Symbolbild: Papierfahnen mit AfD-Logo liegen auf einem Tisch

Starke AfD: Unternehmer warnen vor wirtschaftlichen Folgen

Stand: 30.01.2024, 16:00 Uhr

Konzerne in NRW zeigen sich alarmiert über die in Umfragen erstarkte AfD. Die Pläne der teilweise rechtsextremistischen Partei seien Gift für die deutsche Wirtschaft.

Führende Ökonomen rufen die Wirtschaft in Deutschland auf, sich öffentlich stärker gegen den Rechtsextremismus und die AfD zu positionieren. "Die Vorstände in den Unternehmen müssen jetzt Farbe bekennen gegen rechts und ihren Beschäftigten vor Augen halten: 'Eure Jobs sind in Gefahr, wenn die AfD sich durchsetzt'", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher.

Auch angesichts der Enthüllungen über ein Treffen von führenden Rechtsextremisten und AfD-Politikern, bei dem über die millionenfache Vertreibung von Ausländern und Doppelstaatlern aus Deutschland referiert wurde, haben nun zahlreiche Unternehmen und Verbände ihr Schweigen gebrochen.

Unternehmer NRW, Präsident Arndt Kirchhoff

Arndt Kirchhoff

"Diese Partei ist nicht nur für unsere Demokratie, sondern letztlich auch für unsere wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit und damit für Wohlstand und Arbeitsplätze eine Gefahr", sagte Arndt Kirchhoff, Präsident des Arbeitgeberverbands "Unternehmer NRW", der "Rheinischen Post".

Früh und klar positioniert hatte sich bereits der Chef des Essener Chemie-Konzerns Evonik, Christian Kullmann. "Bei uns kommen keine AfD-Funktionäre auf den Hof", erklärte Kullmann vor einigen Wochen in der "Süddeutschen Zeitung". "Sie gefährdet Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Menschenrechte. Die AfD schadet unserer Volkswirtschaft, unserer Gesellschaft, unserer Zukunft."

50 Unternehmen wollen Klimapolitik schützen

"Wir müssen uns mit der AfD inhaltlich auseinandersetzen", erklärte auch Leonhard Birnbaum, Chef des Essener Energie-Konzerns Eon. Die Partei ziehe den menschengemachten Klimawandel in Zweifel und wolle die Eindämmung von CO2-Emissionen beenden. "Dem müssen wir argumentativ begegnen", sagte Birnbaum.

Dieser Ansicht schlossen sich jetzt auch mehr als 50 deutsche Unternehmen an, darunter auch die Deutsche Telekom in Bonn und Thyssenkrupp aus Essen. In einem Appell warnten sie, dass rechtsextreme Kräfte die Demokratie und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands bedrohten.

Airport-Chefs: Terminal wäre ohne ausländische Arbeitskräfte leer

Lars Redeligx und Pradeep Pinakatt, die Geschäftsführer des Düsseldorfer Flughafens stehen im Flughafengebäude und lächeln in die Kamera.

Lars Redeligx und Pradeep Pinakatt

Auch die Geschäftsführer des Flughafens Düsseldorf wählten in einer Stellungnahme klare Worte gegen die AfD: "Das Terminal, die Verwaltung, das Vorfeld - unser Flughafen wäre trostlos leer, würde es nach den ausländerfeindlichen Plänen der Rechtsextremisten gehen", schrieben Lars Redeligx und Pradeep Pinakatt auf einer Social-Media-Plattform.

Wer die Werte des Grundgesetzes in Frage stelle, gefährde nicht nur die freiheitlich-demokratische Grundordnung, mahnte am Dienstag Ulrich Reuter, Präsident des in Bonn ansässigen Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). "Denn wir sind auf internationale Zusammenarbeit, auch auf gezielte Zuwanderung, ökonomisch zwingend angewiesen." Klar sei: "Ausländische Spitzenforscher, ausländische Facharbeiter oder Pflegekräfte aus dem Ausland kommen nicht nach Deutschland, wenn sie hier in Zukunft Ablehnung oder gar Deportationen befürchten müssen."

Wirtschaftsethiker: Unternehmen sind in der Zwickmühle

Etliche Firmen halten sich aber noch zurück, wenn es darum geht, sich politisch zu äußern. Das bedeute aber nicht unbedingt, dass sie die Ansichten der AfD teilten, meinte Thomas Beschorner, Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik der Uni St. Gallen in der Schweiz, im Interview mit dem SWR. Oft sprächen sich die Firmen zwar allgemein gegen Rassismus und für Pluralismus in der Gesellschaft aus, vermieden es aber, die AfD beim Namen zu nennen. Die Unternehmen seien in der Zwickmühle, gibt Beschorner zu bedenken. Klare Wahlempfehlungen an Mitarbeiter und eventuell sogar Kunden - auch negative - könnten als übergriffig verstanden werden.

Quellen

  • Deutsche Presse Agentur
  • Reuters
  • Kirchhoff-Interview in der "Rheinischen Post"
  • SWR-Interview mit Thomas Beschorner
  • WDR-Recherchen

Kommentare zum Thema

10 Kommentare

  • 10 Anonym 31.01.2024, 14:30 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 9 Michael 31.01.2024, 06:41 Uhr

    Ich bin Gott dankbar, dass ich nicht 1933 und in ähnlicher Zeit gelebt habe und möchte sowas auch zukünftig NIE erleben. Ich finde die ganzen Anti-A ...weiterlesen

  • 8 wima 31.01.2024, 04:34 Uhr

    Sie meinen noch verheerenderer Folgen als jetzt schon?