Sicherheitslücken bei Google

01:03 Min. Verfügbar bis 05.01.2026

Wieso alle Google-Dienste aktuell gefährdet sind

Stand: 05.01.2024, 19:25 Uhr

Ein neuer Trojaner ist im Umlauf: Die aggressive Malware nutzt Login-Informationen des Browsers und verschafft sich so unbemerkt Zugriff zu allen Google-Diensten. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb erklärt die Hintergründe und gibt Tipps.

Betroffen sind potenziell alle Menschen, die Google-Dienste wie Google Mail, Youtube, Google Docs, Google Play Store (etwa auf Android-Smartphones), Google Translator, Google Maps und vor allem die Google-Suche benutzen – und ein Google-Konto verwenden, um sich dort anzumelden und die Dienste individuell zu nutzen.

Experten haben belegt: Die Malware übernimmt die Cookies und passt sie für ihre Zwecke an

Durch eine Sicherheitslücke in der Art der Anmeldung ("Oauth" genannt) ist es Betrügern möglich, die auf Festplatten und Smartphones gespeicherten Cookies (kleine Infodateien) abzufangen und damit jederzeit selbständig neue zu generieren und sich Zugang zu allen Diensten zu verschaffen, selbst wenn ein User sein Passwort geändert haben sollte. Sie übernehmen quasi den Schlüsselbund und können alle Türen im Google-Universum damit öffnen.

Identitätsdiebstahl nicht ausgeschlossen

Dass auch Google Mail davon betroffen ist, ist ein durchaus ernsthaftes Problem. Denn wenn sich Betrüger Zugang zum Mail-Postfach verschaffen, können sie nicht nur die E-Mails lesen, sondern schlimmstenfalls auch die Identität übernehmen und durch Passwort-Reset-Funktion viele andere Online-Dienste kapern.

Im Google Dashboard lässt sich sehen, welche Geräte ein Google-Konto benutzen und benutzt haben

Verschiedene IT-Sicherheitsexperten haben nicht nur bereits dokumentiert, wie einfach das vorhandene Sicherheitsleck ausgenutzt werden kann, sondern auch, dass seit November 2023 bereits mindestens sechs Malware-Programme - also Trojaner - kursieren, die davon Gebrauch machen. Da es sich um noch eine relativ neue Masche handelt, ist damit zu rechnen, dass es noch mehr Trojaner werden.

Geeignete Gegenmaßnahmen: Konten schützen

Die gute Nachricht: Nutzer sind nicht völlig wehrlos. Es ist wichtig, Google-Konten mit einer "Multi-Faktor-Authentifizierung" abzusichern. Neben Benutzername und Passwort muss dann noch ein zusätzlicher Faktor eingegeben werden, etwa ein Code, der durch eine App erzeugt wird. Ein Verfahren, das normalerweise deutlich mehr Sicherheit bietet.

Ob die Multifaktor-Authentifizierung auch in diesem Fall hilft, ist allerdings noch nicht bestätigt – da die Angreifer den Cookie eines bestätigten Logins verwenden, möglicherweise nicht in jedem Fall.

Daher ist es wichtig, Rechner – und auch Smartphones – durch geeignete Schutz-Software auf Malware und Trojaner zu untersuchen. Noch viel wichtiger ist es, ab sofort im Browser nur im "Safe-Modus" zu surfen: Dabei werden Cookies missachtet und nach der Arbeit automatisch wieder gelöscht. So hinterlässt man keine Spuren, die die Trojaner verwenden könnten.

Es ist möglich, im Accounts-Bereich von Google sich auch aus dritten Geräten per Fernsteuerung abzumelden

Hilfreich ist auch, aktuell bewusst nach jeder Verwendung eines Google-Dienstes sich wieder aus dem Konto abzumelden (Logoff). Im Google Dashboard ist das sogar für alle Geräte gleichzeitig möglich. Das ist zwar unbequem, stellt aber sicher, dass die neuen Trojaner keine Möglichkeit zu haben, sich in den Google-Diensten unbemerkt anzumelden.

In jedem Fall sind Nutzer von Google-Diensten gut beraten, im Augenblick auf verdächtige Aktivitäten in ihren Konten zu achten. Unter myaccount.google.com kann man sich einen hervorragenden Überblick verschaffen. Sollten verdächtige Aktivitäten entdeckt werden: Ausnahmslos überall abmelden und alle Browser und Apps schließen.