Wie sich der klassische Buchhandel durch die Corona-Krise kämpft

Stand: 01.08.2020, 06:00 Uhr

  • Im März und April Umsatzeinbußen von 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
  • Durch Lieferung und Abholstationen konnten Verluste teilweise ausgleichen werden
  • Branchenverband rechnet auch am Ende des Jahres mit einem dicken Minus

Wie durch die Corona-Krise kommen: diese Frage hat sich Buchhändlerin Doris Graß aus Bonn in den vergangenen Monaten häufig gestellt: "Wenn man erst ein halbes Jahr geöffnet hat, denkt man sich schon: das könnte anders laufen. Gerade weil niemand genau wusste, wie lange dauern die Ladenschließungen an." Die Lösung: ein Lieferservice mit dem Rad. 20-30 Kilometer am Tag haben sie und ihr Partner täglich zurückgelegt, um Kunden nicht zu verlieren.

Doris Graß ist aber zuversichtlich. Viele Kunden hätten sie gezielt unterstützt: "Es sind viele Gutscheine gekauft worden in der Zeit und ich würde sagen, das ist auch ein Zeichen der Solidarität mit dem örtlichen Buchhandel."

Umsatzeinbruch im März und April

Trotzdem hat die Buchbranche mit schweren Umsatzeinbußen zu kämpfen. Vor allem die Ladenschließungen haben ein Minus in den Kassen hinterlassen. Im Zeitraum vom 23. März bis zum 19. April lag der Umsatz um 65,7 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums, so die Zahlen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

Hinzu kommt, dass die Branche seit Jahren Käufer verliert - und die Zahl der Buchhandlungen immer weiter abnimmt. Zählte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels unter seinen Mitgliedern für NRW im Jahr 2009 noch 1.233 Buchhandlungen, sind es im Juli 2020 noch 930.

Sportkommentator im Schaufenster

Auch in Köln Nippes hat sich die Lieblingsbücherei von Fußballkommentator Robert "Robby" Hunke etwas einfallen lassen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sonst steht er im Stadion, jetzt kommentierte er das Geschehen auf der Straße – aus dem Schaufenster. Die Botschaft: "Make books great again".

Das aktuelle Umsatzminus wird die Branche aber wohl nicht mehr wett machen können, befürchtet Anja Bergmann vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels in NRW: "Ich denke nicht, dass wir das aufholen können. Es wird auch in der Buchbranche ein Minus bleiben."