Digitalistan Elektroschrott

Rückgabe-Flopp: Wohin mit dem Elektroschrott?

Stand: 14.12.2022, 12:08 Uhr

In Deutschland nutzt offenbar kaum jemand die Möglichkeit, seine alten Elektrogeräte, wie Handy oder Rasierer, beim Supermarkt oder Discounter abzugeben. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert den Handel.

Beim Einkauf im Supermarkt schnell noch das alte Handy, den Rasierer oder die Fernbedienung entsorgen - mit diesem Angebot sollte das Recycling von Elektroschrott in Deutschland deutlich verbessert werden. Die Rücknahmepflicht gilt für größere Supermärkte und Drogerien seit dem Sommer. Doch das Angebot wird kaum genutzt. Das hat die Deutsche Unmwelthilfe jetzt herausgefunden.

Warum wird das Angebot kaum genutzt?

Das hat offenbar mehrere Gründe. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die Supermärkte, weil die nicht genug Werbung für das Recycling-Angebot machten. Sie hat mehrere Filialen getestet: Oft hätten die sich einfach geweigert, den Elektroschrott anzunehmen, oder die Rücknahme sei schlecht organisiert gewesen.

Kunden hätten sich an der Kasse melden müssen, um Geräte abzugeben. Da habe das Personal dann teils aber nicht gewusst, was zu tun sei und habe die Filialleitung dazurufen müssen. Die Umwelthilfe schlägt jetzt vor, stattdessen Sammelbehälter in Sichtweite zur Kasse aufzustellen, in die Kunden ihren Elektroschrott einfach legen können.

Schlecht Organisiert

Der Verband hat nach eigenen Angaben stichprobenartig in 34 Filialen von 14 Supermarkt-, Discounter- und Drogeriemarktketten in neun Bundesländern die Rückgabemöglichkeiten getestet. Sein Fazit ist ernüchernd:

"Keiner der getesteten Märkte bot einen verbraucherfreundlichen und sachgerechten Rücknahmeservice an." Deutsche Umwelthilfe

In zehn Märkten sei die Annahme von alten Elektrogeräten sogar ganz oder teilweise verweigert worden.

Was sollte mit dem Angebot erreicht werden?

Die Neuregelung des "Elektro- und Elektronikgerätegesetztes" verpflichtet seit dem 1. Juli 2022 auch Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte alte Elektrogeräte zurückzunehmen. Voraussetzung: Die Filialen haben eine Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern und verkaufen regelmäßig Elektroartikel. Diese Anforderungen erfüllt ein Supermarkt schon dann, wenn er eine elektrische Zahnbürsten im Angebot hat.

Eigentlich sollte die im Sommer eingeführte Neuregelung die Entsorgung von ausgedienten Handys, Rasierern und ähnlichen Kleingeräten in Deutschland viel einfacher machen. "Alte Elektrogeräte kann man nun gleich beim Wocheneinkauf zurückgeben", schwärmte etwa der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner. Durch die Neuregelung gebe es auf einen Schlag 25.000 zusätzliche Rückgabestellen für Elektroaltgeräte in der Bundesrepublik.

Doch der große Plan droht offenbar, sich zum Flopp zu entwickeln. Der Hintergrund der Neuregelung: Die von der EU geforderte Sammelquote von 65 Prozent wurde in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes zuletzt deutlich verfehlt: Erreicht wurden gerade einmal rund 44 Prozent.

Was sagt der Handel?

Der Handelsverband Deutschland sagt, der Handel stehe grundsätzlich zu seiner Verantwortung hinsichtlich der umweltgerechten Rücknahme und Entsorgung von Elektroaltgeräten. Die zusätzliche Belastung durch die neuen Vorgaben bedeuteten aber einen erheblichen Mehraufwand und zusätzliche Belastungen.