Die eigenen vier Wände sind der Ort, an dem man ausspannen und wieder Kraft sammeln kann. Eine angenehme Temperatur in und um Haus oder Wohnung spielt dabei eine wichtige Rolle.
Wir zeigen Ihnen Möglichkeiten, mit denen Sie Ihr Zuhause so gestalten können, dass die Temperaturen dort erträglich bleiben, auch wenn die Sommer immer heißer werden.
Sonne effektiv aussperren
Eine der effektivsten Arten, zu verhindern, dass es im Inneren eines Gebäudes heiß wird, ist es, die Sonne sprichwörtlich auszusperren, indem Fenster oder Glastüren verschattet werden.
Wichtig dabei: Rollos, Plissees oder auch Gardinen, die innen angebracht werden, sind gegen Wärme nicht besonders wirksam, da sie die bereits eingedrungene Sonnenstrahlung nicht gut reflektieren. Daher empfiehlt die Verbraucherzentrale, Sonnenschutz wenn möglich immer außen anzubringen.
Viele Wohnungen und Häuser verfügen bereits über einen wirksamen außenliegenden Sonnenschutz in Form von Rollläden. Wer die Räume nicht so stark verdunkeln will, kann außenliegende Jalousien oder sogenannte Raffstores verwenden. Aber auch Markisen oder Sonnensegel lassen sich oft noch nachträglich am Haus und an der Wohnung als Sonnenschutz installieren.
Gerade für Bewohner einer Mietwohnung ist das allerdings problematisch. Selbst wenn sich so ein Sonnenschutz nachträglich anbringen lässt, muss der Vermieter einer solchen baulichen Veränderung vorher zustimmen.
Pflanzen als Sonnenschutz mit Klimafunktion
"Eine Alternative zu Gardinen können Pflanzen sein", sagt Annika Dobbers von "Mehr Grün am Haus", einem Projekt der Verbraucherzentrale NRW. Beispielsweise könne man Blumenkästen vor dem Fenster anbringen und darin Stauden oder Gräser anpflanzen, die eine gewisse Höhe erreichen. "Dafür bieten sich Pflanzen wie Gewöhnliches Zittergras, Moschus-Malve, Steinquendel oder langblättriger Ehrenpreis an", sagt Dobbers.
Landschaftsarchitekt und Dozent Dirk Glacer
Diese etwas höher gewachsene Pflanzen vor dem Fenster dienen nicht nur als Sichtschutz, sie sorgen sogar für Abkühlung. "Wenn die Sonne auf Pflanzen scheint, wärmt sich die Luft nicht so stark auf", erklärt der Landschaftsarchitekt Dirk Glacer, der als Dozent im Studiengang "Städtebau NRW" Stadt- und Landschaftsökologie unterrichtet. "Stattdessen verdunstet Flüssigkeit über die Blattoberfläche, entzieht dadurch der Luft Energie und kühlt so die Umgebung." Fachleute nennen diesen Vorgang Evapotranspiration.Dabei gilt: je größer die Blattoberfläche, desto stärker der Effekt.
Wer sich eine solche natürliche "Mini-Klimaanlage" vors Fenster oder an den Balkon hängen will, sollte diese auf jeden Fall gut sichern. Vor allem bei höheren und schweren Pflanzen empfiehlt es sich, die Blumentöpfe oder -kästen festzubinden oder -schrauben.
Kühlung durch Verdunstung und Sichtschutz
Auch mit Feuerbohnen lässt sich ein Balkon bepflanzen und beschatten.
Das Prinzip der durch Verdunstung kühlenden Pflanzen lässt sich auch auf andere Wohnbereiche übertragen. Auf dem Balkon oder der Terrasse können vor allem Bäume und Büsche Schatten spenden, als Sichtschutz dienen und durch Verdunstung dafür sorgen, dass zumindest die gefühlte Temperatur in diesem Bereich sinkt.
Annika Dobbers, "Mehr Grün am Haus"
"Mittlerweile gibt es in vielen Baumschulen und auch Gärtnereien Sorten, die genau für diesen Zweck gezüchtet werden", sagt Annika Dobbers von der Verbraucherzentrale NRW. Diese Pflanzen werden nicht zu groß für den Balkon und gedeihen auch in großen Kübeln und Töpfen. Gerade für Balkone mit viel Sonne bieten sich Obstgehölze an, aber auch Büsche wie Himbeeren oder Blaubeeren. "Oder Brombeeren, die man mit Kletterhilfe sogar an einer Wand hinauf klettern lassen kann", sagt Dobbers.
Auch hier gilt wieder: Wer eine Kletterpflanze an einer Wand empor klettern lassen will und zur Miete wohnt, sollte zuvor die Erlaubnis des Vermieters einholen.
Fassadenbegrünung als zusätzliche Isolierschicht
Das Gleiche gilt auch für eine andere wirksame Maßnahme, um die Temperaturen in Haus und Wohnung niedrig zu halten: die Fassadenbegrünung. Ohne die Einwilligung des Hausbesitzers geht da nichts. Sich diese einzuholen oder gar den Hausbesitzer von einer Fassadenbegrünung zu überzeugen, lohnt sich aber. Sie bietet nämlich noch den zusätzlichen Vorteil, dass sie wie eine weitere Isolierschicht am Gebäude wirkt: im Sommer gegen Hitze, im Winter gegen Kälte, wenn sie immergrün ist.
Mit wildem Wein an der Hausfassade trifft man eine sehr langfristige Entscheidung.
"Hier gilt die gleiche Grundregel, wie bei anderen Pflanzen, die durch Evapotranspiration kühlen sollen", sagt Landschaftsarchitekt Glacer. "Je mehr Blattoberfläche, desto größer der Effekt." Der zweite entscheidende Faktor sei, wie viel Wasser die Pflanze aufnehmen könne. Glacer empfiehlt daher, bei der Fassadenbegrünung auf bodengebundene Pflanzen, wie Efeu, wilden Wein oder Kletterhortensien zu setzen, die vom Boden aus wachsen und leicht mit Wasser versorgt werden können. "Dazu kommt, das diese Sorten sehr pflegeleicht sind und von selbst die Fassade hinaufklettern."
Dies sei aber auch ein Grund, warum sich einige Hausbesitzer dagegen entschieden, sagt Dobbers. "Denn wenn man sogenannte Selbstklimmer-Pflanzen wie Wilden Wein oder das Efeu wieder abmachen will, können sehr hartnäckige Rückstände an der Wand bleiben, zum Beispiel von den Haftwurzeln beim Efeu."
Nach Glacers Erfahrung wird dadurch aber meist nur die Farbe in Mitleidenschaft gezogen. "Die Entscheidung, sein Haus zu begrünen, fasst man aber auch nicht nur für ein paar Jahre", sagt er. "Und ob man nach vierzig Jahren die Fassaden renovieren muss, weil Efeu daran gewachsen ist oder sie durch Abgase schmutzig geworden ist, macht keinen großen Unterschied."
Eine andere Möglichkeit sind Pflanzen wie Brombeere, Geissblatt oder Glyzinie, die eine Rankhilfe brauchen. Damit sie an der Hausfassade hinauf klettern, muss vorher ein Gestell angebracht werden, an dem sie sich in die Höhe winden können.
Neben diesen grundlegenden Entscheidungen spielen auch noch weitere Aspekte eine Rolle bei der Wahl der passenden Fassadenbegrünung. Liegt die Fassade den Großteil des Tages im Schatten, ist beispielsweise die Alpen-Waldrebe eine gute Wahl. Liegt die Wand in der prallen Sonne, bietet sich eine Hundsrose an.
Auf der Internetseite des Projektes "Mehr Grün am Haus" gibt es eine detaillierte Pflanzliste zu diesem Thema.
Niedrige Pflanzen für die Dachbegrünung
Für die Dachbegrünung eignen sich niedrige Pflanzen.
Nicht nur an Fassaden, auch auf Dächern können Pflanzen Vorteile haben. Wer diesen Schritt in Erwägung zieht, kann zuvor mit dem Gründachkataster des LANUV prüfen, ob das eigene Dach dafür überhaupt geeignet ist oder nicht.
Wenn ja, eignen sich für das Dach vor allem niedrige Pflanzen, die gut mit extremen Bedingungen wie Hitze, Trockenheit, Frost und Wind klarkommen. Unter anderem sind das Arten wie Sand-Thymian, Fetthenne oder der Dach-Hauswurz. Auch hier gibt es eine Pflanzliste von "Mehr Grün am Haus".
Schatten im Garten dank passender Bäume
Wer einen Garten besitzt, hat noch mehr Möglichkeiten, etwas fürs Klima zu tun - sowohl gesamtheitlich gesehen, als auch für die Temperaturen in der Umgebung der eigenen Wohnung.
Landschaftsarchitekt Glacer empfiehlt einen Wechsel aus Schatten und Sonne. Wer einen Kühlungseffekt erreichen will, sollte einen der Gartengröße angemessen großen Baum pflanzen. Hier gibt es zahlreiche Auswahlmöglichkeiten, je nach Geschmack, Platzangebot und Standort.
Wer beispielsweise einen sehr sonnigen Garten hat und möglichst viel Sonne abhalten will, kann einen Rotahorn pflanzen, der ein sehr dichtes Blätterdach bildet. Wer es vorzieht, dass mehr Licht durch die Baumkrone scheint, sollte eher zu einer Esche greifen.
Als Orientierungshilfe bei der Wahl des Baumes empfiehlt Glacer zum Beispiel die Straßenbaumliste der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK). "Die Bäume darauf kommen selbst mit den schwierigen Bedingungen in Großstädten klar."
Beim der Wahl des richtigen Ortes müsse darauf geachtet werden, dass der Baum nicht zu dicht am Haus stehe. "Drei bis fünf Meter Abstand sollten es schon sein", sagt Glacer. Wichtig sei auch hier, dass sich rund um den Baum möglichst viel unversiegelte Fläche befinde, also Wasser im Boden versickern könne. So sei sicher gestellt, dass der Baum auch genügend Wasser habe.
Regenwasser im Garten nutzen
Ohnehin spiele der Wasserhaushalt beim Thema Klima- und Hitzeschutz eine wichtige Rolle. Auch hier gibt es für den Garten zahlreiche Möglichkeiten, bei denen sich sogar Geld sparen lässt. Die wohl einfachste ist, das Regenwasser vom Dach nicht einfach in die Kanalisation zu leiten, sondern zu sammeln - in einer Regentonne oder im größeren Stil in einer Zisterne.
"Wasser, das in der Kanalisation landet, kann nicht genutzt werden, um Pflanzen für die Evapotranspiration zu versorgen", sagt Glacer. So könne auch kein Kühlungseffekt erzielt werden.
Ein Teich im Garten sorgt durch Verdunstung für Abkühlung.
Wer den Platz hat, könne auch einen kleinen Teich anlegen, der dann ebenfalls mit Regenwasser gespeist werden kann. Laut Glacer hat das zwei Vorteile: Einmal die Verdunstung direkt aus dem Gewässer, die zur Kühlung beiträgt. Außerdem versorgt ein Teich Pflanzen wie Schilf, die im oder am Wasser wachsen, optimal mit Flüssigkeit, so der Landschaftsarchitekt: "An ihrer Blattoberfläche verdunstet somit auch sehr viel Flüssigkeit, die dann wiederum kühlt."
Hitzefaktor Schottergarten
Schottergärten heizen sich durch die Sonne stark auf.
Wovon Glacer unbedingt abrät, sind Schottergärten. Diese Form der Gartengestaltung ist nicht umsonst in einigen Kommunen in NRW mittlerweile sogar verboten. Abgesehen davon, dass es dort kaum Pflanzen gibt, die Bienen und anderen Insekten als Futter dienen, wärmen sich die Flächen bei Sonneneinstrahlung stark auf und und verdunsten so gut wie kein Bodenwasser. Eine Kühlung durch Verdunstung findet also praktisch nicht statt.
Man müsste Schottergärten zwar nicht besonders pflegen, sagt Landschaftsarchitekt Glacer. "Damit macht man aber weder dem Klima noch sich selbst einen Gefallen."