Erste Kontrollnacht gegen Messergewalt in NRW-Großstädten

Stand: 12.06.2023, 07:11 Uhr

Die Polizei hat am Samstagabend in den Ausgeh-Vierteln mehrerer NRW-Großstädte intensive Kontrollen durchgeführt. Dabei sind verbotene Gegenstände wie Waffen und Messer gefunden worden.

Fast 4.800 Personen wurden am Samstagabend in ganz NRW von der Polizei kontrolliert, so das Innenministerium. Über 1.000 Polizeibeamte sollen demnach im Einsatz gewesen sein, unter anderem wurde in den Waffenverbotszonen in Köln und Düsseldorf kontrolliert. Dabei wurden 46 Messer sichergestellt sowie 14 weitere verbotene Waffen oder Gegenstände, wie Softair Pistolen. 15 Personen wurden vorläufig festgenommen.

Wie schon bei vergangenen Kontrollschwerpunkten nutzte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auch diesmal die Chance sich vor Ort zu zeigen. Dabei sagte er, der Einsatz beweise, "dass es da etwas zu tun gibt". Die Polizei zeige die Grenzen des Erlaubten auf, so Reul: "Mit den Kontrollen wollen wir niemanden ärgern, sondern zeigen, dass das Mitführen von Messern nicht normal und nicht erwünscht ist."

"Mit was die Leute rumrennen, wenn sie feiern wollen, ist mir schleierhaft. Messer gehören in die Küche, aber nicht zum Feiern. Das wird wiederholt, da können Sie ganz sicher sein." Herbert Reul, NRW-Innenminister (CDU)

Einsätze in Dortmund, Düsseldorf, Bonn, Münster, Köln und Aachen

In Düsseldorf hat die Polizei am Samstagabend den wichtigsten Zugang zur Altstadt abgeriegelt - sie ist als Waffenverbotszone ausgeschildert. Rund 250 Einsatzkräfte kontrollierten die Besucher, vor allem junge Männer. Dabei wurden zahlreiche Messer und Schusswaffen gefunden, berichtet ein WDR-Reporter. Kontrollen gab es auch an der Rheinuferpromenade.

Ein Großaufgebot der Polizei versammelte sich auch in Dortmund im Hauptbahnhof mit 200 Einsatzkräften. In Köln waren mehr als 300 Beamte im Einsatz, die vor allem an den Ringen in der Innenstadt kontrollierten - sie sind ebenfalls Waffenverbotszone. Zudem gab es Aktionen in Münster, Bonn und Aachen.

Dieses Element beinhaltet Daten von Twitter. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

In Münster wurden laut Polizei 34 Personen kontrolliert, gegen zwölf wurden Strafanzeigen erstattet. Dabei ging es teils um Waffen, aber auch um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Polizisten waren hier in zivil unterwegs und führten an verschiedenen Orten Kontrollen durch.

Waffenverbote auch in Zügen und Bussen?

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will nächste Woche bei der Innenministerkonferenz ein generelles Messerverbot in Zügen und im gesamten öffentlichen Nahverkehr vorschlagen.

Sie sagte der "Bild am Sonntag", die Bundespolizei könne die stichpunktartigen Kontrollen an Bahnhöfen erhöhen. "Genauso sollten die Länder mit ihren Polizeien handeln." "Verbotszonen machen nur Sinn, wenn sie auch kontrolliert werden, unterstrich Reul gegenüber dem WDR.

NRW-Innenminister Reul sagte dem WDR in der Nacht: "Wenn ihre Bundespolizei das kontrolliert, dann ist das super, dann klatsche ich Beifall. Aber sie muss aufpassen, dass sie nur noch flotte Ideen loslässt und andere müssen dann gucken, wie sie es kontrolliert kriegen, denn das ist schon eine gigantische Aufgabe, wenn das überall in allen Bussen und Bahnen ist. Aber bei der Innenministerkonferenz werden dann mal in Ruhe darüber reden."

Zahlreiche Messerangriffe mit schweren Folgen

Messergewalt ist ein Problem in den Innenstädten - nach Einschätzung des Ministeriums oft dort, wo viele Menschen auch in Abendstunden mit Alkohol zusammenkommen. Zuletzt hatte es mehrere tragische Vorfälle gegeben.

Am Feiertagswochenende zum 1. Mai war es in acht NRW-Städten zu Angriffen mit Messern gekommen, in Leverkusen kam ein 35-Jähriger ums Leben.

Der Landtag hatte sich daraufhin Anfang Mai mit Messerattacken in Nordrhein-Westfalen beschäftigt. Die SPD hat die Aktuelle Stunde beantragt. Damals sagte Reul, die Zahl der Messerangriffe sei "geringer denn je".