Jazzer, Drogendealer, erster Hipster: Mezz Mezzrow

WDR Zeitzeichen 06.11.2023 15:07 Min. Verfügbar bis 06.11.2099 WDR 5

Ein blasser Mann mit Halbglatze, Typ braver Beamter - trotz dieses Aussehens lebt Mezz Mezzrow eine der wildesten Jazz-Biographien des 20. Jahrhunderts... Am 6.11.1933 nimmt er sein erstes Album auf.

Mezz Mezzrow gibt sich gerne als Afroamerikaner aus, weil er sich dem reinen, schwarzen Jazz so verbunden führt. Dabei wächst er in einer weißen, bürgerlichen Familie voller Ärzte und Anwälte auf. Doch Mezz Mezzrow entscheidet sich für ein Leben als Musiker. Manchen seiner weißen Kollegen geht die Schwärmerei für die schwarze Kultur allerdings auf die Nerven. So lästert Klarinettist Sidney Bechet: "Der Mann strengt sich zu sehr an, etwas zu sein, was er nicht ist." *** Das sind unsere wichtigsten Quellen: Mezz Mezzrow, Bernard Wolfe: "Really The Blues", 1946 erstmals aufgelegt; Norman Mailer: "The white negro: Superficial Reflections on the Hipster" (1957)*** Autor: Thomas Mau; Redaktion: David Rother***


Mezz Mezzrow heißt eigentlich Milton Mesirow und stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie in Chicago. Als er eine Jugendstrafe absitzen muss, lernt er nicht nur Klarinette spielen, sondern lauscht nachts allein dem Blues der Schwarzen, der zu seiner Zelle herüberweht. Die Musik trifft ihn ins Mark: "Ich gehörte zu ihnen, ich fühlte mich ihnen näher als den Weißen." Fortan bemüht sich Mezz Mezzrow um eine afroamerikanische Identität.

Seinen Lebensunterhalt verdient der Musiker meistens mit dem Verkauf von Drogen, aber seine Leidenschaft gilt dem Jazz. Er taucht ein ins Harlem der 1930er-Jahre, den Treffpunkt der Hipster: Afroamerikaner, Einwanderer, Avantgardisten aus Europa, die Jazz hören, Marihuana rauchen und sogar eine eigene Sprechweise entwickeln, den "Jive". Mezz Mezzrow kennt und spielt mit den großen Jazz-Namen: King Oliver, Sidney Bechet, Bix Beiderbecke oder Louis Armstrong. Seine Biografie "Really The Blues" gilt als eines der wichtigsten Jazzbücher seiner Zeit.

In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
  • Wie sich Mezz Mezzrow mit Drogengeschäften über Wasser hält
  • Warum ein Gefängnisaufseher ihn seine Haftstrafe bei den Schwarzen Insassen absitzen lässt.
  • Was sich genau hinter dem Ausdruck "Hipster" verbirgt
  • Warum Mezz Mezzrow den wahren Schwarzen Jazz ausgerechnet in Frankreich findet

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Mezz Mezzrow, Bernard Wolfe: "Really The Blues", 1946 erstmals aufgelegt
  • Norman Mailer: "The white negro: Superficial Reflections on the Hipster" (1957)

Weiterführende Links:

Die persönlichen Mezz-Mezzrow-Empfehlungen des Autors Thomas Mau:
  • Free Love (Mezz Mezzrow)
  • Swinging with Mezz (Mezz Mezzrow and his Orchestra)
  • The Sheik of Araby (Mezz Mezzrow)
  • Four or Five Times (10-30-51) (Mezz Mezzrow)
  • Getting Together (Take1) [Remasterd 2014] (Mezz Mezzrow)
  • Savoy Blues (Kid Ory's Creole Jazz Band)
  • Canal Street Blues (King Oliver)
  • Ain't Misbehavin' (Louis Armstrong)
  • Black And Blue (Louis Armstrong)
  • You're a Viper (The Reefer Song) (Fats Waller)
  • Reefer Man (Cab Calloway & His Orchestra)

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Thomas Mau
Redaktion: David Rother

Download