Sechs Monate Krieg gegen die Ukraine - Wie wirken die Sanktionen gegen Russland?

Stand: 24.08.2022, 19:08 Uhr

International war die Empörung über den Angriff Russlands auf die Ukraine groß. Die Europäische Union hat mit Wirtschaftssanktionen gegen Russland reagiert, um ein Zeichen zu setzen, aber auch um das Land wirtschaftlich zu schwächen. Was dieser Schritt bislang gebracht hat.

Die Sanktionen gegen Russland haben auch die Europäische Union getroffen. Die russischen Reaktionen sind vor allem in Deutschland spürbar: Ausbleibende Gaslieferungen lassen die Energie-Preise rasant steigen und bringen einige Firmen, die mit russischen Gas gehandelt haben, in Existenznot. Ein Beispiel ist der Konzern Uniper, der Stadtwerke und Firmen mit Gas versorgt.

Die Sanktionen und die Folgen

Die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland stellen sich aber insgesamt sehr unterschiedlich dar - abhängig von Branche, Größe oder dem Umsatz in Russland. Sowohl der Finanzsektor, der mit den Beschränkungen für Kapital- und Devisenmärkte zu kämpfen hatte, als auch die Industrie mit Beschränkungen für wichtige Technikprodukte oder der Energiesektor waren stark betroffen.

Im Transport- und Logistikbereich ist die Visavergabe für bestimmte Personengruppen eingeschränkt, was den Handel auf beiden Seiten erschwert. Lediglich die Gesundheitsbranche, die Landwirtschaft und die Ernährungsindustrie wurden nicht mit Sanktionen belegt.

Rückzug oder Geschäftsbeziehungen aufrechterhalten?

Einige deutsche Firmen haben sich aus dem Russlandgeschäft zurückgezogen. Die meisten haben zumindest ihre Neuinvestitionen eingestellt. Laut einem Institut der Yale Universität in den USA arbeiten noch 243 deutsche Firmen weitgehend unverändert mit russischen Unternehmen zusammen und pflegen Geschäftsbeziehungen in das Land.

Bei den Unternehmen, die weiterhin in Russland Geschäfte machen, handelt es sich zum Beispiel um das Handelsunternehmen Globus. Globus begründet seine Entscheidung damit, die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln aufrecht erhalten zu wollen. Auch Unternehmen wie beispielsweise Fresenius oder Stada, die mit Gesundheitsprodukten handeln, sind nach wie vor im Russlandgeschäft aktiv.

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Für den Schokoladenhersteller Ritter Sport, der 15 bis 16 Prozent der Schokolade nach Russland liefert, ist ein Abbruch der Geschäftsbeziehungen derzeit nicht denkbar. Das Unternehmen will Lieferbeziehungen zu den Kakaobauern erhalten. Und der Konzern Metro unterhält zahlreiche Immobilien in Russland und will nach eigenen Angaben die Arbeitsplätze von zehntausend Mitarbeitern in Russland nicht gefährden.

Russische Reaktion auf Sanktionen

Russland hat angesichts der europäischen Sanktionen eine Drohkulisse aufgebaut. Ein "Enteignungsgesetz", nachdem Unternehmen zwangsenteignet werden und Strafe zahlen müssen, wenn sie das Land verlassen wollen, steht aktuell noch zur Diskussion.

Sogenannte Parallelimporte nach Russland nehmen zu. Mit dem Wissen der russischen Regierung werden Produkte eingeführt, die eigentlich mit Sanktionen belegt sind. Produkte wie Autoersatzteile, Smartphones, Kosmetika oder Luxusgüter werden von Händlern über Umwege importiert und wieder verkauft - zu einem höheren Preis und zum finanziellen Schaden der Hersteller.