Eine Gasflamme

Was ein Energiepreisdeckel kostet - und was er bringt

Stand: 25.09.2022, 16:16 Uhr

Mehrere Politiker fordern eine Begrenzung des Gaspreises. Eine Deckelung von Strom- und Gaspreisen würde den Bund 3,8 Milliarden Euro kosten - je Cent, um den der Endverbraucherpreis sinkt.

Die Stimmen für eine Deckelung des Gaspreises werden lauter. Neben den Grünen und der Linken hat sich mittlerweile auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) dafür ausgesprochen.

Doch wie könnte so eine Gaspreisbremse aussehen? Wie würde sie finanziert? Und welchen Effekt hätte sie für die Verbraucher?

Was würde eine Gas- und Strompreisbremse kosten?

Die Bundesregierung beziffert die Kosten für eine Deckelung der Preise für Strom und Gas mit 3,8 Milliarden Euro. Und zwar für jeden Cent, den der Staat pro Kilowattstunde übernimmt. Doch wie kommt diese Zahl zustande?

In einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag rechnet das Wirtschaftsministerium vor: Der Stromverbrauch aller Privathaushalte liegt bei insgesamt rund 130 Terawattstunden, bzw. 130 Milliarden Kilowattstunden. Der Gasverbrauch liegt dagegen bei rund 250 Terawattstunden, bzw. 250 Milliarden Kilowattstunden.

Wenn der Bund also bei 380 Milliarden Kilowattstunden einen Cent übernimmt pro Kilowattstunde, dann kostet das den Staatshaushalt zusammengerechnet 3,8 Milliarden Euro. Für Privathaushalte - denn Unternehmen sind in dieser Rechnung nicht mit einbezogen.

Wie viel würden die Verbraucher sparen?

Das hängt natürlich vom Verbrauch ab. Ein Vier-Personen-Haushalt in einem Mehrfamilienhaus verbraucht im Schnitt zwischen 12.000 und 18.000 kWh Gas pro Jahr. Für die Gasrechnung läge die Ersparnis also zwischen 120 und 180 Euro. Theoretisch – denn in der Praxis kann der Verbrauch natürlich erheblich abweichen, je nachdem, wie energieeffizient das Gebäude ist.

Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt verbraucht zwischen 2.600 und 5.000 kWh Strom pro Jahr. Das ergibt eine Ersparnis von 26 bis 50 Euro im Jahr. Aber auch hier kann der Verbrauch natürlich individuell höher oder niedriger ausfallen.

Ist eine solche Preisdeckelung sinnvoll?

Das komme sehr darauf an, wie man den Gaspreisdeckel gestalte, meint der Wirtschaftswissenschaftler Rüdiger Bachmann, der an der Notre-Dame-University im US-Bundestaat Indiana lehrt. "Soll da wirklich ein Deckel kommen - oder, wie das bisher diskutiert wurde, ein zweistufiger Tarif." Bachmann meint, ein allgemeiner Deckel sei ökonomische Idiotie. Denn ein wichtiges Ziel werde damit verfehlt: den Gasverbrauch zu senken. Und eben das sei notwendig.

Ein Zweistufenmodell mit einem definierten Grundbedarf, wie das etwa Grünen-Chefin Ricarda Lang vorschlägt, könnte eine Lösung sein.

"Hier wird ein Grundbedarf de facto staatlich subventioniert. Dann haben aber trotzdem genügend Leute Anreize, den Gasverbrauch einzudämmen. Denn darum muss es ja gehen: Man kommt eben nur sicher durch den Winter, wenn Deutschland etwa 20 bis 25 Prozent Gas einspart. Und je mehr die Belastung auf der Industrie liegt, desto eher wird das zu einer Rezession führen."

Anreize zum Energiesparen für Privathaushalte, aber auch für die öffentliche Hand, gebe es nur über Preissignale. Wichtig sei, sagt Bachmann, wie man den Grundbedarf definiert, also die Grenze, ab der Verbraucher eben nicht den subventionierten und damit günstigeren Tarif bezahlen, sondern den deutlich höheren Marktpreis.

Grundbedarf - nicht zu hoch ansetzen

"Wenn der Grundbedarf so hoch angesetzt wird, dass niemand sich den Marktpreisen gegenübersieht, dann nützt es auch nichts", sagt Bachmann. "Aber wenn es so ist, dass man 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs subventioniert bekommt, dann haben die Leute eben Anreize, tatsächlich diese 20 Prozent dann einzusparen."

Optimal sei aber auch das nicht, meint Bachmann. Der Wirtschaftswissenschaftler hat gemeinsam mit Kollegen noch ein weiteres Modell vorgeschlagen, ein sogenanntes Gutschriftenmodell. Darin müssen alle Verbraucher den vollen Marktpreis zahlen, werden aber von den Versorgungsunternehmen entschädigt.

Darüber hinaus ist schwer vorauszusehen, wie sehr die Preise für Verbraucher noch steigen werden. Patrick Graichen, Energiestaatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium schreibt dazu in seiner Antwort auf die Anfrage der Linksfraktion:

"Welcher Gesamtbetrag sich im Falle einer Preisdeckelung ergibt, hängt davon ab, wie hoch der Deckel angesetzt wird und wie sich die Endverbraucherpreise weiter entwickeln."

Weitere Themen