Malaria ist tückisch. Von weiblichen Stechmücken zumeist in den Tropen und Subtropen übertragen, führen sie zu periodisch wiederkehrendem Fieber, Darmkrämpfen – und nicht selten, vor allem bei Kindern, zu Koma und Tod. So sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2013 rund eine halbe Million Menschen an Malaria. Maßgebliche Erkenntnisse über die Krankheit verdanken wir dem Franzosen Charles Louis Alphonse Laveran.
Kleine, ausgefranste Würmer
Geboren wird Laveran am 18. Juni 1845 in Paris. Sein Vater ist Militärarzt, sein ganzes eigenes Leben besteht aus Medizin und Militär. 1863 übersiedelt er zum Studium nach Straßburg, drei Jahre später beginnt er, in den dortigen Krankenhäusern zu arbeiten. Nach seiner Doktorarbeit geht er 1870 als medizinischer Offizier in den Deutsch-Französischen Krieg. Wieder zuhause erbt er von seinem Vater den Lehrstuhl für Kriegserkrankungen und -epidemien an einem Militärhospital in Paris.
1878 wird Laveran ins französisch besetzte Algerien versetzt: in jenes Land also, das bis heute am meisten unter der Malaria zu leiden hat. Hier beginnt er in einem Militärkrankenhaus seine Studien an betroffenen Landsleuten aus den Reihen der Kolonialtruppen. Laveran untersucht ihr Blut und findet 1882 kleine ausgefranste Würmer, die er als Malariaerreger identifiziert. Zwei Jahre später veröffentlicht er seine Erkenntnisse.
Wer ist der Überträger?
Aber wo lebt der Parasit, bevor er den Menschen befällt? Um dies zu erforschen, reist Laveran in die Sümpfe bei Rom, wo die Theorie vorherrscht, dass Malaria durch die dort aufsteigenden Dämpfe, die "schlechte Luft" („mala aria“) übertragen wird. Laverans Untersuchungen von Luft und Wasser bleiben allerdings ergebnislos. Seine unter anderem 1894 formulierte Vermutung, dass der Erreger von Mücken übertragen werden könne, stößt in der Fachwelt auf Skepsis. Der Beweis gelingt vier Jahre später dem britischen Mediziner Ronald Ross mit seinen Untersuchungen an der Anopheles-Mücke in Indien.
Nach seiner Entdeckung hofft Laveran Jahr für Jahr auf den Medizin-Nobelpreis. Mehrmals steht er auf der Shortlist, muss sich aber gegen Größen wie Emil von Behring, Niels Ryberg Finsen oder Robert Koch mit ihren Arbeiten über Diphterie, Tetanus, oder Tuberkulose geschlagen geben. Oder gegen Ronald Ross, der den Medizin-Nobelpreis 1902 für seine Studien zum Malaria-Übertragunsgweg erhält. 1907 wird auch Laveran endlich vom Komitee in Stockholm für seine Entdeckung des Malaria-Erregers ausgezeichnet. Er stirbt 1922 in Paris.
Stand: 18.06.2015
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