Promis wie Carolin Kebekus sammeln Spenden für mögliche Rammstein-Opfer

Stand: 19.06.2023, 07:17 Uhr

Es tauchen immer mehr Vorwürfe gegen Till Lindemann auf. Doch einige Frauen trauen sich offenbar nicht, gegen den Rammstein-Sänger auszusagen - aus Angst vor Gerichts- oder Anwaltskosten. Promis wie Carolin Kebekus sammeln Geld, um ihnen zu helfen.

Unterlassungsaufforderungen, Androhungen von Strafanzeigen. Es sind harte Geschütze, die die Anwälte des Rammstein-Sängers in diesen Tagen auffahren. Sie richten sich gegen Frauen, die sich zu Vorwürfen gegen Lindemann äußern oder äußern wollen. "Wir werden wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen einleiten", heißt es in einem Schreiben.

Anders als der Sänger haben die Frauen in der Regel keine Staranwälte hinter sich. Im schlimmsten Fall haben sie nicht mal eine Rechtschutzversicherung. Wer sich äußert, nimmt also ein Risiko in Kauf. Das Risiko, am Ende auf Gerichts- oder Anwaltskosten sitzen zu bleiben.

"Niemand darf sich eingeschüchtert fühlen"

Deswegen hat sich jetzt die Amadeu Antonio Stiftung sowie mehrere Prominente wie Carolin Kebekus eingeschaltet. Sie wollen betroffene Frauen finanziell unterstützen. Mit einer Spendenaktion soll unter anderem Geld für Anwaltskosten gesammelt werden. Der Titel: "Wie viel Macht ein Euro".

Auf der Webseite der Stiftung heißt es: "Niemand darf sich eingeschüchtert fühlen, offen über Erfahrungen von Machtmissbrauch oder sexuellen Übergriffen zu sprechen. Erst recht nicht, weil prominente Musiker mit teuren Anwälten drohen."

Carolin Kebekus macht in einem Instagram-Posting auf die Aktion aufmerksam und schreibt: "Niemand soll sich entmutigt fühlen, offen über Erfahrungen zu sprechen."

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Schon mehr als 580.000 Euro gespendet

Laut Zahlen der Plattform "Betterplace" sind bis Montagmorgen (7 Uhr) schon mehr als 639.000 Euro durch mehr als 58.000 Spenden zusammengekommen.

Sollte am Ende mehr Geld zur Verfügung stehen als benötigt wird, soll es laut Amadeu Antonio Stiftung im "Sheroes Fund" eingesetzt werden. Dieser unterstütze Frauen, trans*, inter* und non-binäre Personen, die aufgrund ihres Einsatzes gegen Rassismus, Antisemitismus und andere menschenverachtende Einstellungen angefeindet und bedroht würden und finanzielle Hilfe benötigten.

"Sexualdelikte und Abgabe von Betäubungsmitteln"

Lindemann wird seit Wochen vorgeworfen, vor, während und nach Konzerten seiner Band junge Frauen getroffen zu haben, die oftmals extra rekrutiert worden seien. Dabei soll es zu sexuellen Handlungen gekommen sein, die von mehreren Frauen als gewalttätig und missbräuchlich beschrieben wurden. Es seien Alkohol und Drogen angeboten worden.

Auch der Vorwurf, man habe ihnen K.o.-Tropfen verabreicht, um sie bewusstlos zu machen, wurde geäußert. Inzwischen ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Till Lindemann. Es gehe um "Tatvorwürfe aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln", teilte die Behörde mit.

Der Lindemann-Skandal - eine Chronologie

  • 25. Mai: Shelby Lynn schildert in einer ganzen Reihe von Tweets ihre negativen Erfahrungen beim Rammstein-Konzert in Litauens Hauptstadt Vilnius. Daraufhin melden sich viele andere Frauen bei ihr.
  • 2. Juni: Mehrere Frauen erheben schwere Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann. Die Frauen äußern sich anonym vor der Kamera und haben ihre Aussagen gegenüber NDR und SZ an Eides statt versichert.
  • 3. Juni 2023: Rammstein meldet sich auf Instagram zu Wort. Die Band schreibt unter anderem: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge." Gleichzeitig schreibt die Band aber auch: "Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden."
  • 7. Juni 2023: Nach den Vorwürfen gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann verbietet Berlin bei den Konzerten der Band in der Hauptstadt Aftershowpartys.
  • 7. Juni 2023: Am Abend gibt Rammstein vor Zehntausenden im Münchner Olympiastadion das erste Deutschland-Konzert der aktuellen Europatournee. Auf die Vorwürfe gegen Frontmann Lindemann geht die Band beim Auftritt nicht ein.
  • 8. Juni 2023: Die Berliner Rechtsanwalte Simon Bergmann und Christian Schertz melden sich zu Wort. Die Vorwürfe gegen Lindemann seien ausnahmslos unwahr. Außerdem kündigen sie juristische Konsequenzen an.
  • 9. Juni 2023: Tausende unterstützen eine Petition zur Absage von Rammstein-Konzerten in der Schweiz.
  • 14. Juni 2023: Die Staatsanwaltschaft Berlin leitet ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann ein.
  • 15. Juni 2023: Die Plattenfirma von Rammstein, Universal, schränkt ihre Arbeit für die Band vorerst ein, erklärte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage.
  • 16. Juni 2023: Die Diskussionen um Lindemann bremsen die Verkaufszahlen der Band nicht. Rammstein-Alben steigen in den Charts; sechs von acht Studioalben sind in den Top 100.
  • 16. Juni 2023: Rammstein-Schlagzeuger Christoph Schneider äußert sich zu den Vorgängen um die Band und Lindemann. Er fühle sich "wie im Schock" durch Dinge, die geteilt und berichtet worden seien. "Dies ist für uns Bandmitglieder und die Crew ein Auf und Ab der Emotionen", schreibt er auf seinem Instagram-Account.

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