Immer wieder gibt es Meldungen wie diese: "Mutmaßliche Kokain-Dealer festgenommen" oder "1,3 Kilo Kokain gefunden". Sie zeigen, dass die Drogenkriminalität allgegenwärtig ist. Doch was der Europäischen Polizeibehörde Europol nun gelungen ist, stellt all diese Nachrichten in den Schatten. Es ist die Rede von einem "Super-Kartell" und auch das Wort "dicker Fisch" macht die Runde.
Worum geht es genau?
In vier europäischen Ländern sowie in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist ein internationaler Drogenhändlerring zerschlagen worden, der Kokain nach Europa schmuggelt. So fanden nach Angaben von Europol zwischen dem 8. und 19. November Razzien in Spanien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und in Dubai statt. Sie richteten sich gegen eine Kommandozentrale und die logistische Infrastruktur für den Drogenhandel in Europa.
Im Zuge dessen wurden 49 Menschen festgenommen, darunter sechs "hochrangige Zielpersonen". Im Internet veröffentlichte Europol ein Video mit Bildern von den Festnahmen sowie den beschlagnahmten Gegenständen.
Die am Montag verkündeten Festnahmen sollen dadurch möglich gewesen sein, weil im vergangenen Jahr ein verschlüsseltes Kommunikationsnetzwerk zerschlagen wurde, das von kriminellen Organisationen genutzt wurde. Ermittler hatten dort über lange Zeit geheime Informationen abgeschöpft. Auch die Festnahme eines kolumbianischen Drogenbarons wurde dadurch möglich - und nun die Zerschlagung des Kokainnetzwerkes.
Warum ist von einem "Super-Kartell" die Rede?
Auch jede Menge Bargeld wurde sichergestellt
Dass den Ermittlern ein Erfolg gelingt im Kampf gegen die Drogenkriminalität, ist nichts Ungewöhnliches. Doch die Bedeutung des aktuellen Falls scheint besonders groß zu sein. "Das Ausmaß der Kokaineinfuhr nach Europa unter der Kontrolle und dem Kommando der Verdächtigen war gewaltig", heißt es von Europol. Die Festgenommenen sollen sich zu einem "Super-Kartell" zusammengeschlossen haben, das rund ein Drittel des gesamten Kokainhandels in Europa kontrolliert habe. Hinzu kommt noch umfangreiche Geldwäsche.
Insgesamt wurden laut Europol im Laufe der Ermittlungen mehr als 30 Tonnen Drogen beschlagnahmt. Das Kokain stammte den Angaben zufolge größtenteils aus Lateinamerika. Es sei durch den niederländischen Hafen Rotterdam und den belgischen Hafen Antwerpen nach Europa geschleust worden.
"Einer der niederländischen Verdächtigen ist ein extrem dicker Fisch", zitiert die Nachrichtenagentur AFP einen Ermittler bei Europol. Zwei Festgenommene sollen Verbindungen zu dem Drogenboss Ridouan Taghi gehabt haben. Der war 2019 in Dubai festgenommen worden und soll ein riesiges Kokain-Schmuggelnetzwerk in Amsterdam geleitet haben.
Welche Rolle spielt der Kokain-Handel in NRW?
Kokain in Bananenkarton
Immer wieder gelingen der Polizei auch in NRW Erfolge gegen den Kokainhandel - wenn auch in kleinerem Ausmaß. Erst Anfang November wurden 635 Kilogramm Kokain in einem Seecontainer sichergestellt. Die Drogen waren zu Blöcken gepresst und in Folie verschweißt in mehreren Kartons zwischen Bananen versteckt gewesen. Sie waren aus Ecuador über die Niederlande nach NRW gebracht und bei der Entladung in Duisburg entdeckt worden. Der Wert des Kokains: etwa 44,5 Millionen Euro.
Für das Jahr 2020 konnten die Ermittler in NRW eine Rekordmenge an sichergestelltem Kokain vermelden. So wurden insgesamt 1,496 Tonnen gefunden.
Das Landeskriminalamt NRW bezeichnet die Mengen an sichergestelltem Kokain und die Anzahl der Funde generell als "besorgniserregend". Dass die Preise auf dem Markt stabil seien, obwohl es immer wieder große Funde gebe, zeige eine "hohe Verfügbarkeit der Drogen". Es gebe keine "erkennbare Verknappung des Angebots". Das Rauschgift gelange auf zahlreichen Routen nach Europa - sowohl auf dem Seeweg, als auch auf dem Landweg.