Elektro-Autos: Ladeinfrastruktur muss deutlich ausgebaut werden

Stand: 19.10.2022, 19:23 Uhr

Eine Million öffentliche Ladestationen für Elektro-Autos bis 2030 - dafür will die Bundesregierung sorgen. Wie ist der aktuelle Ausbaustand in NRW?

In NRW gibt es gut 12.000 Ladestellen - mehr als in den meisten anderen Bundesländern. In Bayern und Baden-Württemberg, wo deutlich weniger Menschen leben, gibt es aber noch mehr. Die meisten Ladesäulen stehen in den Ballungsgebieten, im Ruhrgebiet und im Rheinland. Schlechter ist die Infrastruktur auf dem Land. 

Ladeinfrastruktur ist in den Ballungsräumen besser 

In der Eifel, im Sauerland oder im Münsterland müssen Autofahrer mit dem E-Auto vorausschauender unterwegs sein, um nicht mit leerer Batterie liegen zu bleiben. Allerdings: Auf dem Land haben mehr Elektro-Autofahrer eine private Wallbox, also einen Ladeanschluss bei sich am Haus. Diese Möglichkeit haben viele Elektroautobesitzer in den Großstädten nicht.

Zehntausende Ladesäulen innerhalb von acht Jahren

Aktuell fahren in NRW über 160.000 Elektro-Autos auf den Straßen, bis 2030 werden es schätzungsweise zehn Mal so viele sein. Selbst wenn man berücksichtigt, dass es in Zukunft immer leistungsfähigere Ladestationen gibt, müssen in den kommenden acht Jahren mehrere zehntausend zusätzliche Ladesäulen gebaut werden.

Anders als Autos mit Verbrennungsmotor werden elektrische PKW meist nicht an der Tankstelle aufgeladen, sondern da wo sie stehen, wenn sie nicht gebraucht werden. Also zum Beispiel an Ladesäulen auf dem Firmenparkplatz bei der Arbeit. "Ich glaube, dass vor Ort die Arbeitgeber eine große Relevanz haben werden", sagt Horst-Heinrich Gerbrand vom Städte- und Gemeindebund in Bezug auf die Bereitstellung von Ladesäulen, "und natürlich auch der Wohnungsbau". 

Schnellere Genehmigungen als bisher

Der Bau von Ladesäulen soll den Plänen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zufolge schneller genehmigt werden als bisher. Der Verkehrsminister hofft so auf Investoren, die mit ihrem Geld den Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigen. Überall da, wo eine Unterversorgung droht, soll aber mit öffentlichem Geld geholfen werden. Zum Beispiel in den Innenstädten, wo die meisten Menschen keinen Platz haben für eine eigene Ladestation.

Kritik: Zu wenig Wettbewerb bremst den Ausbau

Der Vorstoß erntet aber auch Kritik: Der Ökostromanbieter "Lichtblick" zum Beispiel beklagt, dass ein richtiger Wettbewerb nicht möglich ist, weil in vielen Städten fast alle Ladesäulen von kommunalen Anbietern betrieben werden, die dann ihren eigenen Strom verkaufen. In Köln ist das zum Beispiel "Rheinenergie". 

Andere Anbieter können ihren Strom an diesen Ladesäulen zwar auch anbieten, müssen dafür aber eine Gebühr bezahlen, sodass ihr Strom deutlich teurer ist. Das bremse den Wettbewerb und damit den schnellen Bau neuer Ladesäulen aus, sagt ein Sprecher des Ökostromanbieters.