Milder Winter oder Sparerfolg? Gasspeicher in Deutschland gut gefüllt

Stand: 18.02.2023, 19:26 Uhr

Der Winter ist bald rum – und der befürchtete Gasnotstand ist ausgeblieben. Die Gasspeicher in Deutschland sind aktuell mit 71 Prozent sogar voller als im Schnitt der Jahre 2016 bis 2020. Darf man für nächstes Jahr optimistisch sein?

Es waren Szenarien, die uns erschaudern ließen: Als Russland im vergangenen Jahr als Reaktion auf die Unterstützung für die Ukraine dem Westen den Gashahn zudrehte, fürchteten nicht wenige einen brutal-harten Winter. Doch es kam besser als erwartet. Die kalte Jahreszeit nähert sich Mitte Februar allmählich ihrem Ende – und die Gasspeicher sind gut gefüllt.

Rückblick: Am Morgen des 14. November 2022 war in den Gasspeichern ein Füllstand von 100 Prozent verzeichnet worden. Am 1. Februar 2023 waren die Speicher mit 78,6 Prozent fast doppelt so voll wie vom Energiewirtschaftsgesetz zu diesem Stichtag vorgeschrieben.

Und aktuell? "Wir stehen gut da", sagt Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur in Bonn dem WDR. Zuletzt waren (Stichtag 17. Februar) die Gasspeicher in Deutschland noch zu gut 71 Prozent gefüllt – deutlich mehr als im Schnitt der Jahre 2016 bis 2020, als Mitte Februar ein Füllstand von 54 Prozent verzeichnet wurde.

Weiter Gas durch Pipeline-Importe

Zu dieser positiven Entwicklung trägt bei, dass weiter dauerhaft Gas durch Pipeline-Importe nach Deutschland fließt - und zwar aus Norwegen, den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Erdgas erhält Deutschland mittlerweile auch über neue LNG-Terminals an den deutschen Küsten.

Der LNG-Anteil am gesamten Erdgas-Import nach Deutschland ist noch gering. Er soll allerdings steigen, je mehr der Flüssiggas-Terminals angeschlossen werden. Wenn alle sechs beschlossenen schwimmenden Terminals gegen Ende 2023 in Betrieb sind, hätten sie eine Gesamtkapazität von rund 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das entspricht etwa einem Drittel der Menge, die laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Jahr 2021 importiert wurde.

Ausgeprägte Spardisziplin in Sachen Gas

Der relativ hohe Füllstand in den Speicheranlagen liegt auch daran, dass die Firmen, Behörden und Privathaushalte weniger Gas verbraucht haben als zuvor. Was nicht zuletzt auch am vergleichsweise milden Winter liegt. Der Gesamt-Wochenverbrauch lag in der vergangenen Woche (Kalenderwoche 6) 17 Prozent niedriger als der Durchschnittsverbrauch der gleichen Woche der Jahre 2018 bis 2021.

Anbieter-Wechsel kann sich unter Umständen lohnen

Inzwischen sinkt sogar auf den europäischen Großmärkten der Erdgaspreis und mittlerweile ist er sogar niedriger als vor Kriegsbeginn in der Ukraine. Auch Verträge für Endkunden gibt es günstiger, sagt Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW dem WDR. Ein Wechsel könne sich unter Umständen lohnen.

Der Markt entspannt, die Preise im Abwärtstrend. Aber bleibt das so auch im nächsten Winter? "Wir wissen nicht, wie das Wetter wird", sagt Klaus Müller. Und ob die Spardisziplin anhält. Wird es ein milder Winter 2023/2024, stehen wir gut an. "Wenn es ein strenger Winter wird, haben wir ein Problem."

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