Peinlich oder genau richtig? Lord Of The Lost fahren für Deutschland zum ESC

Stand: 04.03.2023, 19:55 Uhr

Deutschland schickt die Rocker von Lord Of The Lost zum Eurovision Song Contest (ESC) 2023. WDR-User sind sich uneins: Kommentare reichen von "Nischenheijopeijos" bis "werden definitiv gut ankommen".

Das Publikum hat gesprochen: Deutschland wird beim ESC 2023 von den Düster-Rockern Lord Of The Lost vertreten. Die Band, die zumindest vom Outfit alle Glamrock-Klischees der 1970er-Jahre wiederbelebt, gewann in der Nacht zum Samstag den ESC-Vorentscheid in Köln - gegen das ausdrückliche Votum der Experten-Jury: Die Fachleute aus acht Ländern hatten die Hamburger Musiker und ihren Titel "Blood & Glitter" nur auf Platz fünf gewählt. Beim Publikums-Voting hatte die Band aber die Nase vorn - Publikums- und Jurystimmen machen jeweils 50 Prozent aus.

Sänger Chris Harms ließ sich von Moderatorin Barbara Schöneberger erstmal kneifen: "Ich bin wirklich sprachlos", freute sich Harms, "ich bin sonst relativ eloquent". Der Sänger hat nun einige Monate Zeit, seine Sprachlosigkeit zu überwinden: Er plane eine glamouröse Rockshow, meinte Harms, gerne auch mit rotem Pyro-Regen - passend zum blutigen Titelsong. Der ESC findet im Mai in Liverpool statt - die Briten waren für den Vorjahressieger Ukraine eingesprungen, weil eine Austragung der Show im Kriegsgebiet nicht möglich ist.

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Am Morgen danach ist zumindest eins klar: Egal wie der deutsche ESC-Beitrag in diesem Jahr abschneiden wird - er wird auf jeden Fall für unterhaltsame Diskussionen sorgen. Von WDR-Usern gibt es jede Menge Beifall für den Song. Aber auch leidenschaftliche Abscheu. "Der letzte Platz ist uns sicher", schreibt Dirk Schellenbeck bei Facebook. Bettina Jöpen fragt: "Warum werden immer wieder so Nischenheijopeijos gewählt?" Auch Dirk Hüfing ist sichtlich angeekelt: "Der letzte Platz ist somit gesichert. In diesen Zeiten so'n Aggro-Sound, das passt ja wunderbar."

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Die Befürchtung ist nicht völlig aus der Luft gegriffen: In den vergangenen sieben Jahren ist Deutschland beim ESC sechs Mal Letzter oder Vorletzter geworden - allerdings mit vergleichsweise braven Songs und Performern. "Die letzten Jahre haben gezeigt, dass diese Art von Musik international gut ankommt. Und je öfter man das Lied hört, desto besser wird es", schreibt Gaby Micus. Daumen hoch gibt es auch von Nebel Krähe: "Vielleicht werden wir mit Lord Of The Lost nicht gewinnen, aber viele viele Plätze gut machen!"

Mitglieder von ESC-Fanklubs optimistisch

Was denn nun? Totaler Reinfall oder Retter in der Not? Der WDR hat bei Menschen nachgefragt, die es eigentlich wissen sollten: den Mitgliedern von deutschen ESC-Fanklubs. "Ja, es hat mir sehr gut gefallen", meint Michael Sonneck vom Eurovision Club Germany, "vor allem im Vergleich zum letzten Jahr". 2022 hatte es für Malik Harris und seinen recht konventionellen Pop-Titel wieder nur für den allerletzten Platz gereicht. Dass Deutschland international einfach zu unbeliebt ist, um gerechte Punkte beim Publikums-Voting zu bekommen, sei ein Mythos, sagt Sonneck. "Qualität setzt sich immer durch."

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Ähnlich denkt auch Klaus Woryna, Präsident von Organisation Générale des Amateurs de l'Eurovision (OGAE): "Ich denke, wir haben gute Chancen." Die Erfahrung zeige, dass Hardrock sehr gut bei den Zuschauern ankommt. "Die Italiener haben mit so einer Nummer auch schon sehr gut abgeschnitten." Auch die kontroversen Diskussionen um den deutschen Beitrag seien ein positives Signal. "Polarisierung ist nichts Schlechtes, das bedeutet mehr Aufmerksamkeit für den Wettbewerb."

Wer nun Recht behält? Spätestens zum Finale am 13. Mai werden wir es wissen. Nach Ansicht von WDR-User Frank Gasper hat Deutschland mit Lord Of The Lost längst gewonnen - so oder so: "Wenn wir schon keine Punkte kriegen, können wir den anderen wenigstens auf den Sack gehen."

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