Gasumlage: Satte Gewinne - und trotzdem profitieren Unternehmen?

Stand: 24.08.2022, 09:58 Uhr

Wegen der Gasumlage macht sich online Unmut breit. Während Endverbraucher mehr zahlen, profitieren Unternehmen von der Umlage - obwohl manche die Finanzspritze gar nicht unbedingt dringend benötigen. Warum sie wohl trotzdem das Geld bekommen.

Die Gasumlage erhitzt die Gemüter. Zumindest im Netz. Manche können es nicht nachvollziehen, dass Gaskunden durch die Gasumlage pro Jahr mit mehreren hundert Euro zur Kasse gebeten werden, während von den Einnahmen aus der Umlage auch Konzerne profitieren, die darauf gar nicht angewiesen sind.

"Meine Opferbereitschaft hört da auf wo ich Konzerne "retten" muss die selbst Milliarden Gewinne einfahren !!" schreibt etwa ein User.

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Ein anderer User kritisierte den Zweck der Gasumlage in Hinsicht auf klimapolitische Aspekte. In Sachen Klimaschutz habe man bereits mit der Abschaffung des 9-Euro-Tickets Abstriche gemacht:

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Wie funktioniert die Gasumlage?

Die Gasumlage von 2,4 Cent pro Kilowattstunde wird nach bisherigen Plänen von Oktober 2022 bis Ende März 2024 erhoben. Sie soll einerseits Verbraucher dazu animieren, so viel Gas wie möglich zu sparen. Zugleich soll sie Unternehmen entlasten, die wegen der gedrosselten Lieferungen aus Russland anderswo für viel Geld Gas einkaufen müssen, um die Versorgung zu gewährleisten.

Konkret soll das laut Wirtschaftsministerium so funktionieren: Für die zusätzlichen Kosten der Gasbeschaffung können Gasimporteure einen finanziellen Ausgleich erhalten. Ein Großteil der Zusatzkosten wird dann "auf möglichst viele Schultern verteilt - zunächst auf die der Energieversorger", schreibt das Ministerium. Den Energieversorgern wiederum stehe es frei, "diese Kosten dann an die privaten und gewerblichen Endverbraucherinnen und- verbraucher weiterzugeben".

Fakt ist, dass zwölf Energieunternehmen die neue Gasumlage in Anspruch nehmen wollen. Dazu zählen etwa Uniper, die EnBW-Tochter VNG oder der Versorger EWE. Auch Sefe, ehemals Gazprom Germania, will von der Umlage profitieren. Insgesamt geht es um Geld in Höhe von 34 Milliarden Euro. Offen ist indes, ob tatsächlich alle dieser zwölf Unternehmen die finanzielle Hilfe brauchen.

Krise trifft nicht alle Gasimporteure gleichermaßen

Denn die Gasimporteure sind unterschiedlich von der derzeitigen Gaskrise betroffen. Das Düsseldorfer Unternehmen Uniper als größter deutscher Gasimporteur fuhr im ersten Halbjahr 2022 einen Verlust von mehr als zwölf Milliarden Euro ein und war in eine existenzbedrohende finanzielle Schieflage geraten.

Dagegen konnte der Essener RWE-Konzern ungeachtet von Verlusten im Gasgeschäft im ersten Halbjahr mit einem bereinigten Nettogewinn von knapp 1,6 Milliarden Euro ein dickes Plus verbuchen. RWE hat sich zwar für die Gasumlage registrieren lassen, will aber die Gelder nicht in Anspruch nehmen. Der Konzern erklärte dazu unlängst, dass die Listung nur eine "reine Vorsichtsmaßnahme" sei, falls die Dinge sich ändern.

Auch der Energieversorger EnBW steht finanziell nicht schlecht da: Im ersten Halbjahr konnte das Unternehmen ein Plus erzielen. Der operative Gewinn war mit 1,42 Milliarden Euro zwar etwas niedriger als im Vorjahreszeitraum. Der Konzern geht jedoch in einer Prognose für das Gesamtjahr von einer Steigerung von zwei bis sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus.

Ministerium: Unternehmen brauchen Gewinne

Laut Bundeswirtschaftsministerium müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein, um die Umlage in Anspruch zu nehmen. Dazu gehört, dass Unternehmen verpflichtet sind, sich die Angaben zu den aktuellen Extrakosten bei der Gas-Beschaffung von Wirtschaftsprüfern bestätigen zu lassen. Eine drohende Insolvenz zähle nicht zu den Kriterien, so das Ministerium.

Dass manche Unternehmen in anderen Konzernbereichen schwarze Zahlen schreiben, ist aus Sicht des Ministeriums kein Grund, ihnen die Gasumlage nicht zu bewilligen, im Gegenteil: "Ein Unternehmen braucht Gewinne, um sich breiter aufzustellen und sich damit auch unabhängiger von russischen Lieferungen zu machen."

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Was ist nun mit Sondergewinnen, die Unternehmen im Zuge des Krieges in der Ukraine erzielen? Wirtschaftsminister Habeck würde sie gerne über eine sogenannte Übergewinnsteuer abschöpfen. Doch es ist wenig realistisch, dass sie kommt. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat dies bislang strikt abgelehnt.

Gasumlage auch für Unternehmen mit Sitz im Ausland

Unter den zwölf Unternehmen, die die neue Gasumlage in Anspruch nehmen wollen, sind auch Konzerne mit Sitz im Ausland. Das sind der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV, das schweizerische Energiehandelsunternehmen Axpo sowie der niederländisch-schweizerische Rohstoffhändler Vitol.

Außerdem die Schweizer Unternehmen DXT Commodities und Enet Energy. Auch der auf Zypern beheimatete Energieversorger Gunvor mit zuletzt satten Gewinnen gehört zu dem Kreis der Unternehmen, die die Gasumlage in Anspruch nehmen wollen.

Viele fragen sich, wieso auch ausländische Unternehmen von der Gasumlage profitieren sollen. Dazu sagt Jörg Marksteiner von der WDR-Wirtschaftsredaktion: "Das Herkunftsland spielt keine Rolle." Eines der Kriterien für eine Bewilligung der Gasumlage sei, dass es sich um Importeure von russischem Erdgas nach Deutschland handelt, die von einem Ausfall von Gasimportverträgen unmittelbar betroffen sind. Und das sei bei den Versorgern mit Sitz im Ausland, die jetzt die Gasumlage in Anspruch nehmen wollen, offenbar der Fall.

Transparenzhinweis: Der Tweet eines Users wurde im Nachgang der Veröffentlichung aus diesem Text entfernt und durch einen anderen ersetzt. Grund war nach Einstufung der Redaktion, dass es sich hierbei um Hetze, nicht um bloße Meinungsäußerung handelte.

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