Die Köchin Mary Mallon (geboren am 23.9.1869) erlangte als erste gesunde Typhus-Dauerausscheiderin in den USA traurige Berühmtheit. 26 Jahre wurde sie insgesamt isoliert.
Mary Mallon, irische Immigrantin und hervorragende Köchin, macht Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA Schlagzeilen. Für die Presse ist sie "Typhoid Mary", die "Typhus-Mary", die eine Todesspur hinterlässt. Ein Ungeheuer, das "menschliche Schädel in die Pfanne wirft". Dabei kann Mary Mallon gar nichts für ihre Berühmtheit. Sie wird lediglich als eine der ersten als symptomfreie Übertragende von Typhus ausgemacht – und deswegen zeitlebens eingesperrt.
*** Das sind unsere wichtigsten Gesprächspartner:
Judith Leavitt, Medizinhistorikerin, Autorin einer Biographie über Mary Mallon
Heiner Fangerau, Medizinhistoriker, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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Als alle Mitreisenden außer ihr erkrankt sind, steht fest: Mary Mallon, die am 23. September 1869 geboren wurde, ist eine sogenannte Dauerausscheiderin. Sie trägt das Typhus-Bakterium in sich, ohne selbst zu erkranken. Aber sie kann andere infizieren. Ihr Recht auf persönliche Freiheit spielt nun keine Rolle mehr. Die US-Behörde stuft die irische Einwanderin als Gefahr für die Allgemeinheit ein, die Angst vor Typhus ist groß. Kurzerhand wird die Köchin auf die Quarantäne-Insel North Brother Island im East River gebracht.
Dort wird Mary Mallon zum Versuchsobjekt. Anfangs werden ihr Urin, ihr Stuhl und ihr Blut fast täglich auf Typhus-Erreger getestet. Sie soll neue Medikamente ausprobieren und sich die Gallenblase entfernen lassen. Mary Mallon klagt gegen ihre Verbannung – und verliert. Dabei ist sie längst nicht die einzige symptomfreie Überträgerin von Typhus. In New York sind 1918 schon 70 Personen bekannt. Doch Mary Mallon ist die Einzige, die man einsperrt. Als sie 1938 in der Isolation stirbt, hat sie als "Typhoid Mary", als "Typhus-Mary", traurige Berühmtheit erlangt.
In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:- von George Soper, der als Ermittler Mary Mallon als mögliche Verbreiterin von Typhus ausfindig macht,
- wie Mary Mallon untertaucht und mit anderem Namen in einer Klinik kocht,
- über ihr Leben in der Isolation
- und warum sie als Mann wohl nicht isoliert gewesen wäre.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Judith Leavitt, Medizinhistorikerin, Autorin einer Biographie über Mary Mallon
- Heiner Fangerau, Medizinhistoriker, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
- Judith Leavitt: Typhoid Mary – Captive To The Public’s Health. Boston 1995
- Heiner Fangerau und Alfons Labisch: Pest und Corona. Pandemien in der Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Freiburg, Basel, Wien 2020
- Filio Marineli, Gregory Tsoucalas, Marianna Karamanou, and George Androutsos: Mary Mallon (1869-1938) and the history of typhoid fever. Annals of Gastroenterology. 2013.
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Redaktion: Matti Hesse
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