Hurrikan "Milton" vor Florida I Aktuelle Stunde

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Hurrikan "Milton" vor Florida: Wie gefährlich wird er?

Stand: 09.10.2024, 18:35 Uhr

Hurrikan "Milton" kommt auf Florida zu. Wir erklären, wie so ein tropischer Wirbelsturm entsteht und warum er so gefährlich ist.

Wirbelstürme sind in den USA keine Seltenheit - aber so drastisch wie vor Hurrikan "Milton" waren die Warnungen lange nicht mehr. Meteorologen warnen vor einem historischen Sturm. Millionen Menschen wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Viele verbarrikadieren ihre Häuser und stellen sich auf das Schlimmste ein.

WDR-Meteorologe Jürgen Vogt erklärt, warum "Milton" so gefährlich ist, wie er entsteht und ob auch bei uns in NRW Hurrikans möglich sind.

Wie entsteht ein Hurrikan?

Fast jeden Herbst treffen Hurrikans den Südosten der USA. Sie entstehen über dem Meer, wenn das Wasser mindestens 26 Grad warm ist und stark verdunstet. Die feuchtwarme Luft steigt auf und kondensiert in der Höhe. Dabei entsteht Wärme, die Energie für den Sturm liefert.

Es bilden sich Wolken, die durch die sogenannte Corioliskraft zu drehen beginnen - so wie in einem Waschbecken. Im Zentrum des Sturms entsteht ein Unterdruck, dadurch wird ständig feuchtwarme Meeresluft nachgesaugt, die spiralförmig nach oben steigt und kondensiert.

Hurricane "Milton" in Florida zieht über den Golf von Mexiko Richtung Festland

Die Stärke wird nach der von den Meteorologen Herbert Saffir und Robert Simpson entwickelten Skala eingeteilt. Demnach ist bei einer maximalen Windgeschwindigkeit unter 63 Kilometern pro Stunde von einem Tropentief die Rede. Bei Tempo 63 bis 118 gilt es als Tropensturm.

Darüber wird Hurrikanstärke erreicht. Ein Hurrikan der Kategorie 1 reicht bis Tempo 153. Stufe 2 gilt bis 177, Stufe 3 bis 208 und Stufe 4 bis 251 Kilometer pro Stunde. Hurrikans der höchsten Kategorie 5 haben eine Windgeschwindigkeit von mehr als 252 Kilometern pro Stunde.

Das große Problem: Hurrikans erzeugen zwar enorme Windgeschwindigkeiten, bewegen sich aber oft nur langsam vorwärts. Bei "Milton" sind das derzeit etwa zehn bis 20 Kilometer pro Stunde. Der Wind wirbelt aber aktuell mit bis zu 240 Kilometer pro Stunde.

"Wenn das ganze System dann auf Land trifft, dann ist diese Langsamkeit eines Sturmtiefs ein Riesenproblem. Dann ist das nicht in ein paar Minuten getan, sondern über Stunden habe ich Windgeschwindigkeiten, die an allem zerren und alles zerlegen. Und das sorgt eben für die immensen Schäden bei so tropischen Wirbelstürmen." WDR-Meteorologe Jürgen Vogt
Fotografie von Jürgen Vogt

Meteorologe Jürgen Vogt

Warum ist "Milton" so gefährlich?

Milton ist ein Hurrikan der höchsten Kategorie 5. Er hat in den vergangenen Tagen und Stunden bereits Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 350 Kilometer pro Stunde erreicht, dazu kamen und kommen mehrere hundert Liter Regen.

Besonders verheerend: Milton schiebt eine Flutwelle vor sich her, die etwa fünf Meter hoch sein wird, wenn sie auf die Westküste Floridas trifft, sagt Jürgen Vogt. "Im Flachland werden weite Küstenstriche unter Wasser stehen."

Nach Angaben des US-Hurrikanzentrums befand sich das Sturmzentrum von "Milton" am Mittwochmorgen (Ortszeit) gut 400 Kilometer südwestlich von Tampa über dem Golf von Mexiko. Die maximale Windgeschwindigkeit lag bei 260 Kilometern pro Stunde. Voraussichtlich am Abend oder in der Nacht zu Donnerstag wird er auf die Küste treffen und die Halbinsel Florida in Richtung Atlantik überqueren.

Das Ganze Interview mit Jürgen Vogt

WDR Studios NRW 09.10.2024 03:19 Min. Verfügbar bis 09.10.2026 WDR Online


Was hat "Milton" mit unserem Wetter zu tun?

In Teilen Nordrhein-Westfalens regnet und stürmt es zwar im Moment. "Das hat aber nichts damit zu tun, was wir tatsächlich im Augenblick im Golf von Mexiko erleben", sagt Jürgen Vogt.

Viele tropische Wirbelstürme, die es vor allem an der Ostküste der Vereinigten Staaten gibt, zögen zwar über den Atlantik - der Luftströmung folgend - Richtung Europa. Die seien dann aber keine Hurrikans mehr, sondern verwandelten sich in "normale" Tiefdruckgebiete, sagt Vogt. So wie jetzt "Kirk": Der ehemalige Hurrikan hat Europa erreicht und sorgt für Sturm und stürmische Böen. "Wir in Nordrhein-Westfalen werden da vor allem morgen früh was von mitbekommen."

Sind Hurrikans bei uns überhaupt möglich?

Nein, in Deutschland nicht. "Ein tropischer Wirbelsturm kann bei uns nicht so einfach entstehen, weil das Meerwasser einfach zu kalt ist", sagt Jürgen Vogt.

Unsere Quellen:

  • WDR-Meteorologe Jürgen Vogt
  • WDR-Redaktion Quarks
  • Nachrichtenagentur dpa
  • ARD alpha