Vertrocknete Maispflanzen auf einem Feld in Dortmund im Juli 2018

Umweltökonom: Milliardenschäden durch Hitze und Dürre

Stand: 13.08.2022, 09:17 Uhr

Die Schäden durch Hitze und Dürre könnten in diesem Jahr etwa halb so hoch werden wie in den Dürrejahren 2018 und 2019 zusammen, schätzt Umweltökonom Reimund Schwarze im Interview.

Hitze und Dürre richten massive Schäden an - auch im laufenden Jahr. Und sie lassen sich sogar beziffern. Ein Interview mit Umweltökonom Reimund Schwarz vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig.

WDR: Hitze und Dürre haben unterschiedliche Auswirkungen. Wie wirkt sich die Hitze auf die Wirtschaft aus?

Umweltökonom Reimund Schwarze

Professor Reimund Schwarze

Reimund Schwarze: Die größten wirtschaftlichen Auswirkungen gehen auf die verringerte Arbeitsproduktivität zurück. Bei über 30 Grad können wir eben nicht mehr so viel schaffen wie im Normalbereich. Und das betrifft vor allen Dingen die, die sich nicht durch eine Klimaanlage schützen können.

WDR: Welche Branchen sind da besonders betroffen?

Schwarze: Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Bauwesen. Dort gibt es in der Regel keine Klimaanlagen. Ansonsten hängt es von den Büros, Fahrzeugen und so weiter ab, ob es dort eine Klimaanlage gibt oder es auch ohne kühl genug ist.

WDR: Das andere Problem ist die Dürre. Welche wirtschaftlichen Schäden zieht diese nach sich?

Schwarze: Die Dürre ist ein viel komplizierteres Extremereignis als die Hitze. Sie ist ja zuallererst dadurch getrieben, dass weniger Regen fällt. Aber ob sie sich in wirtschaftliche Schäden umsetzt, hat viel damit zu tun, wie sie sich in der Land- und Forstwirtschaft widerspiegelt. So war es in den großen Dürrejahren 2018 und 2019.

WDR: Kann man die volkswirtschaftlichen Schäden von Dürre und Hitze beziffern?

Schwarze: Ja, kann man. Das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium haben erst vor Kurzem eine Bilanz gezogen. Demnach verursachten die beiden Dürren in den Jahren 2018 und 2019 zusammen Schäden in Höhe von ungefähr 35 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Flut-Schäden im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen summieren sich ungefähr auf 40 Milliarden Euro.

WDR: Kann man schon prognostizieren, wie hoch die Schäden in diesem Jahr sein werden?

Schwarze: Wenn es jetzt noch eine Woche lang so weitergeht, sind wir nach meinen Schätzungen an einer kritischen Schwelle zu massiven Schäden. Ich würde sagen, dass die Schadenssumme durch Hitze und Dürre in etwa halb so hoch sein wird wie 2018 und 2019 zusammen, also unter 20 Milliarden Euro.

WDR: Was muss getan werden, damit wir uns besser anpassen und uns vor den Folgen von Hitze und Dürre schützen?

Schwarze: Zum Schutz vor Hitze kann man im Bereich Pflege und Gesundheit sehr viel tun. Dort geht es nicht um wirtschaftliche Schäden, sondern um Menschen, die durch die Hitze sterben - also unermessliche Schäden.

Zum Schutz vor Dürre müssen wir unsere Böden besser schützen, sodass sie besser Wasser halten können. Außerdem kann man durch Rückhaltebecken, in denen man Wasser sammelt, ein bisschen vorsorgen.

WDR: Haben Sie Hoffnung, dass schon bald ausreichend solcher Maßnahmen ergriffen werden?

Schwarze: Nein, das habe ich nicht. Das sind Prozesse, die sehr langsam sind. Bei Wasser müssen wir über Jahrzehnte rechnen, wenn man an die Forsten denkt. Da investieren wir in die weite Zukunft unserer Kinder.

Das Interview führte Katrin Schmick.

Das Interview lief am 12.08.2022 im "Echo des Tages" bei WDR5. Für die Verschriftlichung wurde das Gespräch leicht angepasst.

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