Rhein-Kreis Neuss meldeten den Angaben zufolge am Dienstag zeitversetzt oder zum Teil auch gleichzeitig, dass ihre Intensivstationen und Notaufnahmen ausgelastet seien. Deswegen könne es bei der Patientenversorgung zu längeren Wartezeiten kommen.

Zwar war es am Dienstag zu einer außergewöhnlich hohen Zahl an Einsätzen für den Rettungsdienst gekommen. Gleichzeitig hatten viele Patienten eigenständig die Notaufnahmen in den Krankenhäusern aufgesucht. Diese Lage habe sich am späten Abend aber wieder entspannt.

"Die Patienten strömen zu uns"

Dr. Matthias Laufenberg, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin im Lukaskrankenhaus

Dr. Matthias Laufenberg

Generell seien die Stationen und auch die zentrale Notaufnahme beispielsweise im Neusser Lukaskrankenhaus extrem voll, meint Dr. Matthias Laufenberg, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin im Lukaskrankenhaus: "Die Patienten strömen zu uns." Ein Problem dabei seien viele kranke Mitarbeiter: "Der Krankenstand ist doppelt so hoch wie normalerweise. Das belastet unser Personal natürlich immens."

Die Warnung über die NINA-App am Dienstagabend hätten die Mitarbeiter deutlich gespürt, erzählt Laufenberg: "Aber es hat nicht zu einer Abnahme der Patientenzahl geführt, sondern zu einer noch höheren Arbeitsbelastung." Viele Patienten hätten aufgrund der Warnung angerufen und sich erkundigt, ob beispielsweise Termine für Operationen in den kommenden Tagen stattfinden würden.

In dringenden Fällen: Kassenärztlicher Bereitschaftsdienst

Lukaskrankenhaus in Neuss

Lukaskrankenhaus Neuss

Im Lukaskrankenhaus ist die Sorge vor einer hohen Zahl an Patienten vor den Feiertagen groß. Laufenberg appelliert deshalb an die Patienten, nur in wirklichen Notfällen in die Zentralambulanz zu kommen: "Wenn keine akute lebensbedrohliche Erkrankung vorliegt, sind wir als Notaufnahme der falsche Ansprechpartner."

Auch die Kreisleitstelle bittet grundsätzlich, nicht dringliche oder lebensbedrohliche Notfälle prinzipiell über den Hausarzt in den dafür vorgesehenen Sprechzeiten oder außerhalb der Sprechzeiten über den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst (Tel.: 116 117) abklären zu lassen und die Notrufnummer 112 (Rettungsdienst und Feuerwehr) für lebensbedrohliche Notfälle freizuhalten.

Der kassenärztliche Bereitschaftsdienst hilft außerhalb der Sprechstundenzeiten bei Erkrankungen, die sonst in einer Arztpraxis behandelt werden und deren Behandlung nicht bis zum nächsten Tag warten kann. Die Notfallpraxen in Dormagen, Grevenbroich und Neuss stehen außerhalb der regulären Sprechzeiten der Hausärzte zur Verfügung.

Unsere Quellen:

  • Mitteilung der Leitstelle des Rhein-Kreises Neuss
  • Reporter vor Ort
  • Interview mit Dr. Matthias Laufenberg