Fliegende Drohne mit Kamera.

Deshalb könnten bald mehr Drohnen in NRW-Städten fliegen

Stand: 08.11.2022, 08:12 Uhr

Am Dienstag startet in Köln die Luftfahrt-Messe European Rotors. Ein großes Thema dort: Drohnen. Deren Potenzial - darin sind sich Experten einig - ist größer als bislang genutzt.

Bislang werden Drohnen zum Beispiel zur Vermisstensuche, Pipeline-Inspektion oder zum Medikamenten-Transport eingesetzt. Doch Kenner sind sich einig: Das Potenzial der unbenannten Luftfahrzeuge ist höher.

Drohnen dürfen eigentlich nur in Sichtweite des am Boden befindlichen Piloten fliegen. Flüge außerhalb der Sichtweite sind zwar möglich, aber das Genehmigungsprozedere ist sehr aufwendig. Sogenannte U-Spaces sollen das ändern.

Drohnen sollen in U-Spaces fliegen

Die U-Spaces sind nur einige Hundert Meter hoch - wie hoch genau, muss noch festgelegt werden. Sie befinden sich unterhalb der Flughöhe von Flugzeugen - es sei denn, diese starten oder landen. Im Gegensatz zum weiteren Luftraum, wo die Flugbewegungen mit Radar überwacht werden, ist der Bereich der U-Spaces gewissermaßen unkontrolliert - es gibt dort keinen Datenaustausch, der einen genauen Überblick über alle Flugbewegungen bietet, also auch die von Drohnen.

Um Kollisionen zu vermeiden, sollen die Standorte der Flugkörper für alle Beteiligten sichtbar gemacht werden. Ein Service Provider autorisiert die Flüge und gibt dem Drohnenpiloten Hinweise, wohin er fliegen darf.

U-Spaces seien "Meilenstein"

"U-Spaces sind ein Meilenstein, um unbemannte Luftfahrzeuge besser in den Luftraum zu integrieren", sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Anja Troff-Schaffarzyk. Die Grüne Susanne Menge sagt, dass der Betrieb von größeren Drohnen ohne U-Spaces auf Sonderanwendungen begrenzt bliebe. "Handelt es sich um andere, wiederkehrende Drohnen-Missionen, geht es kaum ohne die Einrichtung von U-Spaces."

Susanne Menge

Susanne Menge, Grüne

Die EU-Kommission hat in einer Rahmenverordnung festgelegt, dass ab Ende Januar losgelegt werden darf. Wie das genau gemacht wird, bleibt den Mitgliedstaaten überlassen. Man werde im kommenden Jahr einen Vorschlag für ein U-Space-Gesetz vorlegen, teilt das Bundesverkehrsministerium mit.

Nach Einschätzung von Achim Friedl vom Verband für unbemannte Luftfahrt (UAV DACH) könnten die ersten U-Spaces im Herbst 2023 beginnen.

"U-Spaces können ein großer Schritt nach vorne sein, damit Drohnen häufiger eingesetzt werden als bisher." Achim Friedl vom Verband für unbemannte Luftfahrt

So könnten Drohnen noch genutzt werden

Werden Drohnen in einigen Jahren zum üblichen Anblick gehören, wenn man zum Himmel blickt? Wird es ein Massengeschäft, wenn auch Lebensmittel und andere Waren damit zum Käufer gelangen? Volker Gollnick von der Technischen Universität Hamburg schüttelt den Kopf. "In Deutschland werden Drohnen noch lange ein Nischenmarkt bleiben", sagt der Professor. Dass Lieferdrohnen zu Konsumenten fliegen und Ware abliefern, werde sich nicht so schnell etablieren.

Inspektionsflüge zu Infrastrukturen, Gebäuden, Stromtrassen, Bahngleisen oder Industrieanlagen werden aber zunehmen und Lufttaxis werden eingeführt, und dafür seien die U-Spaces eine unverzichtbare Grundlage.

Die Fluggeräte könnten auch Dienste für Handwerker übernehmen, etwa wenn sich ein Dachdecker aus der Ferne einen aktuellen Überblick verschaffen will. Auch die Drohneninspektion von Strom- und Gasleitungen könnte wesentlich vereinfacht werden und die Nutzung der unbemannten Flugkörper in der Medizin könnte anziehen. "Wenn bei einer Operation eine Gewebeprobe entnommen wird und diese möglichst schnell wegen des Verdachts auf einen bösartigen Tumor in einem entfernt liegenden Labor untersucht werden muss, könnte sich die Transportzeit mit einer Drohne im Vergleich zum Auto-Kurier erheblich verringern."

Frage der Kosten bei U-Spaces

Friedl vom UAV DACH fürchtet aber, dass die Gebühren so hoch sein werden, dass sich das für viele Anwendungen nicht lohnt. "U-Spaces dürfen kein Hemmnis werden, das Wachstum bremst und Fortschritt abwürgt."

Als U-Space Service Provider bringt sich die Frankfurter Firma Droniq in Stellung - der Dienstleister, der der Deutschen Flugsicherung und der Deutschen Telekom gehört, ist bereits in der Branche tätig.

Firmenchef Jan-Eric Putze weist darauf hin, dass die externen Betriebskosten noch unklar seien, unter anderem weil die Größe der U-Spaces noch nicht definiert worden sei vom Gesetzgeber. Je größer, desto besser, weil die Flugraum-Nutzung dann attraktiver werde für die Wirtschaft, sagt Putze. Zu den Preisen sagt der Manager, es sei im Interesse von Droniq, dass die Nachfrage nach Flügen steige.

Die Grünen-Politikerin Menge sagt, zu Beginn müssten U-Spaces subventioniert werden, "um überhaupt in Gang zu kommen". Am Ende müsse sich dieses Geschäftsfeld aber selbst tragen, betont sie.

Können Drohnen zu Rettern werden?

WDR 5 Quarks - Hintergrund 03.12.2019 09:26 Min. Verfügbar bis 02.12.2024 WDR 5 Von Marcus Schwandner


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