Wie viel James Bond steckt im BND?
Aktuelle Stunde . 15.03.2024. 28:07 Min.. UT. Verfügbar bis 15.03.2026. WDR. Von Claudia Weber.
BND-Kampagne: Geheimagenten gesucht
Stand: 15.03.2024, 20:06 Uhr
Der Bundesnachrichtendienst hat mit Fachkräftemangel zu kämpfen - und geht nun mit einer großen Plakataktion an die Öffentlichkeit. Gleichzeitig soll damit das Image der Behörde aufpoliert werden.
Mit Offenheit und flotten Sprüchen will der Bundesnachrichtendienst neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen rekrutieren. An diesem Wochenende beginnt eine große Plakatkampagne, mit knallbunten Farben und Werbung mit James-Bond-Bezug. Der Grund: Der Auslandsgeheimdienst hat mit Überalterung und einem schwierigen Image zu kämpfen.
Nicht nur Geheimagenten gesucht
Der BND sucht mit einer Plakatkampagne nach neuen Mitarbeitern
Von einem "Wettbewerbsnachteil" spricht der BND-Pressesprecher Martin Heinemann - und meint damit die langwierigen und nervenaufreibenden Sicherheitsüberprüfungen, die jeder potenzielle Mitarbeiter vor dem Start einer Karriere beim Nachrichtendienst über sich ergehen lassen muss. Unter anderem muss man angeben, in welchen Ländern man sich bisher aufgehalten hat und ob man "Bezüge zu Staaten mit besonderem Sicherheitsrisiko" hat. Das persönliche Umfeld wird auch näher befragt. Dazu gehört als Referenz eine Person, die die Bewerber im Alter von 16 Jahren bereits kannte.
Das aufwendige Verfahren kann mehrere Monate dauern. Gesucht werden nicht nur die klassischen Geheimagenten. Nach Angaben des BND werden rund 400 unterschiedliche Jobs angeboten, unter anderem für Informatiker, Sinologen, Juristen. Handwerker werden ebenfalls gesucht.
Ähnlichkeiten zu investigativem Journalismus
Besonders bei Nachrichtendienstlern ist jedoch "der Bedarf größer denn je", sagt Gerhard Conrad. Er war 30 Jahre lang beim Bundesnachrichtendienst beschäftigt. Der Islamwissenschaftler war für die Behörde im Nahen Osten im Einsatz und hat unter anderem zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Je nach Aufgabenbereich kann die Arbeit auch sehr analytisch sein und viel Schreibtischarbeit mit sich bringen, wie Conrad aus eigener Erfahrung berichtet.
"Das ist ein hochspannender Job", schwärmt er - und vergleicht die Arbeit mit investigativem Journalismus. "Man muss nahezu unbegrenzt neugierig und hartnäckig sein", sagt er zum Bewerberprofil.
Home Office nicht erlaubt
Fakt ist jedoch, dass man als BND-Mitarbeiter meist nicht so gut verdient wie auf dem freien Markt. Weitere Nachteile: Handys am Arbeitsplatz sind verboten, Home Office in der Regel auch - und zu Hause ausführlich über die Arbeit zu plaudern, ist auch untersagt.
Wer dennoch weiterhin Interesse an einem BND-Job hat, auf den warten brisante Einsatzgebiete. Es geht unter anderem "um die Lage in Kriegs- und Krisengebieten, um die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen oder um die Entführung deutscher Staatsangehöriger im Ausland", zählt BND-Sprecher Heinemann auf.
Trotz Fachkräftemangel will und muss der BND die Bewerber jedoch mit viel Fingerspitzengefühl aussuchen. Was auf keinen Fall erwünscht ist: Menschen, die "nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen" - und "Spione von anderen Nachrichtendiensten".
Unsere Quellen:
- BND-Pressesprecher Martin Heinemann
- Gerhard Conrad, ehemaliger BND-Mitarbeiter
- dpa