USA: Containerschiff kollidiert mit Brücke |sv
00:31 Min.. Verfügbar bis 26.03.2026.
Nach Brückeneinsturz in Baltimore: Suche nach Vermissten eingestellt - zwei Leichen geborgen
Stand: 27.03.2024, 08:13 Uhr
In der US-Stadt Baltimore ist am Dienstag ein Schiff mit einer Brücke kollidiert und hat diese zum Einsturz gebracht. Die Suche nach den Vermissten wurde eingestellt. Am Mittwoch wurden zwei Leichen aus dem Wasser geborgen.
Brücke in Baltimore zusammengebrochen.
Der Verkehrsminister des Bundesstaats Maryland, in dem Baltimore liegt, sprach von einem "katastrophalen Kollaps" der 2,5 Kilometer langen Francis Scott Key Bridge, die über den Fluss Patapsco führt. Das Unglück ereignete sich laut Feuerwehr am frühen Dienstagmorgen gegen 1.30 Uhr Ortszeit (6.30 MEZ).
Suche nach Vermissten eingestellt - zwei Leichen geborgen
Die Rettungskräfte haben die Suche nach Vermissten eingestellt - unter anderem weil die Strömung zu gefährlich ist. Taucher konnten zwei der sechs vermissten Bauarbeiter in einem Fahrzeug finden und aus dem Wasser bergen. Die Männer hatten auf der Brücke gearbeitet, als die in der Nacht zu Dienstag einstürzte.
Schiff habe "den Antrieb verloren"
Videos bei X (früher Twitter) zeigen den Moment, in der das Schiff mit einem der Brückenpfeiler kollidiert. Daraufhin stürzen große Teile der Konstruktion in den Fluss. Laut dem Inhaber des Schiffs mit dem Namen "Dali" gab es an Bord keine Verletzten.
Das vollbeladene Schiff soll vor dem Unglück technische Probleme gehabt haben. "Unmittelbar vor dem Vorfall hatte das Schiff 'Dali' kurzzeitig den Antrieb verloren. Infolgedessen war es nicht in der Lage, den gewünschten Kurs beizubehalten und kollidierte", erklärte die Seeverkehrsbehörde von Singapur. Marylands Gouverneur Wes Moore berichtete, dass die Besatzung des Frachters kurz vor dem Zusammenprall einen Notruf abgesetzt hat. Dies habe es den Behörden ermöglicht, den Autoverkehr auf der Brücke zu beschränken.
Folgen für die Wirtschaft
Baltimore liegt rund drei Autostunden entfernt von New York. Noch näher ist Washington.
Baltimore ist die größte Stadt in Maryland. Der Hafen dort und der Patapsco River gelten als wichtige Drehscheibe für den Schiffsverkehr an der Ostküste der USA und hat besonders für die Autoindustrie große Bedeutung. Nach Einschätzung von US-Verkehrsminister Pete Buttigieg hat der Einsturz auch Folgen für die gesamte US-Wirtschaft. Der Schiffsverkehr um die Brücke wurde nun erst einmal eingestellt.
Eingestürzt ist die Francis Scott Key Bridge in Baltimore
Gouverneur Moore rief wegen des Brückeneinsturzes den Notstand aus. Dadurch kann er staatliche Hilfe anfordern. Präsident Joe Biden sicherte zu, den wichtigen Hafen so bald wie möglich wieder in Betrieb zu bekommen. Die Brücke werde so schnell wie möglich wiederhergestellt, dies werde aber etwas Zeit brauchen, sagte Biden.
Untersuchung zu Unfallursache kann dauern
Die Unfallursache wird aktuell untersucht. "Solche Bilder habe ich noch nie gesehen", sagte Ulf Kaspera, Direktor der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU), dem WDR. Kollisionen von Schiffen mit Brückenpfeilern seien zwar keine Seltenheit. Gewöhnlich gingen solche Unfälle aber glimpflich aus. Bis die Ursache des Unglücks von Baltimore geklärt sei, werde es voraussichtlich noch dauern.
Ulf Kaspera
Zum Beispiel müsse der Schiffsdatenschreiber ausgewertet werden, der wie die "Black Box" in Flugzeugen alle Aktionen und Gespräche der Mannschaft aufzeichne. Bis dahin könne man über die Ursache nur spekulieren. Denkbar sei menschliches Versagen - oder ein technischer Defekt.
Hinweise auf einen terroristischen Anschlag gibt es jedenfalls nicht. Das FBI erklärte, dass keine Verbindung zu Terrorismus bekannt sei. "Die vorläufige Untersuchung deutet auf einen Unfall hin", sagte Gouverneur Moore bei einer Pressekonferenz. Es gebe außerdem keine Anzeichen dafür, dass die Brückenstruktur fehlerhaft gewesen sei: "Die Brücke entsprach voll und ganz den Vorschriften."
Kann so etwas auch bei uns in Deutschland passieren?
Im niedersächsischen Emsland hatte im Jahr 2020 ebenfalls ein Schiff eine Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal zum Einstürzen gebracht. Verletzte gab es damals allerdings nicht. Bei zahlreichen älteren Brücken - auch in NRW - gibt es aktuell Sicherheitsbedenken. In den kommenden Jahren planen Bund und Land deshalb zahlreiche Sanierungen oder Neubauten.
Die Rheinbrücke in Köln-Rodenkirchen
Ein Unglück wie in Baltimore sei auch hier nie ausgeschlossen, sagen Experten. Josef Hegger vom Lehrstuhl und Institut für Massivbau der RWTH Aachen erklärte der Deutschen Presse-Agentur, dass die Bundesanstalt für Wasserbau Regeln festlege - beispielsweise welcher Anpralllast Pfeiler Stand halten müssen. "So muss der Pfeiler eine gewisse Resilienz haben, dass er nicht beim leichten Anprall schon einstürzt", so Hegger.
Die Brücken in Deutschland seien meist auch so konstruiert, dass Schiffe mit den Pfeilern nicht oder nur schwer kollidieren könnten. "Bei den Rheinbrücken sind die großen Pfeiler und Pylone häufig am Rand des Flusses angeordnet, so dass die Flussöffnung komplett frei ist. Gibt es in der Mitte einen Pylon, dann ist er relativ massiv und keilförmig und würde ein Schiff, das dagegen fährt, sozusagen ablenken", so Hegger. Und zusätzlich gebe es auf den Wasserwegen Einrichtungen ähnlich einer Leitplanke, die einen Aufprall verhindern sollen.
Unsere Quellen:
- Associated Press
- Agence France-Presse
- Deutsche Presse Agentur