NRW streicht Kinderwunsch-Förderung

Aktuelle Stunde 04.09.2024 16:41 Min. UT Verfügbar bis 31.01.2025 WDR Von Martina Koch

Kinderwunsch-Behandlung ohne Förderung: Was das für Betroffene heißt

Stand: 04.09.2024, 20:13 Uhr

Paare mit Kinderwunsch sollen künftig keine finanzielle Förderung vom Land mehr bekommen. Kritik kommt von Betroffenen, der FDP und einer Influencerin.

Sandra Kolodziej wünscht sich ein Kind und braucht dafür medizinische Unterstützung

Sandra Kolodziej

Eine Familie gründen. Für viele Paare ist das der größte Wunsch. So auch für Sandra Kolodziej (30) und ihren Mann (36) aus dem Sauerland. Die beiden wandten sich kurz nach der Hochzeit an eine Kinderwunschklinik. "Wir wussten, dass ich auf natürlichem Weg nicht schwanger werden würde." Der Grund dafür: ein ausbleibender Eisprung. Zwei Jahre lang sei sie in Kliniken behandelt, ihr Körper mit Hormonen stimuliert worden. Doch schwanger wurde sie noch nicht. Jetzt habe der Arzt eine künstliche Befruchtung vorgeschlagen.

NRW will Förderung streichen

Sandra Kolodziej und ihr Mann sind eines von vielen Paaren, die diesen Weg gehen, um ein Kind auf die Welt zu bringen. "In Deutschland ist fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos", schreibt das Bundesfamilienministerium. Um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen, sind sie auf medizinische Hilfe angewiesen. Die Behandlung ist nicht nur körperlich und seelisch eine Belastung. Sie ist kostet auch viel Geld.

Neben der gesetzlichen Krankenkasse (50 Prozent) beteiligten sich daran bis Ende 2023 unter bestimmten Bedingungen auch das Land NRW und der Bund (zusammen 25 Prozent). Der Eigenanteil der Paare betrug 25 Prozent. Doch jetzt will das Land NRW die finanzielle Förderung für eine Kinderwunschbehandlung von ungewollt kinderlosen Paaren streichen - vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags. Der Grund laut Sprecherin des Familienministeriums: gekürzte Fördermittel des Bundes. Damit würde der Eigenanteil, den Paare bei der Behandlung zahlen müssen, von 25 Prozent auf 50 Prozent steigen. 

Jan-Steffen Krüssel, Leiter des Kinderwunschzentrums an der Düsseldorfer Uniklinik, nennt 3.600 Euro als durchschnittliche Kosten für eine künstliche Befruchtung. Davon müssten Betroffene dann künftig statt 900 Euro einen Eigenanteil von 1.800 Euro zahlen.

Viele Paare nehmen mehrere Behandlungen in Anspruch, die Chance auf eine Schwangerschaft steigt bei mehreren künstlichen Befruchtungen. Nach vier Embryotransfers vom Reagenzglas in den Mutterleib werde mehr als jede zweite Frau schwanger, schreibt das Kinderwunschzentrum der Düsseldorfer Uniklinik.

Elf künstliche Befruchtungen, bis es klappte

Anna Adamyan aus Köln

Influencerin Anna Adamyan

Die Influencerin Anna Adamyan aus Köln erfuhr mit Anfang 20 von ihrer Unfruchtbarkeit. Auch sie und ihr Mann wollten unbedingt ein Kind. Sie brauchten elf künstliche Befruchtungen, bis es klappte. Auf Instagram lässt sie ihre Community teilhaben, will anderen Mut machen. Sie hatte Glück - andere nicht, das findet sie ungerecht. Deshalb startete sie die Petition "#KiwuFürAlle - für eine faire Kostenübernahme von Kinderwunschbehandlungen". Mehr als 100.000 Menschen haben sich bei change.org schon daran beteiligt.

NRW unterstützt nicht bei Kinderwunsch

WDR Studios NRW 04.09.2024 00:21 Min. Verfügbar bis 04.09.2026 WDR Online


"Landesregierung ist sich bewusst, dass dies viele enttäuscht"

Der Bund habe im vergangenen Jahr ohne Rücksprache mit den Ländern angekündigt, seine Fördermittel für die Kinderwunschbehandlung für 2024 zu kürzen - und nun sei auch eine weitere Kürzung für 2025 geplant, so die Sprecherin. Das gehe aus der Verabschiedung des Bundeshaushalts für 2024 und einem vom Bund erhaltenen Zuweisungsschreiben hervor. "Die Landesregierung ist sich darüber bewusst, dass dies viele Interessierte enttäuscht."

Entäuscht. Das ist auch Sandra Kolodziej, die unmittelbar davon betroffen ist. Nachdem die Krankenkasse ihre Behandlung bewilligt hat, wäre der Antrag für die Förderung von Bund und Land jetzt der nächste Schritt gewesen. Daraus wird jetzt wohl nichts. Bearbeitet werden nur noch Anträge, die bis Ende 2023 gestellt wurden.

"Es werden Menschen im Stich gelassen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ein Kind zu bekommen. Das zu unterstützen, ist eine gesellschaftliche Verantwortung." Sandra Kolodziej

Jan-Steffen Krüssel vom Kinderwunschzentrum an der Düsseldorfer Uniklinik sieht das ähnlich. Gerade die Paare, die nicht so viel zur Verfügung haben, könnten sich die Behandlung jetzt nicht mehr wirklich leisten - oder sie müssten erst mal sparen und warten, wodurch wieder Zeit verloren gehe. Dabei sei gerade auch Zeit ein kritischer Faktor bei der künstlichen Befruchtung: Je älter, desto schwieriger werde es.

Wie läuft eine künstliche Befruchtung ab?

Für wen kommt eine künstliche Befruchtung infrage, welche Arten gibt es und wie läuft so etwas ab? Antworten darauf haben wir hier:

Der Wegfall der Förderung fällt außerdem in eine Zeit, in der die Geburtenrate sinkt. Laut Statistischem Landesamt NRW sind 2023 so wenige Kinder auf die Welt gekommen wie seit etwa zehn Jahren nicht mehr. Das Streichen der Förderung könnte den Trend verstärken.

Die Förderung von Land und Bund lief seit 2019. Nach Angaben des NRW-Familienministeriums wurden bis zu 6.650 Anträge pro Jahr bewilligt - das entspricht 95 Prozent der Anträge. Bevor die Förderung jetzt gestrichen wurde, war sie seit 31. Dezember 2023 ausgesetzt worden - aber Betroffene hatten bisher noch auf eine Wiederaufnahme des Programms gehofft.

FDP: Kinderwunsch darf nicht am Geld scheitern

Die Entscheidung der schwarz-grünen Landesregierung stößt auf scharfe Kritik der FDP-Landtagsfraktion. Sie fordert, dass der Zugang zu Kinderwunschbehandlungen nicht vom Geldbeutel abhängen dürfe. "Es ist absolut unverständlich, dass die Landesregierung sich entschieden hat, die Förderung komplett zu streichen und damit tausende ungewollt kinderlose Paare im Stich lässt. Ein Kinderwunsch darf nicht am Geld scheitern", sagt Marcel Hafke, Parlamentarischer Geschäftsführer und familienpolitischer Sprecher der Fraktion. Die FDP-Fraktion fordert, dass das Land NRW eigenständig ausreichend Mittel bereitstellt.

Unsere Quellen:

Über dieses Thema berichtete der WDR auch im Fernsehen, unter anderem in der Aktuellen Stunde am 04.09.2024 um 18.45 Uhr

Kommentare zum Thema

24 Kommentare

  • 24 thorsten frenser 05.09.2024, 22:28 Uhr

    Besser hätte Frau Josefine Paul die "Asozialisierung" und den sozialen Niedergang Deutschlands nicht bezeichnen können. Man kann sich nur Wünschen und für alle Betroffenen hoffen, das hier ein Umdenken stattfindet. Ich bitte darum!

  • 23 Marie-Luise Chanderh 05.09.2024, 19:19 Uhr

    Die Familie, wie auch immer sie sich zusammensetzt, ist und bleibt elementare Kernzelle eines jeden Landes - nur dieses nicht. Es ist eine Schande, wie weit diese Regierung rücksichtslos und gnadenlos die Bevölkerung des eigenen Landes minimiert, dafür aber Flüchtlinge und Migranten in unüberschaubarer Anzahl ins Land lässt. Keinesfalls bin ich gegen Flüchtlinge eingestellt, im Gegenteil, jedoch darf die eigene Bevölkerung dabei nicht zu kurz kommen. Diese Zumutung ist ein weiterer Beweis für die Unfähigkeit dieser Regierung - so man sie als solche denn bezeichnen kann. Es wird höchste Zeit für einen entscheidenden Wechsel.

  • 22 Peter Jungen 05.09.2024, 18:02 Uhr

    Das Gesundheitswesen wird immer teuerer. Zähne etc werden kaum bezahlt. Geschlechtsverstümmelung und Kinderwunsch werden fast ohne Einschränkungen gefördert. Keiner fragt sich warum mehr und mehr Menschen zwischen 20 und 42 Jahre zu unterstützenden Maßnahmen greifen müssen um schwanger zu werden. Warum viele immer später Kinder bekommen wollen jedoch die Kosten diese Bemühungen auf die Allgemeinheit abwälzen wollen. Es ist nicht fair.

  • 21 Betroffene 05.09.2024, 17:17 Uhr

    Ein absolutes Disaster! Und politisch bewundert man das Problem des demografischen Wandels, aber handelt nicht entsprechend. War im letzten Koalitionsvertrag nicht noch Gegenteiliges zu lesen?!!

  • 20 Arno 05.09.2024, 14:52 Uhr

    Ich finde es angebracht, wenn der Staat sich beteiligt. Im Übrigen muss man die Diskussion aufweiten: Jede*r sollte über ihre/seine Kinderplanung so entscheiden können, dass es nicht vom Geldbeutel abhängt. Ich war vor einigen Jahren in einer guten Situation und konnte mir eine Vasektomie selbst leisten, damit ich nicht versehentlich Vater werde - aber vielen anderen geht es nicht so gut, und es würde unserer Gesellschaft gut zu Gesicht stehen, wenn wir diese fundamentalen Wünsche der Lebensplanung allen Menschen zugestehen und für Kinderwunschbehandlungen, aber auch Verhütungsoptionen aufkommen - egal, ob sie es sich selber leisten können, oder nicht.

  • 19 Nele 05.09.2024, 14:10 Uhr

    Ich finde es definitiv auch nicht in Ordnung, allerdings gibt es auch gleichgeschlechtliche Paare und Alleinstehende Frauen die in keinster Weise eine finanzielle Unterstützung bekommen, weder vom Bund noch von der Krankenkasse. Ich könnte jetzt sagen, hier wird auf nem hohen Niveu gejammert, denn es sind ja immerhin nur 50 % die selbst gezahlt werden müssen, andere zahlen weitaus mehr und benötigen zum Teil ja auch noch Spendersamen, die die Kosten zusätzlich in die Höhe treiben. FAIR IST DAS ALLES NICHT!!! Und leider geht dieses Thema in eine völlig falsche Richtung. Die ganzen Belastungen die Menschen auf sich nehmen sind nicht zu unterschätzen, egal in welcher Konstellation man sich befindet. Eine Angleichung der Unterstützung wäre wünschenswert, für alle Menschen die dies auf sich nehmen und nicht eine Wegnahme!!! VÖLLIG FALSCHE RICHTUNG

  • 18 To Do 05.09.2024, 13:30 Uhr

    Traurig, traurig so manche Kommentare. "Ist von der Natur so gewollt..." dann bitte ich diese Personen auf jegliche Behandlung bei einer Erkrankung zu verzichten, da es ja gegen die Natur ist. "Dann kann man mal adoptieren/Pflegekinder aufnehmen..." Die Zeiten in denen man- wenn man wollte-sofort Kinder adoptieren konnte, sind zum Glück vorbei. Auf ein Kind kommen 10 Paare! Die Hürden dafür sind immens hoch. Bei Pflegekindern genauso, zudem haben diese Kinder noch ein Päckchen mit sich rum zutragen und benötigen dementsprechend professionelle Unterstützung, ggf muss man diese Kinder auch nach 10 Jahren wieder an die leiblichen Eltern abgegeben können. Ich wünsche diesen Paaren nur das Beste! Zumindest sollten finanziell unterstützt werden.

  • 17 Dagmar 05.09.2024, 12:33 Uhr

    Ich kann die große Enttäuschung verstehen, die damit einhergeht. Um nichts in der Welt möchte ich mit jemandem tauschen, der diese Belastung erleben muss. Aber wenn ich als Frau keine Konder möchte, muss ich mich auch selber um die Verhütung kümmern und Sterilisation, Spirale usw. alles selber tragen. Da übernimmt weder der Staat noch die Krankenkasse auch nur einen einzigen Euro. Im Sinne der Gleichbehandlung sollte daher entweder beides oder nichts gefördert werden - ich bin im Übrigen dafür, dass BEIDES gefördert werden sollte!

  • 16 Nina 05.09.2024, 10:51 Uhr

    Nach 3 künstlichen Befruchtungen und 20.000 € Kosten im Eigenanteil kann ich nur sagen, dass das wohl ein Witz sein soll! Die Förderung ist sowieso schon ein sehr geringer Anteil an den Gesamtkosten, aber es erleichtert trotzdem. Was mit einer solchen Behandlung einhergeht an finanzieller, zeitlicher, aber vor allem emotionaler Belastung kann sich niemand vorstellen, der nicht betroffen ist. Hier sollte viel mehr Unterstützung geboten werden, statt diese zu streichen! Kinder sind kein Haus, Auto oder Schiff, dass man sich kauft… sie sind unsere Zukunft. Die Zukunft unserer Gesellschaft, Wirtschaft und des ganzen Landes. Es wird an so vielen Stellen Geld verschwendet… Und wer sagt, die Natur würde das dann so wollen… der sollte die Erfahrung selbst mal machen! Unser Sohn ist unser größtes Geschenk, wir sind so dankbar, dass es diese medizinische Möglichkeit gibt!!

  • 15 Petra 05.09.2024, 09:35 Uhr

    Unsere Kinderwunschbehandlung ist nun schon über 20 her. Das auf und ab was es mit einem macht ist schon schwierig genug, aber dabei noch Geldsorgen zu haben macht es fast unmöglich. Wir sind so froh und stolz zwei gesunde Kinder zu haben.

  • 14 Tinchen 05.09.2024, 09:25 Uhr

    Wurde zwar mit einem Kind auf natürlichem Weg gesegnet, aber der Wunsch nach dem zweiten blieb unerfüllt. Die hohen Kosten und der psychische Stress schreckten meinen Mann ab, weswegen wir eine KiWu-Behandlung gar nicht erst angegangen sind. Ich finde ungewollt Kinderlose sollten unterstützt werden, bis zu einem gewissen Limit an Versuchen meiner Meinung nach zu 100%! Warum gibt es für so etwas keine Stiftung?!

    Antworten (1)
    • @Sandra 05.09.2024, 13:44 Uhr

      @Frank: Ihre Aussage ignoriert die fundamentale Rolle von Kindern in der Gesellschaft. Der Wunsch nach eigenen Kindern ist kein egozentrisches Weltbild, sondern ein tiefes, menschliches Bedürfnis. Es ist absurd, die Bedeutung leiblicher Kinder für die Gesellschaft herunterzuspielen. Kinder sichern den Fortbestand unseres Sozialsystems, finanzieren durch ihre Arbeit und Steuern die Zukunft unseres Landes. Es ist nicht irrelevant, ob Eltern leibliche oder fremde Kinder großziehen – der Staat muss beides ermöglichen. Adoption oder Pflegekinder aufzunehmen ist wichtig, aber das Bedürfnis, eigene Kinder zu haben, ist keine rein egoistische Entscheidung, sondern eng mit der Fortführung der Gesellschaft verknüpft. Der Staat sollte Hindernisse abbauen, nicht den Wunsch nach Familie als „Anspruchsdenken“ abtun.

  • 13 Frank 05.09.2024, 09:09 Uhr

    Es ist schon seltsam: Überall in der Kinderbetreuung gibt es Personalmangel. Keiner will etwas mit Kindern zu tun haben. Und hier wird das Thema so hoch gehängt, als wären Kinder für jeden das schönste der Welt. Warum engagieren sich die, die ohne Kinder nicht leben können, nicht in der Kinderbetreuung? Das muss nicht der Kindergarten sein. Es gibt genug Initiativen für arme und benachteiligte Kinder, wo diese mit Mittagessen, Hausaufgabenhilfe und menschlicher Wärme versorgt werden. Hier werden immer Freiwillige gesucht. Es erfüllt einen mit Sicherheit mehr, hier einem Kind ein paar schöne Stunden zu bereiten, als mit viel Aufwand ein weiteres Kind in diese Welt zu setzen.

    Antworten (4)
    • Sandra 05.09.2024, 09:33 Uhr

      Ihr Kommentar geht völlig am Thema vorbei. Der Personalmangel in der Kinderbetreuung ist ein strukturelles Problem, das nichts mit dem Kinderwunsch zu tun hat. Menschen, die Kinder wollen, haben nicht die Pflicht, den Betreuungssektor zu retten. Der Wunsch nach eigenen Kindern ist kein Luxus, sondern ein grundlegendes Bedürfnis, das zur Sicherung unserer Gesellschaft notwendig ist. Kinder sind die Grundlage unseres Sozialsystems, unseres Arbeitsmarkts und letztlich der Zukunft. Ohne Nachwuchs wird unser System kollabieren. Die Forderung, sich statt für eigene Kinder in sozialen Initiativen zu engagieren, ist nicht nur zynisch, sondern verkennt auch die Bedeutung der Familiengründung für das Fortbestehen unserer Gesellschaft. Ehrenamtliches Engagement und der Wunsch nach eigenen Kindern sind zwei verschiedene Dinge. Beides gegeneinander auszuspielen, ist unangebracht und kurzsichtig.

    • maria 05.09.2024, 11:32 Uhr

      Man kann doch wohl eigene Kinder nicht mit in der Freizeit oder im Ehrenamt betreuten - FREMDEN - Kindern vergleichen?

    • Frank 05.09.2024, 13:09 Uhr

      @Sandra: Die Kinderwunschbehandlung mit der Wichtigkeit von Kindern für die Gesellschaft zu begründen, ist völlig daneben. Für die Gesellschaft ist es völlig irrelevant, ob Eltern leibliche Kinder aufziehen oder aber fremde Kinder betreuen, pflegen oder adoptieren. Wenn der Staat leibliche Kinder fördert, so unterstützt er damit nur das egozentrische Weltbild der Anspruchsteller.

    • Sandra 05.09.2024, 13:45 Uhr

      @Frank: Ihre Aussage ignoriert die fundamentale Rolle von Kindern in der Gesellschaft. Der Wunsch nach eigenen Kindern ist kein egozentrisches Weltbild, sondern ein tiefes, menschliches Bedürfnis. Es ist absurd, die Bedeutung leiblicher Kinder für die Gesellschaft herunterzuspielen. Kinder sichern den Fortbestand unseres Sozialsystems, finanzieren durch ihre Arbeit und Steuern die Zukunft unseres Landes. Es ist nicht irrelevant, ob Eltern leibliche oder fremde Kinder großziehen – der Staat muss beides ermöglichen. Adoption oder Pflegekinder aufzunehmen ist wichtig, aber das Bedürfnis, eigene Kinder zu haben, ist keine rein egoistische Entscheidung, sondern eng mit der Fortführung der Gesellschaft verknüpft. Der Staat sollte Hindernisse abbauen, nicht den Wunsch nach Familie als „Anspruchsdenken“ abtun.

  • 12 Silvia 05.09.2024, 08:20 Uhr

    Die Krankenkasse beteiligt sich nur zu 50% bei den ersten drei Versuchen. Danach ist man komplett auf sich gestellt. Das fehlt. Ein Arzt des Kiwu-Zentrums der Uniklinik Münster meinte zu mir, dass drei Versuche nichts sind.

  • 11 Dunja 05.09.2024, 07:58 Uhr

    Meiner Frau und mir geht es als gleichgeschlechtliches Paar ähnlich wie alleinstehenden Frauen, die sich einer Kinderwunschbehandlung unterziehen. Auch wir werden überhaupt nicht unterstützt. Nach vier Inseminationen und einer IVF kam es glücklicherweise endlich zur Schwangerschaft und Geburt unseres gesunden Jungen. Nach einer erneuten IVF kam es wie durch ein Wunder erneut zur Schwangerschaft, was sehr unwahrscheinlich war, da sich nur eine Eizelle befruchten ließ. Nach 23.000 Euro Kinderwunschkosten wäre es für unser zweites Kind der einzige Versuch gewesen und wir hätten eine Pflegschaft angestrebt. Dass sowohl Alleinstehende, als auch gleichgeschlechtliche Paare und genau genommen auch Hetero-Paare, die auf eine Samenspende angewiesen sind, so massiv diskriminiert werden, könnte Frau Heinrich mal in einem Nebensatz erwähnen.

  • 10 Katrin 05.09.2024, 06:18 Uhr

    Ich bin Solomutter und habe alles alleine bezahlen müssen. Ich habe weder von der Krankenkasse noch vom Land eine Förderung erhalten. Da es mehrere Versuche brauchte um schwanger zu werden waren es am Ende fast 20.000 Euro und ja, ich habe mir dafür Geld geliehen. Wenn man Single oder unverheiratet ist dann wird der Kinderwunsch von der Politik dem kauf eines Luxusguts gleich gesetzt. Nach dem Motto:"willst du haben dann bezahl es auch alleine" Alle reden über Diskriminierung wenn es heißt:"Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" da Frauen in dieser Aussage nicht berücksichtigt werden. Aber die größte Diskriminierung findet in der KiWu Behandlung statt. Das Familienmodell Vater-Mutter-Kind und das Kind natürlich erst nach der Hochzeit ist von 1900 und somit veraltet. Die Politik sollte endlich aufwachen und mit der Zeit gehen. Die Geburtenrate geht zurück und da wird es einem finanziell so schwer gemacht Kinder in die Welt zu setzen die übrigens für unser aller Zukunft wichtig sind.

  • 9 Enthyper 04.09.2024, 23:42 Uhr

    Wenn ein Paar gerne Kinder hätte, aber nicht bekommen kann, ist das natürlich nicht schön für die Betroffenen. Aber - sorry Leute - dann ist dem eben so (vielleicht hat sich die Natur sogar dabei auch etwas gedacht...). Ich hätte auch gerne viele Dinge, die ich nicht bekommen kann. Wenn ich es mir nicht leisten kann, muss ich eben darauf verzichten. Dieses Anspruchdenken gegenüber dem Staat empfinde ich als sehr überzogen.

    Antworten (6)
    • NoName 05.09.2024, 07:01 Uhr

      Solche Sprüche wie: "Die Natur hat sich was dabei gedacht..." können Sie gerne auf sich übertragen, wenn Sie zB einen Herzinfarkt (was ich Ihnen keinesfalls wünsche) haben und den Notruf wählen. Zum anderen ist ein Kind nicht mit einem Auto oder ähnlichem zu vergleichen, es ist etwas so Essentielles, dass man es erst nachvollziehen kann wenn man den Wunsch verspürt.

    • Sandra 05.09.2024, 07:46 Uhr

      Ihr Vergleich hinkt. Kinder sind keine „Dinge“, die man sich wünscht und darauf verzichtet, wenn man sie nicht bekommt. Kinder sind die Grundlage unserer Gesellschaft und sichern langfristig das Fortbestehen sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Strukturen. Ohne sie bricht unser gesamtes System früher oder später zusammen – sei es in Bezug auf das Sozialsystem, den Arbeitsmarkt oder die Versorgung im Alter. Der Kinderwunsch ist kein Luxus oder eine Laune, sondern ein elementares Bedürfnis vieler Menschen. Wenn der Staat keine Unterstützung bietet, dann verliert er langfristig das Fundament für eine stabile Zukunft. Ihr Argument, dass „die Natur sich etwas dabei gedacht hat“, verkennt die Realität vieler Paare, die durch medizinische Unterstützung sehr wohl Kinder bekommen können. Es geht nicht um Anspruchsdenken, sondern um den Abbau von Hürden, die existenzielle Bedürfnisse und den Fortbestand der Gesellschaft betreffen.

    • Peter Blunt 05.09.2024, 08:27 Uhr

      Abgesehen von der menschenverachtenden Überheblichkeit - deren Logik Dir selbst umgehend zum Verhängnis würde solltest Du selbst einmal medizinische Unterstützung benötigen (vielleicht trägst Du ja eine Brille) - ist Dein Standpunkt eingeschränkt, einseitig und inhaltlich falsch. Wenn Du der Meinung bist, dass Kinder nicht die Grundlage der Existenz unserer Gesellschaft wären, dann verzichte ab jetzt bitte umgehend und vollumfänglich auf ALLES, was mit Menschen zu tun hat, die jünger sind als Du und wovon Du profitierst. Vom Friseur über's Einkaufen, Polizei, Medizin, Pflege, Verwaltung, Technik, Verkehr, Entwicklung, Kommunikation, Energieversorgung und alle weiteren Bereiche die Du selbstverständlich für Dich und Dein Leben nutzt. Nimm die Menschen die jünger sind als Du dort raus und versuche Dir vorzustellen, was für Dich davon übrig beliebt und dann schreibe hier Deine Erkenntnisse.

    • Frank 05.09.2024, 08:49 Uhr

      Du hast völlig recht! Kinder nicht zu bekommen ist eine körperliche Einschränkung. Die Krankenkassen helfen da. Aber viele Menschen müssen mit ihren körperlichen Einschränkungen leben und können vieles nicht, was sie sich wünschen und für andere selbstverständlich ist. Das Leben ist kein Ponyhof. Dann muss man sehen, wie man sein Leben anders gestaltet. Jugendämter suchen händeringend Pflegefamilien. Dann tut man auch etwas für ein Kind, dass schon da ist. Hat eigentlich schon mal jemand ein Kind gefragt, ob es auf dieser Welt überhaupt leben will bevor man es in diese Welt zwingt?

    • Sandra 05.09.2024, 13:42 Uhr

      @Frank Ihr Kommentar verkennt die Bedeutung von Kindern für unsere Gesellschaft. Kinder sind keine Laune oder Last, sie sind die Grundlage unserer Zukunft. Ohne Nachwuchs bricht das soziale und wirtschaftliche System zusammen – wer soll in Zukunft arbeiten, Steuern zahlen oder Renten finanzieren? In einem fortgeschrittenen Land wie Deutschland sollte es keine unüberwindbaren Hürden geben, wenn es um den Kinderwunsch geht. Der Wunsch nach eigenen Kindern ist tief in den meisten Menschen verankert. Pflegekinder aufzunehmen ist eine noble Aufgabe, aber kein Ersatz für das elementare Bedürfnis, eine eigene Familie zu gründen. Beides gegeneinander auszuspielen, ist weder fair noch weitsichtig. Kinder zu bekommen ist keine rein persönliche Angelegenheit, sondern betrifft uns alle.

    • Enthyper 05.09.2024, 18:16 Uhr

      @Sandra / @Peter Blunt: Jaja, mag alles sein, Kinder Grundlage der Gesellschaft usw. Aber darum geht es ja nicht. Es gibt ja genug Paare, die ganz normal Kinder bekommen und somit die Grundlage der Gesellschaft bilden. Es geht um die Frage, ob der Staat Paare unterstützen soll, bei denen das nicht geht. Und da bin ich derselben Meinung wie Frank: "Das Leben ist kein Ponyhof". Manche Wünsche mögen noch so essentiell sein, wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Wir sind hier über 83 Millionen in Deutschland, der Staat könnte besser erst mal die Kinder unterstützen, die schon da sind!

  • 8 Eckhard Flügge 04.09.2024, 22:01 Uhr

    Ich finde es gar nicht schlimm, wenn die Kinderwunsch Förderung gestrichen wird. Es gibt andere Möglichkeiten: Viele kleine und große Kinder wünschen sich eine Familie, da gibt es die Möglichkeit der Adoption oder der Pflegeeltern . Natürlich ist es schön ein eigenes Kind zu bekommen. Aber bei unserem Problem der Übervölkerung sollte man nicht so egoistisch sein. Meine 2 Töchter haben auch selbst Kinder, ihnen hatte ich auch die Aufnahme eines Kindes empfohlen, aber sie wollten es nicht. Es erinnert mich an Tierheime, die meisten wollen keine Tiere aus Heimen. Wir haben uns ausschließlich auf arme Heimatlose Katzen geeinigt und das ist wunderbar! Die Tiere sind sehr dankbar. Ich selbst war Sozialarbeiter,habe mein ganzes Berufsleben mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gearbeitet. Das war eine sehr schöne Zeit!!

    Antworten (3)
    • Wiebke Schal 04.09.2024, 22:14 Uhr

      Ihr Kommentar ist völlig daneben. Ein eigenes Kind, ist ein eigenes Kind. Schließlich haben Sie selbst auch 2 eigene Töchter und dieses brisante Thema mit Tierheimtieren in Verbindung zu bringen, ist völlig absurd. Zudem ist eine Adoption ebenso mit hohen Hürden und langen Wartezeiten verbunden. Ein eigenes Kind kann nun einmal emotional nichts ersetzen!!!

    • Sandra 04.09.2024, 22:17 Uhr

      Ich kann Ihre Perspektive verstehen und finde es sehr wertvoll, dass Sie sich für Adoption und Pflegeelternschaft einsetzen. Es ist wahr, dass viele Kinder auf eine liebevolle Familie warten, und es wäre großartig, wenn mehr Menschen diese Option in Betracht ziehen würden. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass die Situation in Deutschland, was Adoptionen betrifft, sehr komplex ist. Es gibt strenge gesetzliche Anforderungen, lange Wartezeiten und oft nur wenige Kinder, die zur Adoption freigegeben werden. Viele Paare, die einen Kinderwunsch haben, stehen vor großen Hürden, wenn sie diesen Weg gehen möchten. Der Wunsch nach eigenen Kindern ist für viele Menschen tief im Grundgefühl verankert und oft schwer zu erklären. Es ist nicht unbedingt ein Ausdruck von Egoismus, sondern ein starkes, persönliches Bedürfnis, das viele Paare bewegt. Kinderwunschbehandlungen sind daher für manche der einzige Weg, diesen Wunsch zu erfüllen.

    • Kunz 05.09.2024, 06:57 Uhr

      Das Grenz an Diskriminierung, die Gesellschaft hat sich geändert, aber viele Dinge werden noch wie im Mittelalter behandelt. Es ist schön das Ihre Töchter Kinder ohne Jahre lange Prozeduren bekommen haben, da sie welche haben warum dann adoptieren. Sie als Mann können sich nicht vorstellen was führ eine emotionale körperliche & psychische Belastung es für den weiblichen Körper ist Schwanger sein Fehlgeburt …… Hormontherapie hoffen und bangen um dann dazu stehen das Geld im Wert eines PKW’s bezahlt zu haben und am Ende nichts davon zu haben in der Hoffnung das Ihre Ehe / Beziehung diese Zeit übersteht und nicht zerbricht. Da es ein Zeitaufwendiger Prozess ist und man auch nicht 12x im Jahr schwanger werden kann und man wird nicht jünger was denken Sie was der Ablauf & das Prozedere einer Adoption wenn man an dem Punkt ist dann wieder in Anspruch nimmt & klar Übervölkerung aber nicht in Deutschland die Auslandsadoption ist noch schwieriger & zeitaufwendiger andere Vorgabe & Bedingungen.

  • 7 Andrea Achternbosch 04.09.2024, 21:59 Uhr

    Unmöglich was da abläuft. Aber wie sieht das aus bei Hartz4 Empfängern? Habe gehört die bekommen alles bezahlt. Stimmt das? Denn das wäre ja wirklich beschämend..

  • 6 Pia 04.09.2024, 21:21 Uhr

    Fassungslos. Einfach nur fassungslos. Was steckt in den Köpfen solcher Menschen, die solche Entscheidungen treffen! Scheinbar sind diese Menschen nicht durch die Hölle gegangen, wie so viele ungewollt kinderlose Paare. Diese Menschen sollten sich schämen! Aber sich dann wundern, dass die Geburten rückläufig sind?! Man weiß gar nicht, was man dazu sagen soll. Aber hey, die Rente ist sicher! Oder Moment mal…. Denkt mal drüber nach!!!!

  • 5 Ira 04.09.2024, 21:20 Uhr

    Als ehemalige Kinderwunschpatientin, die nach 11 künstlichen Befruchtungen und ca. 40.000€ das große Glück hatte, ein Kind zu bekommen, finde ich es ein Unding, dass dieser Zuschuss gestrichen wird. Viele Paare können sich die Behandlung nicht leisten und gehen an der Kinderlosigkeit zugrunde. Vielleicht sollte der Bund mal an einigen anderen Ausgaben sparen und sich zunächst um die Leute im eigenen Land kümmern!

  • 4 Sandra 04.09.2024, 20:48 Uhr

    Wir brauchen eine Lobby. Betroffene haben oft Schwierigkeiten ihre Sicht der Dinge zu zeigen, weil das Thema Kinderwunsch weiterhin viel zu sehr tabuisiert wird. Danke liebes WDR Team für die Berichterstattung!