"Evolution"

Stand: 28.08.2019, 20:42 Uhr

György Ligetis "Requiem", ein Werk voller Zorn und Trauer, steht im Zentrum der Aufführung "Evolution". Der Komponist hat es zwischen 1963 und 1965 unter dem Eindruck seiner Erfahrungen in der Nazizeit und im ungarischen Kommunismus der 50er Jahre geschrieben. Kornél Mundruczó, ungarischer Film- und Theaterregisseur, der im vergangenen Jahr Hans Werner Henzes Oratorium "Das Floß der Medusa" für die Ruhrtriennale interpretierte, hat das Musikstück ausgewählt, um sich mit dem Prinzip der Wiederholung auseinanderzusetzen. "Was können wir aus den Wiederholungen in der Geschichte lernen? Das ist die Schlüsselfrage meines Stückes", so der Regisseur.

Seine Inszenierung durchläuft drei Zeiten: das Grauen der Vergangenheit, das traumatisierte Schweigen in der Gegenwart und die Ahnung einer Zukunft, in der die Künstliche Intelligenz Erinnerung und Gedenken überlagert. "Als Kulturschaffende müssen wir heute die richtigen Fragen stellen und versuchen, Antworten zu finden", sagt Kornél Mundruczó. Der Leiter des unabhängigen Budapester Proton-Theaters meint das sehr konkret mit Blick auf den Nationalismus in seinem Heimatland und den wachsenden Populismus in Europa. Zu sehen ist "Evolution" in einer Aufführung mit den Bochumer Symphonikern und dem lettischen Staatschor vom 5. bis zum 14. September in der Jahrhunderthalle Bochum.