Fall Antonio Rüdiger: Das steckt hinter der Zeigefingergeste

Aktuelle Stunde 26.03.2024 22:02 Min. UT Verfügbar bis 26.03.2026 WDR Von Susanna Zdrzalek

Islamismus-Vorwurf: Das bedeutet die Zeigefinger-Geste von Antonio Rüdiger

Stand: 27.03.2024, 21:44 Uhr

Religiöse Geste oder Islamisten-Gruß? Ein Zeigefinger-Posting von Antonio Rüdiger sorgt für Diskussionen. Jetzt haben der Nationalspieler und der DFB Anzeige gestellt.

Zu Beginn des Ramadans hat der deutsche Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger am 11. März auf Instagram ein Foto-Posting veröffentlicht, um das mittlerweile heftig gestritten wird. Darauf zeigt Rüdiger mit dem Zeigefinger der rechten Hand nach oben.

Er sitzt dabei in einem weißen Gewand auf einem Gebetsteppich. Zum Foto schreibt der praktizierende Muslim: "Möge der Allmächtige unser Fasten und unsere Gebete annehmen". Der Fastenmonat läuft in diesem Jahr vom 10. März bis zum 9. April.  

Zwei Anzeigen gegen Julian Reichelt

Vor dem Länderspiel Deutschland gegen Frankreich reagierte Julian Reichelt, der frühere Chefredakteur der Boulevardzeitung "Bild", am Dienstag auf X, ehemals Twitter, auf das Rüdiger-Posting. Er schrieb: "Islamismus heute Abend in der deutschen Start-Elf." Nach Reichelts Meinung hat Rüdiger mit dem erhobenen Zeigefinger eine islamistische Geste gezeigt.

Dagegen gehen der Nationalspieler und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nun juristisch vor. Rüdiger fühlt sich von Reichelt verunglimpft und verleumdet. Er hat deshalb Strafanzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft gestellt. Der DFB hat die Angelegenheit bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main gemeldet. Zuerst hatte die "Bild" über die Anzeigen berichtet.

In einem Statement gegenüber der "Bild"-Zeitung hat sich Rüdiger am Mittwoch von Extremismus- und Islamismus-Vorwürfen distanziert: "Gewalt und Terrorismus" seien "absolut inakzeptabel".

Innenministerium: Geste ist keine Sicherheitsrisiko

Zur Erklärung und Bedeutung der von Rüdiger gezeigten religiösen Geste schrieb das Bundesinnenministerium am Dienstag auf dpa-Anfrage: "Der sog. 'tauhid'-Finger gilt im Islam als Symbol der Einheit und Einzigartigkeit Gottes. Die Geste ist unter Musliminnen und Muslimen auf der ganzen Welt verbreitet."

Nach Einschätzung des Ministeriums ist der sogenannte "tauhid"-Finger demnach als Glaubensbekenntnis zu verstehen und insofern mit Blick auf die öffentliche Sicherheit als unproblematisch einzuordnen. "Dies gilt unabhängig von der Tatsache, dass islamistische Gruppen dieses Symbol vereinnahmen und für ihre Zwecke missbrauchen."

Insofern könne das Zeigen der Geste "in bestimmten Kontexten als Zeichen einer salafistischen bzw. islamistischen Radikalisierung angesehen werden, wenn Akteure sich bewusst dieser Mehrdeutigkeit bedienen." Hier komme es auf die Betrachtung im Einzelfall an.

Unsere Quellen:

  • dpa
  • "Bild"-Zeitung
  • X (vormals Twitter)
  • Instagram

Über dieses Thema berichtet der WDR am 26.03.2024 auch im Fernsehen, in der Aktuellen Stunde um 18.45 Uhr.