Frauen im Karneval: "Its a dress, not a yes"
Aktuelle Stunde . 07.02.2024. UT. Verfügbar bis 07.02.2026. WDR. Von Alexa Schulz.
Vermeintliches "Flirten" im Karneval: "It's a dress - not a yes"
Stand: 08.02.2024, 13:24 Uhr
Vor den tollen Tagen müssen sich Frauen viele gute Ratschläge anhören, wie sie sich vor sexuellen Übergriffen schützen können. Die Verantwortung liegt aber bei den Tätern und nicht bei den Betroffenen, bekräftigen einige Initiativen rund um den Karneval.
An Weiberfastnacht ist es wieder soweit: Die traditionellen Geschlechterrollen werden für einen Tag vertauscht und Frauen übernehmen die Macht - angeblich. Im Straßenkarneval ist davon allerdings nicht immer viel zu spüren: Mit steigendem Alkoholpegel werden oft ungefragt Küsse verteilt, es wird gegrapscht und es fallen Komplimente, die bei näherer Betrachtung eigentlich Beleidigungen sind.
An Karneval sind die Zahlen der Übergriffe hoch, berichtet auch die Kölner Polizei. Deshalb hat sie eine Kampagne gegen sexuelle Übergriffe gestartet. Die Botschaft: "It's a dress - not a yes". Also: Auch eine schöne Verkleidung oder ausgelassene Stimmung sind keine Einladung für Grapscher.
Kriminalhauptkommissarin Claudia Sobotta betreut bei der Kriminalprävention das Themenfeld "sexualisierte Gewalt". Sie sagt: "Blöde Sprüche, Grapschen, doofe Anmachen haben viele junge Mädchen und Frauen schon erlebt. Belästigungen und Übergriffe sind leider keine Seltenheit, denn Alkoholkonsum, Feierlaune und räumliche Enge werden häufig ausgenutzt." Mit der Kampagne wolle man für dieses Problem sensibilisieren.
Hilfsangebote vor Ort:
An Weiberfastnacht und Rosenmontag sind an den Karnevals Hotspots in Köln Streetworker unterwegs, die bei Problemen ansprechbar sind. Sie sind an grünen und roten Jacken mit der Aufschrift "Streetwork" zu erkennen.
Auch das EDELGARD-Team bietet an Karneval Beratung und Schutzräume für Betroffene von sexueller Belästigung und Übergriffen.
"Verantwortung liegt bei den Tatpersonen"
EDELGARD soll zum Sicherheitsgefühl beitragen, sagt die Sozialarbeiterin Chiara Makowski dem WDR. Sie koordiniert das Projekt. Das Thema sexualisierte Gewalt werde immer präsenter, beobachtet Makowski. Das sei sehr hilfreich, nicht nur für betroffene Personen. Andere Menschen könnten sich so solidarisieren und helfen, wenn sie konkrete Situationen beobachten. "Und dennoch sind wir immer noch nicht am Ziel", so Makowski.
Nicht zu aufreizend anziehen, entsprechend benehmen - viele Frauen haben solche Ratschläge gerade vor Karnevalsfeiern schon gehört. Makowski hält das für die falsche Herangehensweise: "Die Verantwortung liegt bei den Tatpersonen, die müssen aufhören, sexualisierte Gewalt auszuüben."
Nichtsdestotrotz gebe es Möglichkeiten, wie Frauen ihr individuelles Sicherheitsgefühl verbessern könnten, indem sie sich zum Beispiel vorab über Hilfsangebote informieren, Angebote oder Nummern einspeichern oder sich für den Heimweg von der Party mit Freundinnen und Freunden verabreden. "Aber auch da gilt: Das ist für jede Person unterschiedlich", sagt Makowski.
Flirten gehört für viele an Karneval dazu - wichtig ist nur, dass alle Beteiligten Spaß haben. "Nein heißt Nein": das gilt auch in der fünften Jahreszeit.
Unsere Quellen:
- Pressemitteilung der Kölner Polizei
- WDR-Interview mit EDELGARD-Koordinatorin Chiara Makowski