Szenenbild: Ein junger Mann und eine junge Frau in Kleidung um 1900 schauen lächelnd in die Kamera

Wie der Fortschritt nach Essen kam – Eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert

Stand: 21.12.2020, 17:40 Uhr

Essen um 1900: "Zollverein" ist die förderstärkste Zeche im Land. Sie zieht Arbeiter aus ganz Europa in die Stadt. Werkssiedlungen entstehen, Schulen und Krankenhäuser werden gebaut. Die Kohle bringt den Aufschwung und Fortschritt: elektrische Straßenbahnen, Licht, Telefon. Große Warenhäuser eröffnen und die erste Fußgängerzone des Landes entsteht.

Die Dokumentation ist eine spannende Zeitreise zurück in die Zeit, als die Industrialisierung das Leben in Essen auf den Kopf stellte. Hier gab es sichere Arbeitsplätze inklusive Werkswohnung. Wie lebten die Menschen? Wie sah ihr Alltag aus? Wovon träumten sie, und was machte ihnen zu schaffen?

Villa Hügel in Essen

Die Familiendynastie Krupp: Ihre Unternehmungen prägten maßgeblich das Bild der Stadt Essen. Wie auch ihr Domizil, die Villa Hügel nahe des Baldeneysees.

Der wachsende Wohlstand war ungleich verteilt. Ein Riss ging durch die Stadt: auf der einen Seite die wohlhabende Industrieelite in ihren prächtigen Villen – auf der anderen Seite die Arbeiterfamilien, die den Härten des Alltags Untertage und einem Leben in den engen Werkswohnungen ausgesetzt waren. Aber auch für sie brachte der Fortschritt Erleichterung: etwa durch neue, attraktive Berufe.

Mithilfe von aufwändigen Spielszenen und beeindruckendem Archivmaterial lässt der Film die Zeit der Jahrhundertwende in Essen wieder auferstehen. Er begleitet den Alltag zweier Menschen, wie sie - basierend auf historischen Dokumenten - damals gelebt haben könnten.

Szenenbild: Ein junger Mann liegt in einer Wohnküche im Bett

Armut: In Arbeiterwohnungen lebten die Menschen oft auf engstem Raum zusammen.

Da ist der junge Bergmann Oskar Schopinski, der schon seit seinem 14. Geburtstag auf der Zeche arbeitet. Seine Familie lebt beengt zu acht in einem der heute oft begehrten Zechenhäuschen. Sogenannte "Kostgänger" ermöglichten einen kleinen Zuverdienst. Statt Teilhabe am Wohlstand kamen die Familien mit dem Verdienst ihrer Männer geradeso über die Runden.

Szenenbild: Eine junge Frau in Kleidung um 1900 sitzt an einem Schreibtisch

Ein Hauch von Luxus: Das Kindermädchen Ida arbeitet in einer noblen Essener Villa.

Die junge Gouvernante Ida Heyde ist bei einer reichen Familie im Essener Süden für die Betreuung der Kinder zuständig. Sie wohnt bei den Herrschaften recht nobel, beheizt und sauber. Und kommt auch in den Genuss von einem Hauch Luxus. Doch sie ist auch rund um die Uhr den Regeln der Herrschaften unterworfen.

Beide haben einen Traum, dessen Erfüllung plötzlich greifbar nahe rückt. Vor allem die Elektrifizierung veränderte den Alltag der Menschen Ende des 19. Jahrhunderts und bot vielen neue Hoffnungen. Die neuen Straßenbahnen brauchten junge Fahrer, die sich vor der Technik nicht scheuten. Und eine neue Erfindung namens "Telefon" brachte die ersten richtigen Arbeitsplätze für junge Frauen. Ihre hellere Stimme war in den rauschenden Leitungen angeblich besser zu verstehen – das "Fräulein vom Amt" war geboren.

Die Dokumentation ist Teil einer dreiteiligen Reihe, in der sich das WDR-Fernsehen auf Zeitreisen begibt. Die beiden anderen Folgen führen in die Römerzeit am Rhein und in das mittelalterliche Münster mit seinen Kaufleuten.

Ein Film von Daniela Eberl
Redaktion: Thomas Kamp und Christiane Hinz