Ehemalige SS-Villa und heutige Gedenk- und Bildungsstätte "Haus der Wannsee-Konferenz" in Berlin, in der 1942 die Konferenz zur "Endlösung der Judenfrage" stattfand

20. Januar 1942 - Wannsee-Konferenz organisiert "Endlösung der Judenfrage"

Stand: 20.01.2017, 00:00 Uhr

Adolf Hitler hat die Vernichtung der Juden immer wieder angekündigt. Am 20. Januar 1942 wird der längst gefallene Entschluss bürokratisch umgesetzt: In der Berliner SS-Villa "Am Großen Wannsee 56-58" treffen sich Spitzenbeamte verschiedener Ministerien sowie hohe NSDAP- und SS-Funktionäre zu einer "Arbeitsbesprechung mit anschließendem Frühstück". Eingeladen hat die 14 Teilnehmer der SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich. Er hatte ein halbes Jahr zuvor von Reichsmarschall Hermann Göring den Auftrag bekommen, einen Plan für die "Endlösung der Judenfrage" zu erarbeiten.

Zu diesem Zeitpunkt ist das Morden bereits in vollem Gang: Hunderttausende Juden sind schon getötet worden - vor allem bei Massenerschießungen in der Sowjetunion durch SS- und Polizeieinheiten, den sogenannten Einsatzgruppen. Bei der Eröffnung der sogenannten Wannsee-Konferenz weist Heydrich daraufhin, dass an die Stelle der erzwungenen Ausreise der Juden nun deren "Evakuierung" in den Osten trete. "Im Zuge der praktischen Durchführung der Endlösung wird Europa vom Westen nach Osten durchgekämmt", heißt es im Protokoll, das von SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann gefertigt wird.

Deportieren und umbringen

Die Besprechung am Wannsee dauert rund 90 Minuten, dann ist die geplante Ermordung von Europas elf Millionen Juden organisatorisch vorbereitet. Euphorie macht sich breit. "Hier war nicht nur eine freudige Zustimmung allseits festzustellen", erinnert sich Eichmann später. Darüber hinaus habe es bei den Anwesenden ein "sich Übertrumpfendes und Überbietendes im Hinblick auf die Forderung zur Endlösung der Judenfrage" gegeben.

Widerspruch gegen den gigantischen Mordplan bleibt aus. Die Konferenzteilnehmer sind sich einig: Alle deportierten Juden sollen umgebracht werden: Wer nicht durch die Zwangsarbeit stirbt, soll ermordet werden. Auch wie dies geschehen soll, wird am Konferenztisch erörtert. Der einzig strittige Punkt ist die Frage, wie mit "Mischlings-Juden" umzugehen sei, und mit jenen, die mit "Ariern" verheiratet sind. Die Diskussion darüber wird auf einen Folgetermin vertagt.

Eine Protokoll-Kopie bleibt erhalten

Hauptdrahtzieher Heydrich, Gestapo-Chef Heinrich Müller und Protokollant Eichmann lassen die Konferenz gemütlich ausklingen: mit Cognac am Kamin. Was Eichmann nicht davon abhält, sich 20 Jahre später vor Gericht als reinen Befehlsempfänger darzustellen: "Wenn meine Vorgesetzten mir befahlen, ich muss diese transporttechnischen Angelegenheiten durchführen, da ist klar, da musste ich gehorchen", sagt er bei seinem Prozess in Jerusalem. Tatsächlich sei Eichmann einer der Mitorganisatoren gewesen, sagt Historiker Peter Longerich. Dieser habe die gesamte Konferenz vorbereitet und vermutlich Heydrich die Konferenz-Rede geschrieben.

Vor Kriegsende lässt SS-Chef Heinrich Himmler die Spuren des Holocaust verwischen. Alle staatlichen Dokumente dazu sollen vernichtet werden. Von den 30 streng geheimen Protokollen der Wannsee-Konferenz bleibt allerdings eines erhalten. Ein Teilnehmer der Besprechung war in Ungnade gefallen, im KZ gelandet und konnte das Dokument nicht weisungsgemäß entsorgen. Es taucht nach dem Zweiten Weltkrieg in den Akten des Auswärtigen Amtes auf.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. Januar 2017 ebenfalls an die Wannsee-Konferenz. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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