Heizungswechsel in der Gaskrise: Für wen lohnt sich der Umstieg?

Stand: 13.07.2022, 15:35 Uhr

Seit dem Ukraine-Krieg steigen die Preise für Öl und Gas. Der Umstieg auf andere Energiequellen zum Heizen kann sich im Privaten lohnen. Ein Überblick zu Alternativen.

Es sind beunruhigende Meldungen, die an diesem Wochenende zeigen, wie ernst die Lage in Sachen Gasversorgung ist. So fürchtet die Bundesnetzagentur einen Totalausfall der russischen Lieferungen und ruft zu größeren Anstrengungen beim Energiesparen auf. Die Bundesregierung empfiehlt Unternehmen, sich mit Notstromaggregaten einzudecken. Und manche Unternehmen wie Henkel erwägen, wieder mehr Homeoffice einzuführen, um Gas zu sparen.

Doch auch ohne Gasstopp sind die Sorgen groß. Denn die Preise steigen. Energieexperte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW sagte dem "Tagesspiegel", bislang gebe es eine Verdopplung der Gaspreise und wenn es zu einem Gasmangel komme, drohe eine Verdrei- bis Vervierfachung im Vergleich zum Vorkrisenniveau. Konkret bedeute das:

"Wenn man das weiterdenkt (...), sind wir bei 3.000 oder 4.000 Euro im Jahr, die Gas mehr kostet." Udo Sieverding, Verbraucherzentrale NRW

"Für ein Einfamilienhaus, zehn bis 20 Jahre alt, hatten Sie bislang einen Abschlag von knapp 1000 Euro im Jahr. Im Sommer vergangenen Jahres lag der durchschnittliche Arbeitspreis für eine Kilowattstunde Gas bei 6,5 Cent. Jetzt sind es im Schnitt 14 Cent. Das macht aufs Jahr gerechnet 1.000 Euro mehr. Und wenn man das weiterdenkt und die Verdrei- oder Vervierfachung kommt, sind wir bei 3.000 oder 4.000 Euro im Jahr, die Gas mehr kostet."

Kein Wunder also, dass viele Hausbesitzer über einen Heizungswechsel nachdenken. Doch so ein Umstieg ist nicht nur eine Frage des Geldes - auch wenn Förderprogramme vom Staat winken. Was wären die Alternativen zur Gasheizung und für wen lohnt sich eine Umrüstung?

Heizen mit der Wärmepumpe

Jemand bedient eine Wärmepumpe und drückt einen Knopf.

Wärmepumpen lohnen sich nicht immer

Eine Alternative zur Gasheizung kann die Wärmepumpe sein - und das nicht nur in Neubauten. Doch um eine Wärmepumpe sinnvoll einzusetzen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, sagt die Verbraucherzentrale. Sonst verbraucht die Heizung zu viel Strom.

Eine Wärmepumpe lohnt sich demnach dann, wenn das Haus gut saniert ist und große Heizflächen hat - zum Beispiel eine Fußbodenheizung. "Hier werden niedrige Heizwassertemperaturen benötigt – die Wärmepumpe muss weniger arbeiten und ist dadurch wirtschaftlicher." Eine gute Dämmung und moderne Fenster seien ebenfalls nötig, damit nicht zu viel Wärme verloren gehe.

Heizen mit Solarthermie

Solarmodule auf einem Dach, im Hintergrund blühendes Rapsfeld

Solarthermie wird oft mit anderen Systemen kombiniert.

Da Sonnenenergie nicht gleichmäßig übers Jahr verteilt verfügbar ist, werden solarthermische Anlagen oft mit anderen Heizungssystemen kombiniert - zum Beispiel mit modernen Brennwertkesseln, einem Pelletkessel oder einer Wärmepumpe. Der Ertrag einer Solaranlage hängt immer auch von der Fläche, Ausrichtung und Neigung der Kollektoren ab.

Heizen mit Holzpellets

Zwei Hände voll Holzpellets

Die Nachfrage nach Holz und Holzpellets steigt

Für das Heizen mit Holzpellets benötigen Hausbesitzer einen Lagerraum für die Pellets. Wer vorher eine Ölheizung mit Öllager hatte, ist zumindest platzmäßig meist im Vorteil. Die Kosten hängen auch von der Preisentwicklung der Holzpellets ab. "Die Investitionskosten sind bei Holzpelletkesseln höher als bei einem Öl- oder Gasbrennwertkessel. Allerdings wird die Nutzung von Pellets als erneuerbarer Energieträger über verschiedene Bundes- und Landesprogramme gefördert, sodass sich der Einbau eines Pelletkessels nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch lohnen kann", so die Verbraucherzentrale.

Das Umweltbundesamt (UBA) spricht sich gegen die Installation von neuen Holzheizungen aus. Die Behörde argumentiert, dass Heizen mit Holz gesundheitsschädlichen Feinstaub verursacht. Zudem seien die Wälder nötig, um Kohlenstoff aus der Luft aufzunehmen und zu binden. Wenn den Wäldern nun vermehrt Holz für die Energiegewinnung entnommen wird, sei dies nicht hilfreich für den Klimaschutz.

Heizen ohne Öl und Gas - bis 2035?

Ganz ohne Öl und Gas? Dieses Szenario hat sich auch das Wuppertal Institut näher angeschaut und im Auftrag von Greenpeace eine Studie erstellt. Das Fazit: Die Wärmeversorgung der Gebäude in Deutschland ließe sich bis 2035 auf der Basis eines Politikmixes des "Forderns und Förderns" vollständig auf erneuerbare Energien umstellen.

Die Studie stellt dafür ein Sofortprogramm vor, mit dem ein beschleunigter Umstieg auf erneuerbare Energien in dem Sektor machbar ist. Unter anderem zählt dazu ein Ausstiegsgesetz, mit dem der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen ab 2024 und der Betrieb bestehender Anlagen schrittweise bis 2035 verboten werden. Als notwendige Ergänzung dazu schlägt die Studie ein Förderprogramm für zwölf Millionen Wärmepumpen und 70 Millionen Quadratmeter Solarthermie-Anlagen vor.