Ausgehungert und verwahrlost: In Deutschland gibt es zunehmend Fälle von sogenanntem "Animal Hoarding". Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Datenauswertung des Deutschen Tierschutzbundes: 73 Fälle von "Animal Hoarding" wurden dem Verband im vergangenen Jahr bekannt. Betroffen waren 4.506 Tiere - so viele wie noch nie.
Bei dieser Sammelsucht werden dutzende Tiere auf viel zu kleinem Raum gehalten - oft unter unwürdigen Bedingungen. "Das Leid der gehorteten Tiere ist kaum vorstellbar: Verwahrlost, unterernährt und krank hausen sie auf engem Raum im eigenen Urin und Kot", sagt Nina Brakebusch vom Tierschutzbund.
"Animal Hoarding" - hohe Dunkelziffer
Auch in Nordrhein-Westfalen ist das ein großes Problem. Anfang März musste etwa das Veterinäramt im Kreis Oberberg 24 Katzen und zwei Hunde aus einer verwahrlosten Wohnung befreien. In einem anderen Fall waren es 120 Ratten.
Das Tierheim in Wipperfürth hat zuletzt 36 Katzen aus der Haltung eines zwanghaften Tiersammlers aufgenommen. Da viele der Tiere trächtig waren, wurden es noch einige mehr. Ein häufiges Problem, wie Brakebush erklärt: "In vielen Fällen bergen Tierschützer bei Rettungsaktionen auch tote Tiere. Diese können häufig gar nicht alle gezählt und erfasst werden, ebenso wie der Nachwuchs trächtiger Tiere." Bei den Zahlen sei daher auch von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, so Brakebish weiter.
Ein besonders extremer Fall kam im Mai in Lippstadt ans Licht: Hier wurden mehr als 160 verwahrloste Katzen aus einem Wohnhaus befreit. Der Gestank in dem Haus war so beißend, dass die Einsatzkräfte nur unter Atemschutz hineingehen konnten.
Katzen und Kleintiere besonders betroffen
Katzen sind die Tiere, die besonders häufig von Animal Hoarding betroffen sind - so auch 2022. Aber auch kleine Heimtiere werden oft gesammelt - auch weil sie sich besonders schnell vermehren.
Für die Tierheime, die die beschlagnahmten Tiere aus Animal-Hoarding-Fällen im Auftrag der Kommunen aufnehmen und versorgen, stellt jeder einzelne Fall eine enorme zusätzliche Belastung dar - vor allem finanziell.
Es fehlt an Geld und Platz
Zwar übernimmt das Veterinäramt die Erstversorgung der Tiere aus dem Animal-Hoarding, alle weiteren Kosten, auch die Kastration, müssen Heime und Tierschutzvereine selbst bezahlen. Gleichzeitig bringen die steigenden Futter-, Energie-, Personal- und Tierarztkosten sie finanziell ans Limit.
Ein weiteres Problem ist der Platzmangel. Denn die Tierheime sind nach den vermehrten Abgaben unüberlegt während der Corona-Pandemie angeschaffter Tiere ohnehin überfüllt.
Das Tierheim im bergischen Wipperfürth etwa musste schon vor Start der Sommerferien Anfragen ablehnen, wie der stellvertretende Leiter Pascal Lindert sagte. In Düsseldorf müssen Katzen zeitweise in Notfallboxen untergebracht werden, weil das Katzenhaus aus allen Nähten platzt. Entspannung ist erstmal nicht in Sicht.