Turbine für Nord Stream 1 wird geliefert: Sorge um Gaslieferung bleibt

Stand: 10.07.2022, 12:38 Uhr

Mit ungutem Gefühl schauen Regierung und Energie-Unternehmen auf die Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1, die am Montag beginnt. Eine wichtige Turbine soll nun doch aus Kanada geliefert werden. Wird das Gas bald wieder fließen?

Der russische Energiekonzern Gazprom hat Mitte Juni seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 reduziert. Grund dafür sollen Verzögerungen bei der Reparatur von Gasverdichtern gewesen sein. Das Problem, so hieß es, war eine in Kanada überholte Gasturbine, die wegen der Russland-Sanktionen nicht zurückgeliefert werden konnte.

Kanada will reparierte Gasturbine nach Deutschland liefern

Nun will Kanada die Nord-Stream-1-Turbine doch ausliefern, und zwar nach Deutschland, statt direkt nach Russland. Dazu werde Kanada "eine zeitlich begrenzte Erlaubnis" an Siemens Canada geben, hieß es. Ohne die nötige Gasversorgung würde die deutsche Wirtschaft sehr leiden. Die Deutschen wären möglicherweise nicht in der Lage, im Winter ihre Wohnungen zu heizen.

Mit der reparierten Gasturbine wäre die Pipeline von Russland nach Mecklenburg-Vorpommern dann zumindest technisch wieder voll einsatzfähig. Russland hatte stets argumentiert, wegen der fehlenden Turbine seine Gaslieferungen drosseln zu müssen. Dieses Argument fällt also bald weg.

Bundesregierung erleichtert

Die Bundesregierung zeigte sich am Sonntag erleichtert. "Wir begrüßen die Entscheidung unserer kanadischen Freunde und Verbündeten", teilte Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit. Die russische Regierung hatte vergangenen Freitag angekündigt, im Fall einer Rückkehr der reparierten Gasturbine aus Kanada die Energielieferungen durch Nord Stream 1 wieder hochzufahren.

Die Kürzung der Gaslieferungen durch die Pipeline hatte zu Notmaßnahmen der Bundesregierung geführt. Zuletzt hatte der angeschlagene Energiekonzern Uniper aus Düsseldorf bei der Bundesregierung einen Antrag auf "Stabilisierungsmaßnahmen" gestellt. 

Wartungsarbeiten an Nordstream 1

Die Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 1 sollen am Montag beginnen und zehn Tage dauern. In dieser Zeit wird Nord Stream 1 abgeschaltet, und es soll kein Gas nach Deutschland fließen. Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) hatte Bedenken geäußert, dass Russland den Gashahn auch nach Abschluss der Wartung nicht mehr aufdrehen könnte.

Am Sonntag sagte Habeck, die nicht ausgelieferte Turbine sei "ein vorgeschobener Grund. Und diesen vorgeschobenen Grund versuchen wir zu nehmen. Und vielleicht löst das ja etwas".

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