groß: Hand mit Pinsel, malt Steinwy-Signet auf goldene Gussplatte

Stichtag

15. Februar 1797 - Klavierbauer Heinrich E. Steinweg geboren

Lang Lang hat die Qual der Wahl. Drei Flügel stehen auf der Bühne der Hamburger Musikhalle und in zwei Stunden beginnt das Konzert. Mit spitzen Ohren prüft der Starpianist aus China Anschlag und Klang jedes einzelnen Instruments. Doch ganz gleich, für welchen Flügel sich Lang Lang entscheiden wird: Auf jedem prangt goldschimmernd der Schriftzug "Steinway & Sons".

2,74 Meter lang, eine halbe Tonne schwer und weit über 100.000 Euro teuer ist solch ein Steinway D-274; in nahezu jedem Konzertsaal der Welt gehört das Topmodell des traditionsreichen Tastenkonzerns zum festen Inventar. Seit 1884 wird der D-274 in New York und Hamburg gefertigt, in äußerst präziser Handarbeit, streng nach der Forderung von Firmengründer Henry E. Steinway: "To build the best piano possible", immer das bestmögliche Klavier zu bauen.

Nach oben geheiratet

Am Anfang der Steinway-Geschichte, die wie viele Erfolgsstorys amerikanischer Unternehmer in Deutschland beginnt, steht eine Tragödie. Durch einen Blitzeinschlag verliert der am 15. Februar 1797 im Harz geborene Förstersohn Heinrich Engelhard Steinweg seinen Vater und drei Brüder. Die Mutter starb sechs Jahre zuvor, der 15-Jährige ist nun Vollwaise. Als mittelloser Analphabet sucht er sein Glück in der Armee und erlebt als Hornist Napoleons Untergang bei Waterloo mit. Zurück im Harz erlernt er das Tischlern und den Instrumentenbau. 1825 fertigt Heinrich Steinweg sein erstes Klavier, das er seiner Braut Juliane zur Hochzeit schenkt.

Die Ehe mit der Fabrikantentochter öffnet dem ehrgeizigen Heinrich die Türen der höheren Gesellschaft. Schnell spricht sich die Qualität der Steinweg-Klaviere herum, die Manufaktur floriert. Zielstrebig tüftelt Steinweg weiter, bis er 1836 seinen ersten Konzertflügel vorstellen kann. Nach einem höchst einträglichen Jahrzehnt - selbst Koryphäen wie Franz Liszt zählen zu seinen Kunden - geht die Nachfrage spürbar zurück. Im verträumten Biedermeier beginnt es politisch zu rumoren und zahllose Zollgrenzen machen Steinwegs Exporte unverhältnismäßig teuer. Mit 53 Jahren entschließt sich der Klavierbauer, seine Firma an Sohn Theodor weiterzugeben und in der prosperierenden Neuen Welt noch einmal von vorn anzufangen.

Promotion-Coup mit "Steinway Artists"

In New York, wo sich die Familie 1850 mit drei Töchtern und vier Söhnen niederlässt, wird aus Heinrich Engelhard Steinweg nun Henry E. Steinway. Nach Lehrjahren bei verschiedenen Klavierbauern kann er 1854 mit den Söhnen endlich seine eigene Firma "Steinway & Sons" eröffnen. Der gestrenge Patriarch, stets sehr deutsch mit Gehrock, Zylinder und Spazierstock gekleidet, übergibt dem begabten Nachwuchs das Marketing und konzentriert sich auf den perfekten Bau und die Verbesserung seiner Edel-Tasteninstrumente. 120 Patente meldet er in den USA an - die meisten finden bis heute in einem Steinway Verwendung.

Wohlhabend und angesehen stirbt Henry E. Steinway am 7. Februar 1871. Um sein Erbe ist es bestens bestellt. Der Verkaufsexperte William (Wilhelm) Steinway erkennt die Bedeutung hochkarätiger Künstler für das Marken-Image und schickt den russischen Starpianisten Anton Rubinstein mit einem Steinway-Flügel auf Tournee. Daraus entsteht die Idee der besonders umhegten und mit Flügeln beschenkten "Steinway Artists", zu denen nach Rubinstein unter anderem Sergej Rachmaninow, Vladimir Horowitz, George Gershwin, Duke Ellington, Billy Joel und heute auch Lang Lang gehören. Theodore Steinway, der 1865 dem Familienclan nach Amerika gefolgt war, entwickelt die gewinnbringenden Patente des Vaters weiter. 1880 eröffnet er in Hamburg die europäische Dependance von Steinway & Sons. Seither beliefert das New Yorker Werk den amerikanischen Markt und Steinway’s Pianofortefabrik an der Elbe den Rest der Welt.

Stand: 15.02.2012

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