Die chinesische Rakete "Langer Marsch 5B" beim Start im Wenchang Space Launch Center

Chinesische Raketen-Trümmer stürzen in Sulu-See bei Philippinen

Stand: 31.07.2022, 10:14 Uhr

Eine chinesische Rakete ist nach US-Angaben unkontrolliert aus dem Weltraum abgestürzt. Die Rakete "Langer Marsch 5B" sei über dem Indischen Ozean in die Erdatmosphäre eingetreten - und in den Sulu-See gestürzt.

Nach Informationen des US Space Command traten die Überreste der Rakete mit dem Namen "Langer Marsch 5B" gegen 19.45 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit über dem Indischen Ozean in die Erdatmosphäre ein. Über mögliche Trümmerteile und den Ort des Aufpralls müsse die chinesische Regierung informieren.

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Einschlag wohl vor der philippinischen Küste

In einer Erklärung gab die chinesische Weltraumbehörde später die Koordinaten für das Einschlagsgebiet an. Demnach stürzte die Rakete in der Sulu-See ab, knapp 60 Kilometer vor der Ostküste der philippinischen Insel Palawan. "Die meisten Bauteile wurden beim Wiedereintritt abgetragen und zerstört", hieß es in der Erklärung.

Die malaysische Raumfahrtbehörde teilte mit, sie habe Raketentrümmer beobachtet, die beim Wiedereintritt in die Atmosphäre in Brand geraten seien, bevor sie in die Sulu-See nordöstlich der Insel Borneo stürzten.

Nasa kritisiert China

China hatte zuvor von der Nasa Kritik dafür einstecken müssen, dass die Rakete beim Eintritt in die Atmosphäre nicht in kleinere Teile zerfällt, wie es internationaler Standard sei. NASA-Chef Bill Nelson warf der Regierung in Peking zudem schlechte Kommunikation vor: Es sei unverantwortlich und riskant, keine Informationen über die Flugbahn der Rakete zu veröffentlichen. "Alle Raumfahrtnationen sollten sich an bewährte Praktiken halten und ihren Teil dazu beitragen, diese Art von Informationen im Voraus weiterzugeben", schrieb er auf Twitter.

Insbesondere bei Raketen wie "Langer Marsch 5B" bestehe durch Trümmerteile ein "erhebliches Risiko für den Verlust von Menschenleben und Eigentum". 

2021 stürzten chinesische Trümmerteile nahe der Malediven ab

Das Land hatte das zweite Modul für seine im Bau befindliche Raumstation "Tiangong" (Himmelspalast) mit einem Labor an Bord am vergangenen Sonntag ins All gebracht. Die Rakete "Langer Marsch 5B" brachte das Modul innerhalb weniger Minuten in die Erdumlaufbahn. Chinas Raumfahrtbehörde sprach nach dem Start von einem "vollen Erfolg".

Das neue Modul soll an das Kernmodul "Tianhe" andocken, das im April 2021 ins All gebracht worden war. Danach waren bereits im Mai 2021 Überreste einer dazu genutzten Rakete nahe der Inselgruppe der Malediven in den Indischen Ozean gestürzt. "Der größte Teil" war nach Angaben von Chinas Raumfahrtprogramm beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht und zerstört worden.

Schon damals gab es Kritik von der Nasa. Raumfahrtnationen müssten die Gefahren für Menschen und Eigentum auf der Erde durch den Wiedereintritt von Raumfahrtobjekten minimieren und möglichst große Offenheit hinsichtlich solcher Operationen demonstrieren, hatte Nasa-Chef Bill Nelson gesagt.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 30.07.2022 auch im Hörfunk: WDR aktuell Hauptnachrichten WDR 5, 8 Uhr.

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