Vielfältiges Programm für die vielfältige Gesellschaft
Die Beauftragte für Integration und Diversity of Content
Als größter öffentlich-rechtlicher Sender in Deutschland ist es unser Ziel, die vielfältige Gesellschaft in NRW in unseren Programmen und in unserer Belegschaft in allen ihren Facetten zu spiegeln, sie sichtbar und hörbar zu machen.
Die Gesellschaft in unserem Sendegebiet ist von Einwanderung und interkulturellem Kontakt in allen Lebensbereichen geprägt. Vielfalt etwa bei der sozialen und kulturellen Herkunft, beim Alter oder der sexuellen Orientierung, ist gelebter Alltag in unserem Sendegebiet. In NRW leben beispielsweise so viele Menschen mit eigener oder familiärer Einwanderungsgeschichte wie in keinem anderen Bundesland: 5,3 Millionen oder ein Drittel der Bevölkerung. Dies trifft auch auf fast die Hälfte der Menschen unter 18 Jahren.
Deshalb hat der WDR als erster Sender die "Charta der Vielfalt" unterzeichnet und Integration und kulturelle Vielfalt zur zentralen Aufgabe für die Entwicklung eines Programms für alle erklärt. Wir wollen das vielfältige Leben darstellen, aus den Erfahrungen und Lebenswelten der Menschen in NRW schöpfen und unser gesamtes Publikum ansprechen.
Die Beauftragte für Integration und Diversity of Content, Dr. Iva Krtalic verantwortet diese Aufgabe mit der WDR-Vielfaltsstrategie. Diese fußt auf drei Säulen: Zum einen achten wir darauf, dass wir die vielfältigen Themen und Menschen in unserem Sendegebiet in allen unseren Programmen zeigen. Unsere Reporter:innen, Moderator:innen, Expert:innen und Protagonist:innen haben auch internationale Biografien und sie kommen zu allen Themen zu Wort, die NRW zu bieten hat. Zum andren bauen wir unser Wissen rund um die gesellschaftliche Vielfalt und insbesondere die Einwanderungsgesellschaft aus und sensibilisieren uns durch Fortbildungen und Trainings für Themen, die die Menschen in NRW bewegen. Und zum dritten beobachten wir unsere Entwicklung, treten in den Dialog mit dem Publikum und justieren nach.
Zur Arbeit im Themenbereich der Vielfalt und Medien gehört auch die Vernetzung innerhalb der ARD und der Europäischen Rundfunkunion EBU, sowie mit gesellschaftlichen Akteur:innen im "Dialogforum Medien und Integration" des Nationalen Aktionsplans Integration, im Beirat für Teilhabe und Integration des Landes NRW und in der Landesinitiative "Vielfalt verbindet – Interkulturelle Öffnung als Erfolgsfaktor".
Eine Auswahl der aktuellen Projekte:
WDR grenzenlos: Junge Talente mit internationalen Biografien
Die Talentwerkstatt WDR grenzenlos professionalisiert seit 2005 junge Journalist:innen mit internationaler Herkunft. Alle zwei Jahre startet das Format, zunächst festigt eine Seminarphase die journalistischen Grundlagen, eine anschließende Hospitanz in verschiedenen WDR-Redaktionen gibt praktische Erfahrung und den Einblick in die Arbeitsabläufe. Über hundert Teilnehmende konnten so professionalisiert werden, viele davon haben sich anschließend beim Auswahlverfahren für das WDR-Programmvolontariat durchgesetzt und sind heute programmprägende Persönlichkeiten im WDR. Im September 2019 kamen erstmals ehemalige Teilnehmende von WDR grenzenlos zu einem Alumni-Treffen zusammen. Die zentralen Fragen im Austausch waren: Was muss getan werden, um den Weg von journalistischem Nachwuchs mit internationalem Hintergrund in die Medienhäuser einfacher zu gestalten? Seit 2021 wird die Talentwerkstatt durch ein Mentoring-Programm erweitert.
Die Zahlen: Wie sieht es mit der Belegschaft aus?
Seit 2014 erhebt die WDR-Hauptabteilung Personal gemeinsam mit dem Büro der Integrationsbeauftragten Daten zum sogenannten Migrationshintergrund bei Neueinstellungen. Bei dieser Umfrage machen die neu eingestellten Mitarbeiter:innen, Volontär:innen, Auszubildenden und Trainees freiwillig und anonym Angaben. Die Daten, die auch zwischen journalistischen und nicht-journalistischen Arbeitsbereichen unterscheiden, zeigen einen Trend hin zu einer noch vielfältigeren Belegschaft, was vor allem bei den Volontär:innen sichtbar ist.
Aus- und Fortbildung: Die journalistische Arbeit in der pluralen Gesellschaft
Der professionelle Umgang mit Vielfalt in der Programmarbeit steht im Mittelpunkt des regelmäßig stattfindenden Seminars „Berichterstattung in der pluralen Gesellschaft“. Dieser ist fester Bestandteil der Ausbildung von Volontär:innen und wird darüber hinaus als Fortbildungsangebot durchgeführt. In kombinierbaren Modulen werden hier Kenntnisse über die Einwanderungsgesellschaft, rassismuskritisches Denken und Arbeiten sowie Raum zur Reflektion unterschiedlicher Perspektiven für verschiedene Zielgruppen angeboten.
Medienforschung: Wie nutzen junge Menschen mit Einwanderungsgeschichte die Medien?
Um diese Frage zu beantworten, haben die WDR-Medienforschung und die Integrationsbeauftragte 2019/20 ein zweistufiges Forschungsprojekt durchgeführt und junge Menschen aus NRW im Alter zwischen 20 und 40 Jahren mit internationalen Biografien über ihre Mediennutzung und Wünsche an die Medien und speziell die Angebote von WDR/ARD befragt. Eins der zentralen Ergebnisse: der Wunsch nach Sichtbarkeit von Menschen mit Einwanderungsgeschichte als Protagonist:innen und Medienmacher:innen in den Programmen.
Vielfalts-Checks Lokalzeit
Menschen aus der Region, die ein Einwanderungsgeschichte haben, treten seit 2021 in den regelmäßigen Austausch mit den Teams der WDR-Landesstudios. In den elf Studios wird im Dialog auf die Frage eingegangen: Bildet die Regionalberichterstattung meine Welt ab?
Sounding Boards Vielfalt
In dem Forschungsprojekt „Sounding Boards Vielfalt“ diskutierten 2021 und 2022 Menschen mit Einwanderungsgeschichte in einer Kombination aus Online-Befragung und Focus-Gruppen 21 WDR-Formate und Angebote. Die wichtigsten Ergebnisse: Insgesamt gab es ein gutes Feedback für starke Themen, Hintergrundinformationen, Orientierung, Vielfalt, Ansprache auf Augenhöhe. Ein Befund, der sich mit früherer Forschung deckt: Es werden starke Identifikationsfiguren erwartet.
Offene Diskussion über die Medienarbeit: Impulsgespräche der Integrationsbeauftragten
Integration und Interkulturalität gehören zu den Themen, die im Redaktionsalltag immer wieder für Fragen sorgen: vom journalistischen Umgang mit Rassismus, über die Auswirkungen vom Hass auf die publizistische Arbeit, bis hin zur Berichterstattung über bestimmte gesellschaftliche Gruppen. Die Integrationsbeauftragte bietet mit einer Reihe von WDR-internen Impulsgesprächen ein Forum zur Selbstreflexion und zum Austausch. Unter den Gästen der Impulsgespräche waren bereits die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Reem Alabali-Radovan, der Soziologe Aladin El-Mafaalani, der Beauftragte der Bundesregierung für den Kampf gegen den Antisemitismus Felix Klein, der Terrorismus-Experte Peter Neumann, der NSU-Opferanwalt Mehmet Daimagüler oder der Experte für postsowjetische Migration, Jannis Panagiotidis.
Orientierungshilfe: Nennung der Herkunft in der Berichterstattung
Die "Kölner Silvesternacht" 2015/16 markierte einen Paradigmenwechsel in der Diskussion um den medialen Umgang mit ausländischen Straftäter:innen oder tatverdächtigen Personen. In welchen Fällen sollte ihre Herkunft genannt werden? Die Entscheidung fällt Journalist:innen oft schwer, eine eindeutige Ja- oder Nein-Antwort gibt es meistens nicht. Um bei der Entscheidungsfindung zu helfen, hat eine Arbeitsgruppe einen Fragenkatalog entwickelt, der bei der Einzelfallentscheidung helfen kann.
Aktuelles zum Thema interkulturelle Vielfalt: Newsletter der Integrationsbeauftragten
In ihrem Newsletter informiert die Integrationsbeauftragte über neue Entwicklungen in der Diskussion rund um Einwanderung, Diversity im Programm, (Anti-)Rassismus, Interkultur. Der Newsletter stellt Menschen und Projekte im WDR vor, gibt Empfehlungen über Neuerscheinungen und schlägt Gesprächspartner:innen zu aktuellen Themen vor.