Das waren die Nominierten

Diese Projekte waren — neben den drei Preisträgerprojekten — ebenfalls nominiert für den WDR Kinderrechtepreis 2022

Hier spielen wir! (Bielefeld)

Wenn man Kinder fragt, was ihnen wichtig ist und was sie brauchen, kann daraus ein ganzes Aktionsjahr werden. So geschehen im Bielefelder Stadtteil Oberlohmannshof. Spielmobilkinder wollten in ihrem Viertel etwas verändern und die Orte selbst gestalten, an denen sie sich gerne aufhalten - zum Beispiel eine Garage, die ursprünglich nur für einen Tonstudio-Workshop angemietet worden war. Frisch restauriert dient sie jetzt als Treffpunkt, an dem die Jugendlichen chillen können oder eigene Veranstaltungen wie Karaoke, Videospiele oder Kino auf die Beine stellen. Auch der Quartiergarten, in dem die Kinder inzwischen das ernten können, was sie selbst gepflanzt haben, wurde von ihnen angelegt. Wie sehr das Viertel Oberlohmannshof von diesen und weiteren Aktivitäten profitiert hat, kann man in verschiedenen Filmen sehen. Die Kinder und Jugendlichen haben erlebt, dass ihre Meinung gefragt ist und dass sie etwas bewirkt haben, auf das sie stolz sein können.

Junge interviewt einen Sprayer

aber habe ich nicht ein Recht auf...? ( Langenfeld)


Kinderrechte, die nur auf dem Papier stehen, sind in der Wirklichkeit schnell vergessen. Das erlebt man in einem Film von nur fünf Minuten Länge. Entwickelt, umgesetzt und gespielt von 16 Jugendlichen des Förderzentrums Süd in Langenfeld. In einer Projektwoche zum Thema Kinderrechte haben sich die Schüler:innen zunächst mit weltweiten, oft alltäglichen Kinderrechtsverletzungen auseinander gesetzt. Die Leitfrage „aber habe ich nicht ein Recht auf....?“ führte sehr direkt in die Lebenssituation in ihren eigenen Familien oder die ihrer Freunde. Wie steht es da um das Recht auf Förderung, auf Bildung, auf ein Aufwachsen ohne Gewalt? In ihrem Film geben die Jugendlichen in der Form eines Schattentheaters offen und schonungslos Auskünfte dazu. Vernachlässigung, Gewalt, Demütigung, Ignorieren - die Schüler:innen kennen das. Sie selbst haben die Szenen, die hier zu sehen sind, geschrieben, geprobt und mit großer Disziplin gespielt. Auf diese Weise haben sie ihre Erfahrungen öffentlich gemacht – und damit eindrucksvoll ihre Rechte eingefordert.

Schattenbild mit zwei Jungen

#styleyourrights (Düsseldorf)


Finde einen künstlerischen Ausdruck für deine Rechte – dieser Claim des Kunstprojektes #styleyourrights bringt das Konzept auf den Punkt. Die Aufforderung des Vereins Krass e.V. ging an 110 benachteiligte Kinder und Jugendliche in Düsseldorfer Brennpunkt-Vierteln. Hier verlassen zweimal so viele Kinder die Schule mit Hauptschulabschuss wie in anderen Stadtteilen Düsseldorfs. Ein Jahr lang setzten sich diese Jugendlichen in Workshops außerhalb des Schulbetriebs mit den Kinderrechten auseinander und erprobten dabei unterschiedliche künstlerische Mittel, um ihre Rechte zu visualisieren: Sie lernten Hip-Hop, Trickfilm, Graffiti, Malerei, Fotografie, schufen in einem T-Shirt Workshop Mangas, Kraftfiguren aus Comics oder starke Aussagen beispielsweise zum „Recht zu träumen“. Dies und alle weiteren Ergebnisse sind in 16 Youtube-Videos zu sehen. Sie dokumentieren, dass ein solches Jahresprojekt alle Beteiligten stärker macht.

Zwei Jungen malen

Du- Ich- Wir: Bitte abgucken! (Erkrath)


Die Mitglieder des Vereins Du-Ich-Wir e.V. in Erkrath vermitteln kostenlosen Deutsch-Förderunterricht für Kinder mit Migrationsgeschichte. Entstanden in der bewegten Zeit 2015, bringt der Verein bis heute ehrenamtliche Lehrerinnen und Lehrer („Mentoren“) und motivierte Schülerinnen und Schüler zusammen. Die Aktiven organisieren Unterrichtsräume, stellen passende Lernmaterialien zusammen und organisieren bildungsrelevante Ausflüge. Junge Geflüchtete werden von der Grundschule bis zum Jobeinstieg unterstützt. 72 freiwillige Lehrer*innen und 101 Kinder bilden derzeit erfolgreiche Lerntandems. Die Warteliste ist lang und neue Ehrenamtliche werden immer dringend gesucht. Dieses engagierte Setting soll Schule machen. Bitte abgucken!

zwei aufgeschlagene Schulbücher

KidsCare in Sportvereinen (Düsseldorf)


Was als bilaterales Projekt zwischen dem Kinderschutzbund Düsseldorf und dem FC Fortuna begonnen hatte, zog rasch weitere Kreise. Das Präventionsprojekt "Kinderschutz im Sportverein" - ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt – wird heute anderen Vereinen zur Nachahmung angeboten. Einige in der Region nutzen es bereits. Sie zeigen damit, dass sie das Problem verstehen und Verantwortung übernehmen wollen: Ihre Vereinsräume und Trainingsorte sollen sichere und gewaltfreie Orte für Kinder und Jugendliche sein. Ein Ziel des Konzeptes ist, Kinder und Jugendliche zu ermutigen, ihre Meinung frei zu äußern und sich an Vertrauenspersonen im Verein zu wenden, wo sie auch Hilfe finden. Zu den vereinbarten Leitplanken des Konzeptes gehört auch, dass Kinderschutz in die Vereinssatzung aufgenommen und ein Team benannt wird, das dafür verantwortlich ist. Wichtig, aktuell, präventiv!

Junge im Trikot

Umwelt was geht? (Köln)


Die „Umweltagenten“ vom Kinder- und Jugendzentrum Meschenich im Kölner Süden haben schon einiges zusammen auf die Beine gestellt: ein Magazin erstellt, Geld für die Ukraine gesammelt, zusammen gekocht, und zwar „Gutes Essen, was schmeckt und nicht dick macht“, wie sie in ihrer selbst erstellten Filmdoku erzählen. In einem hörenswerten Podcast und in den Sozialen Medien berichten sie außerdem über die Umweltproblematik in ihrem Stadtteil: Da geht es um Müll, Lärm und Autoabgase. Die „Umweltagenten“ führen Interviews und fragen nach: Kann man CO2-frei leben? Wie praktisch sind Lastenfahrräder und was kann man „Reparieren statt Aussortieren“? Engagierte Interviews sind dabei entstanden, zu Themen die alle angehen und die weit über den Tellerrand des eigenen benachteiligten Wohnumfeldes hinaus gehen. Unbedingt reinhören!

Ein Umweltagent im Interview

Schulaufgabenliefer-Service (Bielefeld)


Praktischer geht‘s nicht! In Bielefeld leben viele Kinder und Jugendliche, deren Familien zwar Computer oder Laptops haben, aber keinen Drucker, um Schulaufgabenblätter für das Homeschooling während der coronabedingten Schulschließungen auszudrucken. Das IBZ (Internationales Begegnungszentrum Friedenshaus e.V.) fand eine unkomplizierte Lösung, druckte die Schulaufgaben aus, die den Kindern per E-mail von der Schule zugeschickt wurden - und lieferte sie mit dem Lastenfahrrad nach Hause. „Spätestens bis zum nächsten Tag“, so die verlässliche Zusicherung. Wenn es schneller gehen musste, konnte man sich die Ausdrucke auch selbst beim IBZ abholen. Insgesamt kamen beim IBZ 2000 Mails mit 4000 Dateien an. Mit einem einzigen Mitarbeiter des KiJu-Bereiches, einem Computer und einem Drucker fing es an. Bald war ein Team von 20 Ehrenamtlichen im Einsatz. Alle Mitarbeitenden mussten helfen, weil die Nachfrage groß war. Innovativ, logisch und ganz einfach.

Philipp Schniederkötter mit Fahrrad und Briefumschlägen

111 Projekte haben sich für den WDR Kinderrechtepreis 2022 beworben. „Das ist ein sensationelles Ergebnis und zeigt, wie viele Menschen in NRW sich für die Kinderrechte engagieren“, freut sich der verantwortliche WDR Redakteur Tobias Habig.

Alle nachahmenswerten Projekte werden in einer Broschüre vorgestellt, die ab dem 18. September 2022, pünktlich zur Preisverleihung auf dieser Seite zum Download bereit steht.