Eine zeitgenössische Darstellung zeigt Jeanne d'Arc in Männerkleidung und zu Pferd

9. Januar 1431 – Beginn der Ermittlungen im Prozess gegen Jeanne d‘Arc

Als Kind hört Jeanne d‘Arc erstmals eine innere Stimme. Gott fordert sie auf, Frankreich im Hundertjährigen Krieg zu retten und dem Thronerben Karl zu helfen, König zu werden. Ein heikles Unterfangen, denn die Engländer haben weite Teile des Landes besetzt, und der britische Monarch Heinrich VI. hat seinen Herrschaftsanspruch angemeldet.

Jeanne gelobt trotzdem, dem Ruf zu folgen, und zieht unter dem Namen Jeanne la Pucelle ("Johanna, die Jungfrau") an Karls Hof. Karl erlaubt ihr, in Männerkleidern und mit der Standarte seine Truppen zu führen. Als sie schließlich in den Kampf zieht, sorgt ihre Popularität dafür, dass zu ihren anfangs 200 Soldaten noch fast 8.000 Anhänger dazukommen.

An den Feind verkauft

Jeanne d‘Arc wird 1412 geboren, wahrscheinlich als Tochter eines Landbesitzers aus Domrémy südlich von Nancy. Anfang Mai 1429 schlägt sie die Engländer bei Orléans und Anfang Juni bei Patay. Von der Siegesstimmung getragen, lässt sich Karl VII. zum französischen König krönen. Für Jeanne ist das der Beginn des Befreiungskrieges, für Karl das Ende - er will nicht weiterkämpfen. In der Folge gerät Jeanne d‘Arc militärisch in die Defensive. Im Mai 1430 gerät sie in die Fänge des Herzogs von Burgund, der sie an die mit ihm verbündeten Engländer verkauft.

Die Engländer wollen den Mythos um Jeanne d‘Arc vernichten. Sie überstellen die kriegerische Prophetin an ein Inquisitions-Tribunal der Kirche und klagen sie der Ketzerei an. Alles soll seine rechtliche Ordnung haben und nicht nach einem Mord am Feind aussehen. 1431 beginnen die Ermittlungen. Die Pariser Universität erstellt ein Gutachten.

Widerruf des Widerrufs

Die Inquisitoren verhören die inzwischen 19-jährige Jeanne wochenlang. Erst widerruft sie unter dem Druck, dann widerruft sie ihren Widerruf. Sie wird als Ketzerin verurteilt: Ihre Berufung auf Gott sei Teufelszeug. Mit dem weiteren Vorgehen will die Kirche nichts zu tun haben und überstellt die Verurteilte der Staatsgewalt.

Karl, der der Jungfrau von Orléans den Thron verdankt, rührt keinen Finger: Ihm gilt Jeannes Leidenschaft längst als Gefahr seiner Realpolitik. So wird Jeanne d‘Arc 1431 in Rouen bei lebendigem Leib verbrannt. 800 Soldaten halten die murrende Menge in Schach.

Als Ketzerin verurteilt, als Heilige verehrt

Nach ihrem Tod ist sich die Kirche ihres Urteils nicht mehr sicher: In einem Revisionsverfahren wird das Inquisitionsurteil 1456 wieder aufgehoben. Im 19. Jahrhundert dann wird Jeanne zu einer Heldin des politischen Katholizismus in Frankreich - gegen die liberale Trennung von Kirche und Staat. 1920 wird sie in Rom heiliggesprochen und zur Patronin Frankreichs erklärt.

Erste Ermittlungen gegen Jeanne d'Arc (am 09.01.1431)

WDR 2 Stichtag 09.01.2021 04:14 Min. Verfügbar bis 07.01.2031 WDR 2


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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Januar 2021 ebenfalls an den Prozess gegen Jeanne d'Arc. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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