Jan Gropp

Gutes Netzwerk für Inklusion im WDR

Am 1. Dezember tritt die neue Schwerbehindertenvertretung ihre vierjährige Amtszeit an. Jan Gropp wurde einstimmig als Vertrauensperson wiedergewählt. Im Interview blickt er zurück und nennt Herausforderungen und Ziele seiner Arbeit.

Du bist seit 2013 in der SBV, seit 2018 aber als Vertrauensperson für die Menschen mit Schwerbehinderung. Welche Bilanz ziehst du nach deiner ersten Amtszeit?

Zunächst einmal ziehe ich eine durchweg positive Bilanz.
Als ich das Amt übernommen habe, war schon viel im Fluss – im Hause, aber auch in der ARD mit den großen Projekten der ARD-Strukturreform. Vieles davon ist abgeschlossen oder hat neue Handlungsfelder ergeben. Aber es ist auch viel dazugekommen.

Als ich im WDR anfing, sagte mir ein lieber Kollege in der DPT, den alten aber wahren Spruch von Sepp Herberger abwandelnd: nach der Reorga ist vor der Reorga.

Das stimmt – aber die Schlagzahl der Veränderungen im WDR hat sich gefühlt in den letzten Jahren nochmals erhöht. Langeweile ist ein Wort, das wir in der SBV nicht kennen, was aber auch den Reiz der Aufgabe ausmacht.

Dazu kam dann mit Corona eine Situation, die für alle neue Herausforderungen gebracht hat. Viele Dinge wurden schnell und pragmatisch umgesetzt, damit der Betrieb aufrecht erhalten werden konnte.

Inzwischen ploppen aber Fragestellungen auf, die immer noch nicht abschließend geklärt werden konnten und die Kolleg:innen stark belasten.

Alles in allem: eine spannende erste Amtszeit, von der ich mich frage, wo die Zeit geblieben ist.

Wohin man schaut - die Arbeitsbelastung im WDR steigt. Viele Kolleginnen und Kollegen geraten an ihre Grenzen. Was bedeutet das für deine Arbeit als Vertrauensperson?

Die Anzahl der Beratungsfälle ist in den vergangenen vier Jahren gestiegen – und Lösungsfindung hat sich verändert und ist schwieriger geworden.
Trotz veränderter Bedingungen habe ich aber immer noch gute Ansprechpersonen, mit denen sich Lösungen finden lassen. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen! Danke an alle, die sich da einbringen!

Generell lässt sich sagen: das Amt der Vertrauensperson ist ohne ein Netzwerk im Haus nicht zu stemmen.

Die Arbeit in der ARD, vor allem im Hinblick auf barrierefreie Software, kostet viel Zeit und Energie. Ist die gut investiert?

Eindeutig ja!
Immer mehr Einführungen von Software sind nicht auf den WDR beschränkt, sondern kommen auf alle Kolleg:innen in den öffentlich-rechtlichen Anstalten zu. Dabei ist setzt sich das Leadbuyer-Prinzip durch. Kurz gesagt: Eine Anstalt ist federführend und beschafft und organisiert für alle anderen.

Damit da keine Informationen von den Leadbuyern verloren gehen und die Bedarfe der Menschen mit Behinderung beachtet werden, bedarf es einer organisatorischen Ebene auf SBV-Seite, der ich angehöre. Unser Kollege vom NDR und ich stellen sicher, dass Informationen weitergeleitet werden und sind die Ansprechpartner Richtung der Projekte, der Intendant:innen und der Personalräte der ARD, aber natürlich auch Richtung der SBV-Kolleg:innen und der Taskforce Barrierefreiheit.

Und alles, damit wir alle mit der zu Verfügung stehenden Software barrierefrei arbeiten können.

Welche Schwerpunkte möchtest du für die kommenden vier Jahre setzen?

Zunächst einmal ist es mir wichtig, mein neues Team mit Karin Ems, Heike Gierling und Lucca Keller aufzustellen sowie die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kolleg:innen und dem Haus so fortzusetzen.
Schwerpunkte zu definieren ist schwer. Es gibt so viele kleine und große Baustellen, die sich aber ständig verändern.

Was auf jeden Fall auf der Agenda steht ist die Verhandlung über eine Inklusionsvereinbarung, die unsere alte Integrationsvereinbarung im WDR auf die aktuellen Gegebenheiten anpasst.

Aus eigener Erfahrung liegt mir es sehr am Herzen, junge Menschen mit Behinderung in den WDR zu integrieren – als Auszubildende oder Volontär:innen.

Und, bezugnehmend auf die letzte Antwort, finde ich es angemessen, wenn der WDR eine eigene Expertise zum Thema barrierefreie Software aufbaut und implementiert. Letztendlich können so auch mittelfristig Kosten minimiert werden.

Das Gespräch führte Karen Gesierich.