Ein vom Bundeskabinett auf den Weg gebrachter Gesetzentwurf sieht vor, Cannabis im Betäubungsmittelgesetz von der Liste der verbotenen Substanzen zu streichen. Das Vorhaben der Ampelkoalition ist umstritten, Kritik kommt von der Gewerkschaft der Polizei - aber auch von Befürwortern. Mehr dazu gibt es hier:
Was ist laut Gesetzentwurf konkret geplant?
- Für Volljährige soll der Besitz von 25 Gramm erlaubt werden.
- Privat sollen maximal drei Pflanzen angebaut werden dürfen.
- In Cannabis-Clubs sollen Vereinsmitglieder die Droge gemeinschaftlich anbauen und gegenseitig abgeben dürfen - pro Monat höchstens 50 Gramm pro Mitglied. Bei 18- bis 21-Jährigen dürfen es bis zu 30 Gramm im Monat mit einem maximalen Gehalt von zehn Prozent des Stoffes Tetrahydrocannabinol (THC) mit der Rauschwirkung sein.
Was ist Cannabis und wie wirkt es?
Cannabis ist der lateinische Name für Hanf. Das Harz an den Blüten der weiblichen Pflanze enthält Tetrahydrocannabinol (THC), einen Stoff mit der Rauschwirkung. Werden die getrockneten knollenartigen Blüten geraucht oder Produkte mit THC konsumiert, werden Nutzer "high". Sie geraten je nach Menge und Konzentration in einen heiteren, oft albernen Zustand. Bei manchen Menschen ruft die Droge aber auch Angstzustände und Panik hervor. Der Rausch-Höhepunkt dauert nach dem Rauchen für ungefähr eine halbe Stunde an und ebbt dann langsam ab. Ein typisches Anzeichen dafür, dass jemand bekifft ist, sind stark gerötete Augen.
Wie viele Joints kann man aus 25 Gramm bauen?
Wer Cannabis in einem Joint raucht, mischt es noch mit Tabak. Mit wie viel Cannabis Menschen einen Joint bauen, sei ganz unterschiedlich, sagt Buddix Zierden vom Cannabis Social Club Düsseldorf. "Je nachdem, ob der Joint dünn, dick, kurz oder lang ist." Zierden geht von durchschnittlich etwa 0,2 bis 0,3 Gramm aus - die Mitte wäre dann 0,25 Gramm. 25 Gramm Cannabis würden dann für 100 Joints reichen. Wer 0,1 Gramm pro Joint nutzt, kommt auf 250. Bei 0,5 Gramm Cannabis kommt man auf 50 Joints.
Ist Cannabis immer gleich stark?
Wie stark der Rausch ist, hängt davon ab, wie das Verhältnis von der Wirkstoffe CBD und THC im Cannabis ist. CBD ist die Abkürzung für Cannabidiol – im Gegensatz zu THC hat es keine berauschende Wirkung. Je höher der THC-Gehalt, desto stärker ist in der Regel die berauschende Wirkung. Die THC-Wirkstoffgehalte in Deutschland steigen seit Jahren, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit. 2006 lag der THC-Gehalt der Blüten in Deutschland noch bei durchschnittlich 10,6 Prozent, 2022 waren es bereits 13,7 Prozent. Nach Lauterbachs Eckpunkten für die geplante Legalisierung soll in Deutschland aber nur Cannabis mit einem THC-Gehalt von maximal 10 Prozent verkauft werden.
Wie viel werfen drei Cannabis Pflanzen ab?
Wie viel eine Hanfpflanze abwirft ist unterschiedlich, sagt Buddix Zierden vom Cannabis Social Club Düsseldorf. Es hängt zum Beispiel davon ab, was es für eine Sorte ist und ob sie drinnen oder draußen angebaut wird. Als Sorte für draußen nennt Zierden zum Beispiel Early Girl. Wenn man diese Sorte im Internet sucht, steht dort zum Beispiel, es handle sich um eine robuste Sorte; Early Girl produziere "fabelhafte, zuverlässige Ernten" und klobige Blüten. Laut Zierden wird Early Girl groß - "so drei bis vier Meter". Pro Pflanze könne man mit einem Ertrag von bis zu 100 Gramm rechnen. Das Problem: Die Blüten würden alle auf einmal reif. Wer drei Pflanzen auf dem Balkon hat, sitzt dann möglicherweise plötzlich auf 300 Gramm Cannabis. Erlaubt sind aber nur 25 Gramm. Damit die Blüten einer Pflanze eine berauschende Wirkung haben, muss es übrigens immer eine weibliche Pflanze sein.

Drei Pflanzen auf dem Balkon sollen erlaubt werden.
Was spricht für eine Legalisierung von Cannabis, was dagegen?
Hier tobt eine aufgeladene Debatte: Befürworter und die Bundesregierung argumentieren damit, dass die Verbotspolitik gescheitert sei, da trotzdem immer mehr gekifft wird. Dann lieber qualitativ korrekte Produkte begrenzt freigeben, ohne möglicherweise giftige Beimischungen und mit Klarheit über den THC-Gehalt, so das Argument. Außerdem könnten so der Schwarzmarkt und die organisierte Drogenkriminalität eingedämmt werden. Gegner befürchten dagegen eine Normalisierung der Droge, sinkende Hemmschwellen auch bei Jugendlichen und verweisen auf Gefahren für Jugendliche.
Warum ist Cannabis für Jugendliche so gefährlich?
Bei Jugendlichen ist das Gehirn noch nicht ausgereift. Ein frühzeitiger und regelmäßiger Cannabiskonsum in dieser kritischen Lebensphase kann deshalb zum Teil zu anhaltenden Störungen der Hirnfunktionen führen und das Suchtrisiko erhöhen. Bereits geringer Cannabiskonsum kann bei 13- bis 15-Jährigen Veränderungen verursachen, erklärt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte im Netz.
"Heranwachsende, die früh und intensiv Cannabis konsumieren, riskieren längerfristig eine Verringerung ihres Intelligenzquotienten. Auch die Gedächtnisleistung in Bezug auf Sprache kann sich verschlechtern. Das Gehirn erholt sich zum Teil nicht mehr vollständig, selbst wenn der Jugendliche kein Cannabis mehr konsumiert", warnt Dr. Herman Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zu bedenken. Bis das Gehirn vollständig ausgereift ist, kann ein Mensch bis zu 23 Jahre alt sein.
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) habe deshalb in einem Positionspapier gefordert, dass Cannabis erst ab einem Alter von 21 Jahren legal sein dürfe. Jugendliche, die Cannabis häufig nutzen, erhöhten ihre Chancen, bipolaren Störungen zu entwickeln, um das Dreifache im Vergleich zu Nichtnutzern. Auch Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder Wahrnehmungsstörungen seien mögliche Folgen eines Cannabiskonsums
Unsere Quellen:
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- Gespräch mit Buddix Zierden vom Cannabis Social Club Düsseldorf
- Infos des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) unter www.kinderaerzte-im-netz.de
- Infos von der Seite gesund.bund.de zum Cannabiskonsum des Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
- FAQ von tagesschau.de zur Legalisierungs-Debatte
- FAQ des MDR zu Cannabis