Nach Unfall auf der A40: Was tun gegen Falschfahrer?

Stand: 21.10.2022, 16:25 Uhr

Nach dem schweren Unfall auf der A40 am Freitag ist die Anteilnahme groß. Doch wie kann es immer wieder zu Unfällen mit Falschfahrern kommen? Und was kann dagegen getan werden?

Am frühen Freitagmorgen hat eine Falschfahrerin auf der A40 in Bochum einen schweren Unfall verursacht. Zwei Menschen sind tot - die Falschfahrerin sowie ein weiterer Autofahrer. Eine Person wurde schwer verletzt. Die Anteilnahme in der WDR Community ist groß.

Gleichzeitig drängt sich auch die Frage auf: Wieso kann es immer wieder zu solch schweren Unglücken mit Falschfahrern kommen? "Solche Unfälle passieren schon recht häufig, kann man da nicht mit Technik irgendwie helfen?" fragt beispielsweise User Jay Hanson.

Wie häufig sind Falschfahrten tatsächlich?

In Deutschland gibt es jährlich etwa 1.800 Verkehrswarnmeldungen zu Falschfahrten auf Autobahnen, so die Bundesanstalt für Straßenwesen. Das hat laut ADAC-Angaben allein im vergangenen Jahr zu über 80 Unfällen geführt. 24 Menschen kamen dabei ums Leben.

Das bevölkerungsreichste Bundesland NRW gehört zu den traurigen Spitzenreitern der Falschfahrer-Meldungen: Hier gab es 2021 über 330 Warnungen. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen sind Falschfahrten dennoch nicht als häufige Unfallursache einzuordnen.

Welche Gründe gibt es für Falschfahrten?

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Juergen Gerlach von der Universität Wuppertal steht vor einem Unigebäude

Jürgen Gerlach von der Uni Wuppertal

Für Falschfahrten gibt es viele Gründe - die teils auch schwierig zu ermitteln sind, sagt Jürgen Gerlach. Er forscht an der Uni Wuppertal zum Thema Verkehrssicherheit. "In vielen Fällen ist es so, dass die Fahrer nicht in der Lage sind, ein Auto zu führen." Das könne daran liegen, dass sie psychische Probleme haben, unter Medikamenteneinfluss fahren oder vor der Fahrt Drogen genommen haben.

"Manche nehmen die falsche Auffahrt. Manche wenden auf der Fahrbahn, weil sie denken, dass sie auf der Landstraße wären." Jürgen Gerlach, Uni Wuppertal

Ein weiterer Grund für eine Falschfahrt kann ein Suizid sein.

Was kann man gegen Falschfahrer tun?

In Österreich werden mehrere Maßnahmen gegen Falschfahrer ausprobiert. Beispielsweise Falschfahrer-Warntafeln: Mehr als 400 neonfarbene Warntafeln warnen im Auffahrtsbereich zur Autobahn vor Falschfahrten. In Bayern hat man diese Maßnahme vor einigen Jahren adaptiert und erprobt - allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Die Warnschilder hätten keinen messbaren Effekt gehabt, so die Bundesanstalt für Straßenwesen.

Ferner wurden in Bayern verschiedene Falschfahrer-Warnsysteme getestet. Die Anlagen registrieren anhand von verschiedenen Sensoren, ob eine Person in die falsche Richtung unterwegs ist. Dann wird der Falschfahrer mit Leuchtsignalen auf seinen Fehler aufmerksam gemacht. Doch auch der Einsatz dieser Systeme wurde schlussendlich "als nicht sinnvoll eingeschätzt", so die Bundesanstalt für Straßenwesen.

Auch Jürgen Gerlach von der Uni Wuppertal hält diese Warnsignale nicht für zielführend. Wenn jemand beispielsweise unter Medikamenten- oder Drogeneinfluss fährt, könnte er die Signale gar nicht bemerken. Oder nicht entsprechend reagieren.

Laut Gerlach ist die wirksamste Warnmethode durch die Kommunikation und Vernetzung der Fahrzeuge miteinander zu erreichen. "Wenn Fahrzeuge untereinander kommunizieren, kann schneller gewarnt werden als beispielsweise über den Verkehrsfunk." Und: Die Warnungen würden direkt ins Auto gebracht - sowohl in das des Falschfahrers als auch in die der anderen Verkehrsteilnehmenden. "Das ist im Rahmen des Möglichen, daran wird gearbeitet", so der Forscher.

Eine weitere Option gegen Falschfahrten wird ebenfalls in Österreich genutzt: Dort sind 20 Krallen in Fahrbahnen verbaut. Fährt ein Auto falsch auf die Autobahn auf, springt ein Scherengitter mit scharfen Stahlspitzen aus dem Boden heraus und durchstößt die Reifen. 2015 hat solch eine Kralle in Oberösterreich eine Falschfahrt gestoppt. Die Maßnahme wirkt allerdings nur, wenn der Grund für die Falschfahrt das falsche Auffahren auf die Autobahn ist. Sie bringt wenig, wenn ein Fahrer auf der Autobahn plötzlich wendet.

So verhalten sich Autofahrer bei einer Falschfahrer-Meldung

Der ADAC gibt folgende Tipps, wenn Autofahrer eine Falschfahrer-Meldung im Verkehrsfunk hören:

  • Verringern Sie Ihre Geschwindigkeit.
  • Schalten Sie die Warnblinkanlage an.
  • Fahren Sie auf dem äußeren rechten Fahrstreifen.
  • Überholen Sie nicht.
  • Halten Sie ausreichend Abstand zum Vordermann.
  • Nutzen Sie gegebenenfalls den nächsten Parkplatz oder die nächste Abfahrt.
  • Weichen Sie notfalls auf den Seitenstreifen aus.
  • Hören Sie aufmerksam den Verkehrsfunk, der meldet, wann die Gefahr vorüber ist.

Das sollten Sie tun, wenn Sie selbst falsch unterwegs sind:

  • Schalten Sie die Warnblinkanlage und das Abblendlicht ein, damit der Gegenverkehr gewarnt ist.
  • Halten Sie am nächstgelegenen Fahrbahnrand an.
  • Ziehen Sie die Warnweste an.
  • Steigen Sie aus dem Auto und bringen Sie sich hinter der Leitschiene in Sicherheit.
  • Fahren Sie keinesfalls im Rückwärtsgang zur Auffahrt zurück.
  • Wenden oder kreuzen Sie keinesfalls die Fahrbahn.
  • Rufen Sie die Polizei unter dem Notruf 110.

Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe

Wer sich mit Suizidgedanken trägt, empfindet seine persönliche Lebenssituation als ausweglos. Doch es gibt eine Fülle an Angeboten zur Hilfe und Selbsthilfe, auch anonym.

Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge ist unter den Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie 116 123 rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und in jeder Hinsicht anonym. Der Anruf hier findet sich weder auf Ihrer Telefonrechnung noch im Einzelverbindungsnachweis wieder.

Menschen muslimischen Glaubens können sich an das muslimische Seelsorgetelefon wenden. Es ist ebenfalls kostenfrei und anonym 24 Stunden am Tag unter der Rufnummer 030/44 35 09 821 zu erreichen.

Chat der Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge bietet Betroffenen auch die Möglichkeit an, sich Hilfe per Chat zu holen. Dazu meldet man sich auf deren Webseite an.

E-Mail-Beratung der Telefonseelsorge

Menschen mit Suizidgedanken können sich auch an die E-Mail-Beratung der Telefonseelsorge wenden. Der E-Mail-Verkehr läuft über die Webseite der Telefonseelsorge und ist deshalb nicht in Ihren digitalen Postfächern zu finden.

Anlaufstellen für Opfer von häuslicher Gewalt

Das Hilfetelefon ist anonym, kostenfrei und rund um die Uhr unter 08000 116 016 erreichbar.

Der Weiße Ring bietet ebenfalls einen anonymen Telefondienst unter 116 006 sowie eine Online-Beratung.

Überblick auf Hilfsangebote

Darüber hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) zahlreiche Informationen zu Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und sozialpsychiatrischen Diensten aufgelistet, an die sich Suizidgefährdete und Angehörige wenden können, um Hilfe zu erhalten. Entsprechende Informationen finden Sie unter nachfolgendem Link.

Weitere Themen