Deutschlandticket für 49 Euro kommt wohl nicht mehr im April

Stand: 24.01.2023, 13:49 Uhr

Wann kommt das 49-Euro-Ticket kommt? Erst war der Jahreswechsel als Start im Gespräch, dann der 1. April. Nun appelliert der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen an alle Beteiligten, am Starttermin 1. Mai festzuhalten.

Das 9-Euro-Ticket war ein voller Erfolg. Ein Nachfolger sollte her, möglichst schnell, damit die Menschen weiter günstig und unkompliziert mit Bus und Bahn unterwegs sein können. Doch das geplante Deutschlandticket für 49 Euro kommt einfach nicht aus den Startblöcken.

Wann sollte das Ticket eingeführt werden?

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte zunächst Anfang 2023 für den Start des "Deutschland-Tickets" angepeilt. Den 1. Januar hatte er bereits im November als nicht mehr realistisch eingeschätzt. Nachdem sich Bund und Länder nach einem langen Streit über die Finanzierung des Tickets offenbar geeinigt hatten, sagte Wissing Mitte Januar, dass es "nicht später als der 1. Mai" kommen solle.

Die mit den Verkehrsbetrieben für die Umsetzung zuständigen Bundesländer, die eigentlich den 1. April angepeilt hatten, sehen vereinzelt nun selbst den Mai skeptisch. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sieht den 1. Mai als realistisch an, wenn bis dahin alle Übereinstimmungen mit der EU und den regionalen Behörden getroffen sind.

Warum wird eine erneute Verzögerung befürchtet?

Nach einem Arbeitstreffen zwischen Bund und Ländern Ende vergangener Woche äußerte die Bremer Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) Zweifel an einem Start im Frühjahr: "Wenn die Gespräche und Verhandlungen weiter so schleppend verlaufen, sehe ich schwarz für einen zeitnahen Start." Sie warf Wissing vor, den Prozess auszubremsen.

Auch NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) sieht die Schuld für die Verzögerung beim Bundesverkehrsminister. Auf WDR-Anfrage sagte Krischer am Montag: "Vom Bund fehlen nach wie vor wichtige Entscheidungsgrundlagen. Zum Beispiel warten wir immer noch auf die Änderung des Regionalisierungsgesetzes oder die Klärung der Frage der Tarifgenehmigung."

Bastian Kettner, Sprecher für Bahn und ÖPNV beim Verkehrsclub Deutschland (VCD), kann den Ärger der Ländervertreter nachvollziehen: "'Grundsätzliche Fragen sind noch zu klären." Mit Blick auf das Regionalisierungsgesetz, in dem Zuschüsse für den ÖPNV noch mit Corona-Ausfällen begründet werden, mahnt er eine Änderung an: "Man kann sich nicht mehr auf Ausfälle wegen Corona berufen. Das kann die EU monieren." Das Gesetz zu ändern, störe allerdings die Zeitpläne empfindlich: "Gesetzgebungsprozesse laufen zu langsam", so Kettner auf WDR-Anfrage. VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff sieht den Grund der Verzögerung ebenfalls hauptsächlich bei den Finanzierungsregularien der EU und den Tarifgenehmigungen der regionalen Behörden.

Ist ein Start zum 1. Mai realistisch?

Der 1. April dürfte damit als Starttermin sicher vom Tisch sein. Aber: "Die Branche wäre bis 1. Mai startklar", sagt der VDV und verweist damit auf den Monat, den schon Wissing als spätesten Start genannt hatte. Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff (VDV) appelliert gleichzeitig an alle Beteiligten am 1. Mai 2023 als Starttermin festzuhalten – als Verkaufsstart sollte der 1. April 2023 angepeilt werden. Den Termin scheint auch Bremens Verkehrssenatorin Schaefer anzupeilen, die den 3. April als Verkaufsstart und den Mai als ersten Monat der Ticket-Gültigkeit nannte.

Kettner vom VCD teilt diesen Optimismus nicht und bezeichnet das Ziel Mai als "absolut ambitioniert". Gleichzeitig warnt er davor, dass solche ständigen Terminverschiebungen - vom Jahreswechsel über den 1. April bis hin zum 1. Mai und vielleicht darüber hinaus - dem ÖPNV schaden könnten.

"Fahrgäste erwarten Klarheit und keine leeren Versprechungen", so Kettner. Das 9 Euro-Ticket habe Erwartungen geweckt, und nun werde der Starttermin für den Nachfolger immer weiter verschoben.

Gibt es das Ticket nur digital oder auch in Papierform?

Das ist noch unklar. Bundesverkehrsminister Wissing möchte ein rein digitales Ticket einführen. Aus den Bundesländern kommt aber die Forderung, zumindest zeitweise auch Papierfahrkarten anzubieten. Die Begründung: Nicht alle Menschen hätten ein Smartphone oder seien digital so fit, um ein papierloses Ticket lösen zu können. Diese Menschen seien dann ausgeschlossen.

Durch die Möglichkeit eines Papiertickets hätten kleinere Verbünde und Verkehrsunternehmen außerdem mehr Zeit, um ein digitales Angebot umzusetzen. Die technische Umsetzung liegt bei den Bundesländern und den Verkehrsbetrieben.

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