NRW-Ministerpräsidentin will ARD und ZDF ohne Werbung
"Ab 2017 ohne Werbung senden"
Stand: 20.06.2011, 20:50 Uhr
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll nach dem Willen der NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) ab 2017 möglichst auf Werbung verzichten. "Ich bin davon überzeugt, das schärft sein Profil", sagte Kraft am Montag (20.06.2011) beim Medienforum NRW in Köln.
"Ich plädiere dafür, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk ab 2017 ganz ohne Werbung sendet", sagte Kraft zu Beginn des dreitägigen Medienfachkongresses. Eine solche Maßnahme würde sich stabilisierend auf die Rundfunkordnung auswirken. Sie halte eine solche Entwicklung durch die Reform der Rundfunkgebühren für möglich, sagte die Ministerpräsidentin. Ab 2013 wird die Rundfunkgebühr als Haushaltsabgabe erhoben. Gleichzeitig gab Kraft eine Bestandsgarantie für ARD und ZDF. Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten eine große Bedeutung auch für die Demokratie.
Die WDR-Intendantin Monika Piel sagte dazu, sie habe kein Problem damit, wenn die Werbung irgendwann wegfallen sollte - unter der Voraussetzung, dass die wegfallenden Einnahmen dann kompensiert würden. "Sie müssen mich ja gar nicht katholisch machen, ich hänge ja gar nicht an der Werbung", sagte Piel. Sie verwies darauf, dass ARD und ZDF lediglich 5,1 Prozent des gesamten TV-Werbemarktes abdeckten.
Verhältnis alter und neuer Medien
Klarer Trend: Mobile Mediennutzung
Das diesjährige Motto des Medienforum NRW lautet "Medien, Macht und Menschen". Das Verhältnis zwischen etablierten Medien wie Rundfunk und Print zu sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Youtube ist dabei ein zentrales Thema, dem sich viele der rund 70 Expertenpanels, Foren und Workshops auf dem Medienforum NRW widmen. Die rund 200 Referenten und Moderatoren sind Medienmacher, Wissenschaftler, Politiker oder Werber; mit diskutieren dabei unter anderem die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel, ZDF-Intendant Markus Schächter, die RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt und der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Helmut Heinen. Auch die ehemalige Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche Margot Käßmann und Angela Merkels Medienberaterin Eva Christiansen sind vor Ort.
Rahmen und Vernetzbarkeit
Es geht auch um sich wandelnde Rahmenbedingungen für die Branche, neue Nutzungsaspekte durch soziale Medien und mobile Dienste und um die Vernetzung verschiedener Medien. "Nachdem wir lange über die Digitalisierung sprachen, sind wir nun mittendrin und besichtigen hautnah ihre Folgen für die Medien, für die Politik und uns als Gesellschaft", sagte Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) bei der Programmpräsentation. Die digitale Gesellschaft mit ihren Potenzialen aber auch Bedrohungen ist ebenfalls ein Thema; Bundesdatenschutzbeauftragter Peter Schaar etwa wird mit Jan Kottmann, dem medienpolitischen Leiter von Google Deutschland, über die Perspektiven des Datenschutzes diskutieren.
Das Land fördert das 23. Medienforum NRW mit 1,5 Millionen Euro. 723.000 Euro gibt die LfM und 220.000 Euro die Stadt Köln. Das Medienforum, veranstaltet im Staatenhaus der Koelnmesse, endet am Mittwoch (22.06.11).