Frau Genc

Friedensbotschafterin Mevlüde Genç gestorben - Trauer und Anerkennung

Stand: 30.10.2022, 20:17 Uhr

Mevlüde Genç ist tot. Beim rechtsextremistischen Brandanschlag in Solingen vor fast 30 Jahren verlor sie fünf Familienmitglieder. Später erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.

Mevlüde Genç, die bei dem rechtsextremistischen Brandanschlag in Solingen 1993 zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verlor, ist tot. Das bestätigte am Sonntag auch die nordrhein-westfälische Staatskanzlei. Sie starb nach WDR-Informationen im Alter von 79 Jahren.

Mevlüde Genç: Auszeichnungen von Bund und Land

Nach dem Anschlag von vier jungen Neonazis setzte Genç die Solingerin trotzdem für Versöhnung ein. 1996 bekam sie das Bundesverdienstkreuz und 2015 den Verdienstorden des Landes NRW.

In einem WDR-Interview sagte Genç vor einigen Jahren:

"Ich habe mein Wertvollstes verloren, einen Teil von mir. Und ich habe trotzdem nicht mit Hass reagiert, sondern mit Liebe und Respekt." Mevlüde Genç

Genç weiter: "Wir sind Menschen und müssen einander respektieren und wertschätzen. Wir müssen einander helfen und gegenseitig verstehen."

Reaktionen auf den Tod von Mevlüde Genç

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) schrieb bei Twitter: "Mit Mevlüde Genç verliert Nordrhein-Westfalen ein großes Vorbild der Versöhnung. Wie wenig andere hat sie den Glauben an das Gute im Menschen verkörpert. Ihr Vermächtnis wird weiterleben."

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Wüsts Vorgänger im Amt des Ministerpräsidenten, Armin Laschet (CDU), twitterte über Genç: "Bin sehr traurig, dass heute morgen Mevlüde Genc verstorben ist. Sie war eine der beeindruckendsten Frauen, die ich je kennengelernt habe. Versöhnung statt Hass hat sie vorgelebt."

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Solingens Oberbürgermeister Timo Kurzbach (SPD), bekundete, "tief traurig" zu sein und bezeichnete Genç "als die Frau, die in der dunkelsten Stunde unserer Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg uns zu Freundschaft aufgerufen hat".

Thomas Kutschaty (SPD), Fraktionsvorsitzender in NRW, sagte: Ihr Satz "Liebe lässt den Menschen leben, aber der Hass bringt den Tod" werde eine Mahnung bleiben.

Auch Landtagsmitglied Josef Neumann (SPD) erinnerte an die Verdienste Genç'. Bei Facebook schrieb er: "Nach dem schrecklichen, rassistischen Brandanschlag, bei dem fünf Mitglieder ihrer Familie den Tod fanden, hat Mevlüde Genç uns die Hand gereicht und damit den Weg für ein gemeinsames und respektvolles Miteinander geschaffen."

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD) twitterte: "Trotz ihres unglaublich schmerzhaften Verlusts hat sie nie aufgehört für Frieden und Versöhnung zu kämpfen."

"Sie wird für immer mein großes Vorbild bleiben", twitterte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), dessen Eltern genau wie Genç in der Türkei geboren sind.

Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, schrieb ebenfalls bei Twitter, Genç habe sich als mutige Frau, Mutter und Kämpferin für den Frieden, gegen Hass und Rassismus "um unsere Gemeinschaft verdient gemacht". Sie werde sehr fehlen.

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Die türkisch-islamische Organisation Ditib reagierte auf Genç Tod unter anderem mit diesen Worten: "Kummervolle Mahnung für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Unerschütterliches Symbol der Versöhnung. Sinnbild einer deutschen Tragödie. Maßstab unerträglicher politischer Hetze. Mutter der türkischen Community."

Auch die Ditib-kritische Alhambra Gesellschaft bezeichnete Genç bei Twitter als "eine wichtige Stimme der Versöhnung".

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Jedes Jahr verliehen: die "Mevlüde-Genç-Medaille"

Seit 2019 wird rund um den Jahrestag des Brandanschlags von Solingen am 29. Mai die Mevlüde-Genç-Medaille verliehen. Die Auszeichnung soll die vorbildliche Haltung von Mevlüde Genç in Erinnerung halten und damit zugleich diejenigen würdigen, die sich wie sie für Versöhnung, Toleranz und den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt engagieren.

Über dieses Thema berichtet am 30.10.2022 auch die "Aktuelle Stunde" im WDR Fernsehen.