Der Gang ins Kino ist schon seit Jahren nicht mehr so wirklich angesagt. Gab es 2001 in Deutschland noch 173 Millionen Kinobesuche, so waren es 2022 nur noch 74,1 Millionen. Das waren zwar immer noch mehr als in der Corona-Krise, doch nicht genug, um den Erhalt der Kinosäle dauerhaft zu sichern.
In diesem Sommer aber landen einige Blockbuster auf den Leinwänden. Den Anfang machten etwa "Mission Impossible 7" und "Indiana Jones" - jetzt folgen diese Woche "Barbie" und "Oppenheimer". Können diese Filme die Besucherzahlen in altbekannte Höhen treiben?
"Barbie" bricht mit gängigen Klischees
Am Donnerstag, (20.07.2023) kommt "Barbie" in die Kinos. Ein Mädchen-Film? Beileibe nicht. Wer denkt, der Film bediene pinke Klischees, der sieht sich gewaltig getäuscht. Der Film bricht mit den gängigen Erwartungshaltungen. Regisseurin Greta Gerwig (39), die auch das Drehbuch schrieb, ist bereits seit ihrem Geschichtsdrama "Little Women" für ihren feministischen Blick bekannt.
Und der bestimmt die Geschichte um die "stereotype Barbie" (gespielt von Margot Robbie, 33), deren normales Barbie-Leben in einer normalen Barbie-Traumvilla in Barbieland ins Wanken gerät. Denn eines Morgens ist das Wasser in Barbies Dusche kalt, ihre Füße sind platt, sie wird von Todesgedanken gequält. Die stereotype Barbie passt nicht mehr in ihre heile Barbie-Welt! Was tun?
Die "seltsame Barbie" mit abgeschnittenem Haar und Farbe im Gesicht rät ihr, die Person zu finden, die mit ihr spielt. Dazu muss Barbie in die reale Welt. Mit auf die Entdeckungsreise kommt Ken, gespielt von Hollywood-Star Ryan Gosling. Die Macher betonen, dass der Film an alle - also auch an Jungs und Männer - gerichtet sei.
WDR-Kinokritikerin Andrea Burtz nennt den Film "klug, bunt und zugleich unterhaltend". "Eigentlich ist das Mittel, Rollenklischees zu verkehren, simpel. Doch Gerwig tut dies so originell und mit einer großen Portion Humor, dass es immer wieder was zu lachen gibt. Ein Spaß für die ganze Familie."
"Oppenheimer" beleuchtet Gewissenskonflikt des "Vaters der Atombombe"
Filmszene: Cillian Murphy als Oppenheimer, gekleidet im Stil der 1940er Jahre
Der Film "Oppenheimer" von Star-Regisseur Christopher Nolan nimmt sich der Biografie von J. Robert Oppenheimer an, dem "Vater der Atombombe". Nolan erzählt, wie der von der Quantenphysik faszinierte Wissenschaftler, gespielt von Cillian Murphy, vom amerikanischen Militär engagiert wird, um während des Zweiten Weltkriegs als Leiter des "Manhattan-Projekts" den Bau der Atombombe voranzutreiben, ehe es die Nazis schaffen.
Was als Wettlauf gegen die Zeit beginnt, wird schon bald zur politischen Gewissensfrage, als schließlich nicht Nazi-Deutschland, sondern Japan das Ziel ist und das Ende des Zweiten Weltkriegs das Wettrüsten mit der Sowjetunion einläutet. Der Film entwirft das Porträt eines zwiegespaltenen Mannes, der nach und nach die gewaltigen Konsequenzen seines Werks erkennen muss.
"Das historische Drama besticht durch einprägsame Kinobilder, ein eindringliches Sounddesign und seinen charismatischen Hauptdarsteller Cillian Murphy, der Oppenheimer mit einem spannenden, widersprüchlichen Innenleben ausstattet", urteilt Kinokritikerin Burtz. Nolan gelinge "über weite Strecken ein packendes Stück Kino: die bildgewaltige Charakterstudie eines Wissenschaftlers, der spät mit den moralischen Konsequenzen seiner Forschung hadert.
Indiana Jones 5 unter den Erwartungen - "Mission Impossible 7"mit gutem Start
Nachdem das Kino-Spektakel "Indiana Jones 5" hinter den Erwartungen zurückblieb, hat "Mission Impossible 7" mit Tom Cruise einen guten Start hingelegt. Trotz sommerlicher Hitze wurden in der ersten Woche für "Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil 1" laut Filmstarts.de 285.000 Tickets verkauft - Platz eins. Teil 2 kann also kommen.
Streik der Autoren und Schauspieler geht weiter
Der weiter kochende Hollywood-Streik überschattet die Neuerscheinungen in den Kinos. Wie der Sender BBC unter Berufung auf Regisseur Nolan berichtete, verließen die Stars Murphy und Emily Blunt die Premiere des Films "Oppenheimer" vorzeitig. Die Drehbuchautoren streiken seit elf Wochen. Zuletzt waren beide Gruppen 1960 zeitgleich in den Streik getreten. Damals ging es um Tantiemen aus Filmen, die an Fernsehsender verkauft wurden. Heute fordert die US-Gewerkschaft der Autoren und Schauspieler eine Anpassung der Gehälter, weil die Filme später auch bei Streamingdiensten laufen.