Spektakuläre Dino-Spuren in England entdeckt | sv
00:32 Min.. Verfügbar bis 03.01.2027.
Nach Sensationsfund in England: Diese Dino-Spuren gibt es in NRW
Stand: 03.01.2025, 17:39 Uhr
In England haben Forscher einen Sensations-Fund gemacht: Dino-Fährten, teils 150 Meter lang. Aber auch in NRW wird geforscht.
Von Annika Witzel
Fußspuren im Sand - nicht zwangsläufig ein Grund, Luftsprünge zu machen. Aber in diesem Fall geht es um einen spektakulären Fund: In England haben Forscherinnen und Forscher die größte Fundstätte von Dinosaurierspuren des Landes in einem Steinbruch entdeckt.
Es sind fünf lange Fußspurfährten, die sich teilweise auch kreuzen. Es sind Fußabdrücke des Fleischfressers Megalosaurus dabei, die bekannten drei Zehen sind dabei gut zu erkennen. Die längste durchgängige Fährte ist mehr als 150 Meter lang.
So groß sind die gefundenen Spuren in Vergleich zu Menschenfüßen (ungefähre Annäherung).
Körperfossilien und Spurenfossilien
"Spurenfossilien, wie zum Beispiel Fährten, erzählen uns viel darüber, wie der Organismus gelebt hat", erklärt Achim Schwermann. Der promovierte Paläontologe arbeitet beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster und leitet seit 2017 die jährlich stattfindenden Grabungen in Balve.
Die Spuren in England deuten laut dem Forscherteam beispielsweise darauf hin, dass sich fleisch- und pflanzenfressende Dinosaurier im wahrsten Sinne des Wortes über den Weg gelaufen sein könnten. Dazu könne man Schlüsse ziehen, wie schnell die Tiere sich bewegt hätten, oder wie sie sich sozial verhalten hätten.
Grabungen in Balve immer wieder erfolgreich
Achim Schwermann versteht die Begeisterung der Forscherinnen und Forscher. Es sei immer spannend, wenn neue Dinosaurier-Fossilien auftauchen. "Auch wenn wir jetzt schon eine Menge gefunden haben, kann es nur ein Bruchteil von dem sein, was wirklich existiert hat", sagt er. Die Grabungen in Balve werden ebenfalls als sehr erfolgreich wahrgenommen. Jeden Sommer würde neues Material gefunden. "Das bedeutet, das wir irgendwie was richtig machen, aber immer noch nicht alles wissen", erklärt der Paläontologe.
Balve "paläontologische Schatzkammer"
LWL-Wissenschaftler Dr. Achim Schwermann mit einem Modell des 1,6 Millimeter großen Backenzahns, den er in Balve gefunden hat.
Das sei eigentlich ungewöhnlich, denn in Westfalen gibt es laut Achim Schwermann nur wenige Orte, an denen sich Gestein ablagert, das zum Zeitalter der Dinosaurier passt. Auch in Balve seien diese Ablagerungen nur durch Zufall entdeckt worden, vor 25 Jahren. Für Schwermann ist Balve eine "paläontologische Schatzkammer". Er konnte sich selbst schon einen beruflichen Traum erfüllen und einen besonderen Backenzahn im Steinbruch finden, der zuvor nur sehr selten in Europa aufgefunden worden war.
Auch anderswo in Nordrhein-Westfalen schon Dino-Spuren entdeckt
Zum Bedauern vieler Hobby-Archäologen können die Funde in Balve nicht besichtigt werden - zum Schutz der Fossilien, wie der LWL erklärte. Aber Balve ist nicht der einzige Ort in NRW, an dem Dinosaurier-Spuren gefunden wurden. In Brilon-Nehden im Sauerland wurden Paläontologen im Jahr 1978 fündig. Sie stießen auf Knochen des Iguanodon (Zahnleguan). Die Knochen sind im Landesmuseum in Münster ausgestellt. Die Dino-Fundstelle in Brilon ist mittlerweile ein geologisches Denkmal, Familien können sie besuchen und dort viel über Dinosaurier lernen.
In Bochum-Stiepel hatte eine Familie im Jahr 2013 zufällig Fußabdrücke eines Sauriers bei einer Wanderung durch verschiedene Steinbrüche entdeckt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich um die ältesten Fußabdrücke eines Sauriers in Deutschland handelte. Laut Forscherinnen und Forschern sind sie 316 Millionen Jahre alt.
Namensgeberstadt Gronau
In Gronau im Münsterland gab es einen Fund, der sogar einer ganzen Dinosaurierart ihren Namen gegeben hat: 1910 wurde in einer Tongrube in Gronau das fast vollständige Skelett eines Plesiosauriers entdeckt, zwei Jahre später fand man erneut ähnliche Knochen.
Die genaue Zuordnung blieb jedoch aus und die Knochen blieben wortwörtlich in der Schublade liegen. Erst 2013 konnte ein Berliner Paläontologe beweisen, dass es sich bei den Knochen um eine bislang unbekannte Saurierart handelte. Er nannte sie "Gronausaurus wegneri".
Alle können mitgraben
Achim Schwermann und sein Team vom LWL sind jetzt schon dabei, die nächsten Grabungen im Sommer 2025 in Balve zu organisieren. Regelmäßig seien studentische Praktikanten dabei, die paläontologisch affin sind. Aber: "Theoretisch kann sich jeder, der Lust hat, bewerben, mitzumachen", sagt Schwermann. Es seien schon einige Dino-Enthusiasten bei den Grabungen dabei gewesen, die sich damit einen Kindheitstraum erfüllen konnten.
Unsere Quellen:
- Stadt Brilon
- Geopark Ruhr
- Universität Münster
- Gespräch mit Paläontologen Dr. Achim Schwermann