Landwirt Hendrik Meier aus dem Münsterland ist unzufrieden - zu viel Zeit verbringe er am Schreibtisch statt auf dem Feld: "Bevor ich mit dem Düngerfass losfahre, muss ich erstmal eine Düngerbedarfsermittlung rechnen. Und der Gesetzgeber zwingt mich dazu, das jedes Jahr aufs Neue zu rechnen, was in unseren Augen völliger Schwachsinn ist."
Neue Regelungen sollen Bauern helfen
Die Bürokratie ist nur einer der Punkte, den die Bäuerinnen und Bauern kritisieren. Sie fordern auch mehr Möglichkeiten, finanziell für schlechte Jahre vorzusorgen und weniger Vorschriften, etwa im Tier- und Umweltschutz.
Die Bundesregierung hat jetzt ein neues Paket vorgelegt, das für Entlastung sorgen soll - wohl strategisch verkündet genau einen Tag vor dem Bauerntag, der heute in Cottbus startet. Zum Beispiel können die Landwirte weiterhin wirtschaftlich starke Jahre mit schwachen Jahren verrechnen - und so Steuern sparen.
Entlastungspaket nur ein "Päckchen"?
Doch die Bauern in NRW sind damit nicht zufrieden: "Wir können hier nicht von einem Paket sprechen, sondern von einem Päckchen", sagt Hubertus Beringmeier, der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands. Immerhin: Es sei ein Schritt in die richtige Richtung.
Es müsse aber mehr getan werden, sagt Beringmeier: "Auf der einen Seite hat man dieses Päckchen geschnürt, auf der anderen Seite zieht man die Daumenschrauben massiv an". Er meint damit unter anderem die geplanten neuen Regeln im Tierschutz. Demnach müssten die Bauern etwa den Zustand im Stall genauer und öfter dokumentieren.
Wir haben junge Landwirte aus Nordrhein-Westfalen gefragt, was sie sich für die Zukunft wünschen:
Junge Landwirte äußern sich | sv
01:14 Min.. Verfügbar bis 27.06.2026.
Ökonom: Landwirtschaft verschweigt Rekordgewinne
Renate Künast, agrarpolitische Sprecherin der Grünen, verteidigt im WDR die Maßnahmen: "Wir können nicht einerseits über Schuldenbremse und Klimakrise reden und andererseits sagen, die Bauern bekommen immer mehr Geld." Auch die Umweltvorschriften dürften aus ihrer Sicht nicht zu stark aufgeweicht werden.
Ähnlich sieht das auch Agrarökonom Alfons Balmann: Er spricht schon mit der jetzigen Regelung von einem "Steuergeschenk" für viele Landwirtinnen und Landwirte. Der Bauernverband beklage sich gern und viel über aktuelle Probleme - aber "Dinge, die gut laufen, werden verschwiegen, wie beispielsweise die Rekordgewinne der Landwirtschaft im letzten Wirtschaftsjahr."
Unsere Quellen:
- WDR-Interviews
- Tagesschau
- Deutscher Bauernverband