Stichtag

23. April 2005 - Vor 230 Jahren: William Turner wird geboren

Im Jahr 1819 schleicht eine merkwürdige Gestalt durch Londons nebelige Straßen. Mürrisch und schlampig gekleidet macht sich der Maler William Turner auf den Weg zu einer großen Ausstellung seiner Werke: der zweiten schon in diesem Jahr. Geizig und verschlossen sei er gewesen, berichten Kritiker und Freunde. Im Gegensatz dazu sprühen seine Bilder förmlich vor blendendem Licht und verschwenderischer Farbe.
Turner wird am 23. April 1775 in London geboren. Zur Sparsamkeit hat ihn sein Vater, ein Barbier, erzogen. Das Malen hat er sich selber beigebracht. Der Vater fördert das Talent des Sohns und stellt dessen erste Werke in seinem Friseurgeschäft aus. Später ist das nicht mehr nötig: Turner wird bald so berühmt, dass er sich seine eigene Galerie bauen kann. Vor allem eine Reise nach Italien öffnet dem inzwischen 44-Jährigen die Augen für die Schönheit der vom Licht durchfluteten Landschaft. Wie besessen und in unbändigem Arbeitseifer trägt Turner nun seine Farben auf, verschieden dicht, mit Pinsel oder Spachtel. Mal kratzt er mit dem Malwerkzeug auf der Leinwand herum, mal verreibt er die Töne zu einem neblig leuchtenden Gemisch. Klare Konturen oder Perspektive gibt es nicht. Turner will die flüchtigen Stimmungen fixieren, in die das Wechselspiel aus Sonne, Wind und Regen die Berge und das aufgewühlte Meer, die Eisenbahnen oder Schiffe immer wieder taucht.

Am Ende seines Lebens gilt Turners Malerei als antiquiert. Erst der französische Impressionismus offenbart ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod die Fortschrittlichkeit seiner Kunst im Umgang mit Licht und Farbe. Turner stirbt am 19. Dezember 1851 in London. Er hinterlässt dem englischen Staat nicht weniger als 20.000 Aquarelle, Zeichnungen und Gemälde.

Stand: 23.04.05